Home Theatre im Auto von Hans-Jürgen Humbert

19.09.2006

Ginge es nach dem Willen der Industrie, wären wohl in allen Autos hochwertige Multimediaanlagen installiert. "Doch bevor sich multimediales Home-Entertainment auf breiter Front durchsetzen wird, erobert Multimedia das Auto", sagte mir schon vor zwei Jahren Hannes Schwaderer, Deutschlandchef von Intel. Seine Argumentation war einleuchtend: Die Deutschen verbringen auf dem Weg zur und von der Arbeit immer mehr Freizeit auf Landstraßen und Autobahnen. Da wollen sie doch gut unterhalten werden.

Heute gehört ein komplettes Multimediazentrum selten zur Grundausstattung eines Wagens. Vereinzelt finden sich solche Ausstattungen in Luxuskarossen. Woran liegt es?

Einmal hapert es am Preis. Schließlich sind für eine multimediale Ausstattung des Wagens gleich einige hundert oder tausend Euro zu investieren. Und das nur, damit sich Beifahrer im Stau einen Spielfilm ansehen können?

Weiterhin: Was sollte die Autoindustrie motivieren, einen PC in den Wagen zu integrieren? Deren Hauptinteresse liegt mehr darin, ihre eigenen Produkte an die Frau oder den Mann zu bringen. Vom einheitlichen Einbauschacht für das Autoradio (DIN-Radioschacht) hat sich die Automobilindustrie schon längst verabschiedet. Kaum ein neues Auto besitzt noch einen solchen Schacht und wenn doch, wurde das Display abgesetzt im Armaturenbrett montiert. Mit dem Einbau eines neuen Multimediacenters wird das im Armaturenbrett integrierte Display aber abgeschaltet - es bleibt dann schwarz.

Deshalb haben es Fremdanbieter schwer, ihre Produkte veräußern zu können. Zulieferer der Automobilbranche tun sich ebenfalls schwer, einen PC in ihre Geräte zu integrieren. Die Kosten sind zurzeit einfach noch viel zu hoch und würden den Kaufpreis eines neuen Wagens zu weit nach oben treiben. Also finden sich solche, vom Auto-Hersteller verkaufte High-End-Multimedia-Zentralen nur in Luxusschlitten.

Nichts desto trotz haben viele Fremdanbieter die unterschiedlichsten Geräte für Multimedia-Anwendungen im Portfolio. Diese bieten eine Vielzahl von Funktionen, die in den Geräten der Automobilhersteller nicht und wenn doch, nur exorbitanten Preisen zu bekommen sind. Die oben beschriebenen Mankos, beispielsweise bleibt das im Armaturenbrett integrierte Display schwarz, nehmen die Kunden anscheinend widerspruchslos hin. Auch den Gang zur Fachwerkstatt scheuen sie nicht. Denn für Laien ist heute ein Einbau eines Multimedia-Zentrums kaum zu bewältigen. Mehrere Stunden Einbauzeit sind dabei selbst für Fachleute nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Schließlich müssen etliche Meter Kabel verlegt werden. Dazu ist oft auch der Dachhimmel aus- und wieder einzubauen - für einen Laien kaum möglich.

Viele greifen auch zu mobilen Multimediageräten und ärgern sich über die im Innenraum herumfliegenden Kabel.

Das wird nur am Zigarettenanzünder angeschlossen und versorgt beispielsweise die Kinder auf den Rücksitzen. Die nötigen kleinen Displays werden dabei mit Bändern und Schlaufen an den Kopflehnen der Vordersitze angebracht.

Noch einfacher geht es mit einem mobilen Gerät mit eingebautem Bildschirm.

Ein solches hat beispielsweise Philips im Programm. Der PET 1002 besitzt ein 10,5-Zoll-Display und sorgt mit seinem integrierten Akku für rund fünf Stunden ungetrübten Videogenuss. Für längere Fahrten kann das Gerät aber auch an den Zigarettenanzünder angeschlossen werden. Mit knapp 550 Euro gehört das Gerät aber nicht gerade zu den Schnäppchen.

Was erwartet der Kunde?

Zu einem modernen Multimedia-Komplettpaket gehören Radio, CD-, DVD- und MP3-Player, sowie Navigation, so die Wünsche der Kunden. Das ist zwar alles mit der heutigen Technik möglich, aber leider auch sehr teuer. Deshalb begnügen sich viele mit Geräten, die nur einige Funktionen bieten.

Neben einem Navigationssystem steht leichte Anbindung eines MP3-Players an das Autoradio an erster Stelle der Wunschliste der Anwender. Warum es die Hersteller immer noch nicht geschafft haben, einen Line-In-Eingang ihre Geräte zu integrieren, bleibt ein Rätsel. Mit dem Siegeszug des iPods bieten inzwischen zumindest einige Hersteller eine extra Schnittstelle für Apples MP3-Player als Option an. Die muss allerdings extra bezahlt werden und schlägt mit rund 200 Euro zu Buch.

Deshalb binden die meisten ihren MP3-Player via FM-Transmitter an das Autoradio an. Das funktioniert in der Regel recht gut, sofern nicht zu viele Radiosender dazwischenfunken. Auf längeren Strecken muss dann immer wieder eine unbelegte Frequenz gesucht werden.

Die Auswahl an Autoradios mit Zusatzfunktionen ist fast unerschöpflich. Das beginnt mit einfachen Autoradios mit CD-Player und MP3-Funktionalität und endet bei komplexen Systemen, die sich bis ins Unendliche ausbauen lassen.

CD-Wechsler im Kofferraum sind zwar eine schöne Sache, die "unbegrenzte" Musikauswahl der Lieblingstitel, die Hersteller gerne in ihren Werbebroschüren versprechen scheitert aber zumeist an der Faulheit der Nutzer. Einmal bestückt bleiben die CDs über Monate im Auto.

Sonys In-car Soundsystem MEX-1GP, kurz GIGA Panel genannt, bringt beispielsweise MP3-Songs vom PC ins Auto. Das Frontpanel verfügt über eine USB-Schnittstelle und enthält einen integrierten 1GB großen Flashspeicher. Dies entspricht einer Speicherkapazität von mehr als 35 Stunden Musik (bei 64 kBit/s oder ca. 18 Stunden bei 128 kBit/s). Das GIGA Panel wird mit einem USB-Kabel ausgeliefert und beim Anschluss an den PC als externes Laufwerk erkannt. Zusätzliche Software oder weiteres Zubehör sind nicht erforderlich. Das GIGA Panel gibt nicht nur MP3-Dateien wieder, sondern ist zudem noch ein MP3 CD-Tuner, der problemlos CD-R/-RWs abspielt. Das Gerät ist für knapp 400 Euro zu haben.

Mehr Funktionen bietet Pioneers so genannter Moniceiver AVH-P5700DVD: Das All-in-One-Gerät mit seinem ausfahrbaren 6,5 Zoll großen Touchscreen-Display findet in jedem DIN-Radio-Schacht Platz und spielt Audio-CDs, MP3- und WMA-Dateien sowie Video-DVDs ab. Über den 6,5 Zoll großen, ausfahrbaren Touchscreen im 16:9-Format sind alle Audio-, Video- und Navigationsfunktionen abrufbar. Das Laufwerk des AVH-P5700DVD unterstützt auch DVD-R und DVD-RW Medien und spielt somit auch selbst gebrannte DVD-Filme ab.

Das Gerät lässt sich mit einem Navigationsrechner verbinden und erlaubt den Anschluss einer Rückfahrkamera. Weitere Funktionen, wie etw CD/DVD-Wechsler und iPod-Schnittstelle lassen sich ebenfalls nachrüsten. In der Grundausstattung kostet das Gerät knapp 1.300 Euro.

Bei dem KW-AVX706 von JVC handelt es sich um einen DVD/CD/SD-Receiver für einen Doppel-DIN-Einbauschacht. Der Disc-Einschub für DVDs oder CDs und der SD Card Slot sind hinter dem Bildschirm verborgen. Der Receiver bietet 5.1-Kanal Surround Sound oder DVD-Audio in hoher Qualität. Mit dem System lassen sich auch MP3/WMA/WAV-Dateien von CD oder DVD abspielen und auf dem Bildschirm JPEG-Bilder oder DivX-, MPEG1 und MPEG2-Videodateien ansehen. Über den eingebauten SD Card Slot kann man Musik und Bilder direkt vom PC abspielen. Weitere Leistungsmerkmale sind DAB Full Control, optionaler iPod-Anschluss und Dual Zone. Das Gerät kostet knapp 1.000 Euro.

Edel kommt Panasonics kompakter Overhead-Monitor/DVD-Player CQ-VHD9401N daher. Der am Fahrzeughimmel zu installierende 9-Zoll-Bildschirm der Kombination aus Monitor und DVD-Player lässt sich nach unten klappen und horizontal wie vertikal dem Blickwinkel anpassen. Der integrierte Player ist nicht nur mit DVD-Video, CD und CD-R/RW kompatibel, sondern spielt auch MP3-Musiktitel sowie Videos im komprimierten MPEG4-Format ab und zeigt JPEG-Standbilder an. Die Audiosignale werden von einem eingebauten Infrarotsender auf kabellose Kopfhörer übertragen. Sehr praktisch sind auch die doppelten RCA-Eingänge zum Anschluss unterschiedlichster Video-Signalquellen wie Spielkonsolen, TV-Tuner oder Camcorder. Die Bedienung erfolgt via Infrarot Fernbedienung. Das Gerät ist für knapp 1.100 Euro zu haben.

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