Missverständlicher Käuferschutz

Händlerbund integriert Klarna in sein Käufersiegel



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Seit Ende 2013 vergibt der Rechtstexte-Anbieter Händlerbund auch das Onlineshop-Zertifikat "Käufersiegel" und kooperiert dabei nun mit dem Payment-Service Klarna. Der Käuferschutz, mit dem der Händlerbund in diesem Zusammenhang wirbt, ist allerdings missverständlich.
Das Gütesiegel des Händlerbunds
Das Gütesiegel des Händlerbunds

Mit über 30.000 Onlineshops, welche die vom Händlerbund angebotenen "abmahnsicheren" Rechtstexte verwenden, ist der in Leipzig ansässige Verein nicht nur der nach eigener Aussage größte Onlinehandelsverband Europas, sondern auch einer der erfolgreichsten Anbieter von Rechtstexten auf dem deutschen Markt. Dabei baut der Händlerbund nicht nur die Anzahl der angeschlossenen Händler aus, sondern erweitert auch sein Leistungsportfolio. So stieß der Verband im vergangenen Jahr mit dem Käufersiegel-Kundenbewertung, einem System für Shopbewertungen, sowie der Käufersiegel-Zertifizierung weiter auf das Terrain des Gütesiegel-Marktführers Trusted Shops (über 10.000 zertifizierte Händler) vor.

Nun präsentiert der Händlerbund den Payment-Dienst Klarna als erstes offiziell zertifiziertes Zahlungssystem für sein Käufersiegel. Eine Kernvoraussetzung für die Zertifizierung ist nämlich, dass Online-Händler in ihren Shop eine Bezahlmöglichkeit integriert haben, die Kunden vor nichterhaltenen bzw. fehlerhaften Lieferungen schützt. Zum Start des Händlerbund-Käufersiegels wurden daher nur Shops zertifiziert, die auch die Bezahloption PayPal anbieten. Der zu eBay gehörende Payment-Dienst sichert mit seinem Käuferschutz generell Zahlungen in Online-Shops ab.

Bei Klarna gibt es eine solche grundsätzliche Schutzfunktion nicht, was bei den angebotenen Bezahlvarianten Rechnung und Ratenkauf aber auch gar nicht nötig ist: die Kunden bezahlen hier erst nach dem Erhalt der Ware und sind somit automatisch vor Betrügern und Fehllieferungen geschützt. Zur Ehre, der erste offizielle Partner des Händlerbund-Käufersiegels zu sein, kam Klarna übrigens dadurch, dass zwischen PayPal und dem Händlerbund bis heute keine offizielle Zusammenarbeit besteht.

"Käuferschutz" mit Schlupflöchern

Ähnlich zwischen den Zeilen lesen müssen auch Kunden, die sich für ihr Sicherheitsbedürfnis beim Onlineshopping an dem Gütesiegel des Händlerbunds orientieren. Der in das Käufersiegel integrierte "Käuferschutz" - an anderer Stelle wird er "Kaufpreisabsicherung" genannt - ist nur dann wirksam, wenn der Kunde mit einem Payment-Verfahren bezahlt hat, das von sich aus eine entsprechende Absicherung enthält. Beim "Käuferschutz" des Händlerverbunds handelt es sich also um keinen zusätzlichen Schutzmechanismus für Online-Kunden, sondern lediglich um eine Bekräftigung des von PayPal und Klarna ohnehin gewährleisteten Betrugsschutzes. Bezahlt ein Kunde in einem Onlineshop mit Händlerverbund-Käufersiegel dagegen mit einer anderen Bezahlmethode, bleibt er weiterhin dem vollen Ausfallrisiko ausgesetzt.

Damit unterscheidet sich die mit dem Käufersiegel des Händlerverbunds verbundene "Kaufpreisabsicherung" deutlich vom Käuferschutz des Wettbewerbers Trusted Shops, der eine grundsätzliche Absicherung der Konsumenten - unabhängig von der gewählten Bezahlmethode - bietet. Trusted Shops setzt dabei auf ein versicherungsähnliches Modell, bei dem die Kunden im Warenkorb des Onlineshops den Käuferschutz eigenständig aktivieren müssen sowie ggf. bei hohen Warenkorbwerten eine zusätzliche Prämie zahlen müssen.

Die größere Sicherheit aus Kundensicht bietet damit eindeutig Trusted Shops. Doch geht es auf dem inzwischen ziemlich belebten Markt für Onlineshop-Gütesiegel nicht nur darum, sondern auch verstärkt um die Gunst der Shopbetreiber. Für diese listet der Händlerbund in einer aktuellen Mitteilung die Vorteile seines "Käuferschutzes" auf: "Durch den Sicherheitsfaktor brechen weniger Kunden den Einkauf ab und so lässt sich der Umsatz effektiv steigern." Das ist richtig, gilt aber bei einen echten, umfassenden Schutzmechanismus umso mehr.

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