32 Jahre Mac

Happy Birthday, Macintosh – Der Mac wird 32

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.

Die Entwickler

Steve Jobs als Vater des Mac zu ehren, ist eigentlich nicht ganz korrekt. Der Apple-Mitgründer landet erst 1981 bei dem Mac-Projekt, das 1979 Jef Raskin angestoßen hatte. Raskin hatte im Jahr 1978 als Angestellter Nummer 31 bei Apple angefangen und war in der Mac-Projektgruppe für das Interface des damals neuartigen Rechners zuständig. Seine Idee ist ein „Toaster“, ein Computer, den man einfach einschalten und ohne Zusatzgeräte nutzen kann. Der Preis soll unter 500, später 1000 US-Dollar bleiben, ein kleiner Monitor und langsamer Prozessor sollen dies ermöglichen. Etwa 1981 entdeckt Steve Jobs das Projekt und macht sich bald zu seinem Leiter – es wird ihm klar, dass das für Apple wichtigere Projekt Lisa zu einem Flop werden könnte – und in der Unternehmensführung von Apple kommt die Geschäftsleitung recht gut ohne den Gründer Jobs aus. Jobs will den Codenamen unter anderem in „ Bicycle “ ändern, kann diese Idee glücklicherweise nicht durchsetzen.

Die Nachfolger des Original-Macintosh Macintosh Classic und Macintosh Plus sind ungleich erfolgreicher.
Die Nachfolger des Original-Macintosh Macintosh Classic und Macintosh Plus sind ungleich erfolgreicher.
Foto: Apple

Steve Jobs spielt bei der Entwicklung des ersten Mac seine Fähigkeiten zur Motivation und Suggestion aus, Mac-Entwickler Guy Tribble nennt dies einmal Jobs’ „Reality Distortion Field“. Er spornt die Entwickler zu Höchstleistungen an, 80-Stunden-Wochen werden als selbstverständlich angesehen. Viele anspruchsvolle Änderungen setzt Jobs durch, angefangen von der grafischen Benutzeroberfläche. Diese erfordert mehr Leistung und damit teurere Komponenten. Raskin hatte für „seinen“ Rechner eigentlich einen preiswerten, aber langsamen Prozessor vorgeschlagen, Jobs entscheidet sich dagegen für den schnellen, aber teuren Motorola 68000. Nach einem unausweichlichen letzten Streit mit Jobs verlässt Raskin das Unternehmen, die Premiere des Mac geht ohne ihn über die Bühne.

Auch der Entwickler des Mainboards, Burrel Smith, muss sich mit einem Chef auseinandersetzen, der selbst beim Aussehen des Mainboards Wert auf Ästhetik legt. Am Ende zahlt sich dies aus. Beeindruckend ist am Macintosh nicht nur die Technik, sondern auch das Design. Der recht große Rechner wirkt klein und handlich wie aus einem Guss. Nicht zufällig erinnert das aus zwei Einzelteilen bestehende Gehäuse an ein Gesicht. Viel Wert wurde auf Details gelegt, so sind Anschlüsse mit erklärenden Symbolen versehen, ein Handgriff erleichtert den Transport. Man kann sogar für 99 US-Dollar eine Tragetasche kaufen. Um die Nutzer zur Verwendung der neuen Maus zu zwingen, kommt die mitgelieferte Tastatur ohne Funktions- und Pfeiltasten –eine zusätzliche Zifferntastatur ist bald beliebtes Zubehör.

Revolutionär ist aber vor allem das neue Betriebssystem. Statt kryptischer Textzeilen sieht man auf dem Bildschirm die von der Designerin Susan Kare gestalteten Icons für Ordner und wird beim Systemstart vom Bild eines lächelnden Computers begrüßt. Dokumente verschiebt man mit der Maus in Ordner, ein Programm startet man mit einem Mausklick auf ein Programmsymbol. Eigentlich absurd: Der Apple Lisa besitzt ein eigenes Betriebssystem mit Maus und Benutzeroberfläche, das aber parallel entwickelt und nicht mit dem Macintosh kompatibel ist!

Die Nachfolger des Original-Macintosh Macintosh Classic und Macintosh Plus sind ungleich erfolgreicher.
Die Nachfolger des Original-Macintosh Macintosh Classic und Macintosh Plus sind ungleich erfolgreicher.
Foto: Apple

Begeistertes Presseecho

Aus heutiger Sicht ist der Macintosh klein und lahm, im Vergleich zu den zeitgenössischen Konkurrenten sieht dies aber ganz anders aus. In der Fachwelt wird das Konzept begeistert aufgenommen, wie ein damaliger Bericht in der Fachzeitschrift „Byte“ zeigt. Auf 20 Seiten stellt das Magazin das Gerät (inklusive Schaltkreis und Artikeln von Andy Hertzfeld und Burrell Smith) vor und sieht es als wichtigste Computerentwicklung der letzten fünf Jahre an. Die erste Ausgabe des Magazins Macworld erscheint. Aber auch in Tageszeitungen wie der New York Times sind Journalisten wie Erik Sandberg-Diment begeistert, der den Macintosh als „towering, square, robotic Cyclops“ beschreibt. Weniger gefällt ihm die Farbe, dafür lobt er aber die Qualität des kleinen Bildschirms. Kein Lüfter stört bei der Arbeit, um das kleine Keyboard bequem zu verbinden, liegt der Anschluss an der Seite des Rechners. Auffallend: Noch unter dem Eindruck des 10 000 US-Dollar teuren Lisa wird der niedrige Preis von 2500 US-Dollar gelobt. Das Zeichenprogramm Mac Paint und Mac Write sind vorinstalliert, vor allem das Zeichenprogramm Mac Paint ist damals einzigartig. Die Textverarbeitung Mac Write beherrscht bereits so innovative Funktionen wie verschiedene Schriften und Schriftgrößen, allerdings darf ein Dokument nicht länger als zehn Seiten sein.

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