Fitness und Resilienz im Fokus der IT

Gesundheitsmanagement gegen Stress und Burnout

17.12.2015
Von Bernd Müller

Interview mit Andjelina Gudelj

Eigentlich müssten Arbeitende in der IT-Branche glücklich und zufrieden sein. Es gibt keine gefährlichen Chemikalien, mit denen sie in Berührung kommen könnten, und keine schweren Lasten zu heben…

Andjelina Gudelj: Ja, das stimmt. Die Arbeitsbedingungen im IT-Dienstleistungs- und Beratungsbereich sind im Vergleich zu vielen anderen sehr gut. Es gibt ein hohes Maß an Handlungs- und Entscheidungsfreiräumen. Doch auch hier kommt es zu Belastungen, die auf Anhieb oft nicht erkannt werden. Zu einem der Risikofaktoren zählt die Bildschirmarbeit. Langes Sitzen und konzentriertes Sehen beanspruchen den Körper, die Augen und natürlich auch die Psyche.

Was beansprucht die Psyche?

Andjelina Gudelj: In der IT-Branche ist es die Arbeitsform an sich, die belasten kann. Viele unserer Mitarbeiter - gerade die Projektleiter, Berater und Entwickler - arbeiten in Projekten, zum Teil auch in mehreren gleichzeitig. An der Tagesordnung sind neue und komplexe Aufgaben, Belastungsspitzen und wechselnde Projektteams. Das ist oft weit weg vom klassischen "9-to-5-Job" und gibt viel Freiheit, erfordert aber auch Flexibilität, Einsatz und Selbstorganisation. Darüber hinaus gilt es, Kunden zu besuchen und dort Projekte zu betreuen. Das bringt oft lange Arbeitszeiten mit sich.

Welche typischen Krankheiten registrieren Sie?

Andjelina Gudelj: Wie in anderen Büroumgebungen, wo viele Menschen zusammenarbeiten, sind grippale Infekte natürlich häufig. Richtig typisch für Büroarbeit sind Beeinträchtigungen des Muskel- und Skelettsystems, die durch den Bewegungsmangel und die einseitige Haltung entstehen. Die Folgen sind beispielsweise Rückenschmerzen oder Probleme an den Bandscheiben.

Notebook und Smartphone begleiten heute fast jeden. Ist die Entgrenzung der Arbeitszeit ebenfalls ein Problem?

Andjelina Gudelj: Mit mobilen und flexiblen Arbeitsmodellen bieten wir den BTC-Mitarbeitern viele Möglichkeiten, ihre Arbeit auch mit dem Notebook und Smartphone dann zu erledigen, wann es gut in ihren Tag passt - das kann dann auch mal erst abends um 20 Uhr sein, wenn die Kinder schon schlafen. Aber nicht alle Mitarbeiter wollen ihre Arbeit auch mit nach Hause nehmen. Hier ist eine hohe Eigenverantwortung des Einzelnen und auch Achtsamkeit des Unternehmens gefragt. Denn regelmäßige Ruhephasen sind wichtig, damit der Stress nicht zur Dauerbelastung führt.

Was tun Sie dafür, dass der Einzelne sich nicht selbst ausbeutet, sondern eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatem findet?

Andjelina Gudelj: Schon unsere Führungskräfte werden dafür sensibilisiert, auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu achten - und natürlich auch auf ihre eigene. In einem Training mit einer Psychologin und einem Mediziner reflektieren sie beispielsweise die Erfolgsfaktoren gesunder Führung und lernen, erste Anzeichen von Stress und Burnout zu erkennen. Aber auch unseren Mitarbeitern bieten wir ein entsprechendes Angebot mit dem Titel "Gesund denken und handeln". Fragen wie "Was verursacht Stress bei mir?", und "Wie gehe ich anders damit um?" stehen hier im Vordergrund. Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen auf diese Angebote. (pg)

Zur Startseite