Instant Ink

HP führt Seitenpreismodell für Consumer ein

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Hewlett-Packard geht einen ganz neuen Weg bei der Vermarktung von Tintenpatronen im Consumer- und SoHo-Segment: Verbraucher können Seitenkontingente kaufen, die Tinte wird automatisch geliefert.

Seitenpreismodelle für Drucker und Kopierer gibt es im Geschäftskundenumfeld schon lange. Nun will Hewlett-Packard dies auch auf das Consumer-Segment übertragen. "Instant Ink" nennt HP das Modell, bei dem ein monatliches Seitenvolumen, unabhängig von Deckung und Farbe, gekauft wird. Geht im Drucker der Tintenfüllstand zu Neige, löst das Gerät automatisch die Bestellung neuer Patronen aus. Diese werden dann per DHL direkt ins Haus geliefert.

Wenn der Tintenfüllstand eine kritische Marke erreicht, bestellt der Drucker bei HP Instant Ink die benötigten Tintenpatronen automatisch nach.
Wenn der Tintenfüllstand eine kritische Marke erreicht, bestellt der Drucker bei HP Instant Ink die benötigten Tintenpatronen automatisch nach.
Foto: Hewlett-Packard

Derzeit läuft in Deutschland die Pilotphase mit ausgewählten Retail-Märken von Euronics, Media Markt/Saturn sowie Expert. Die Testphase soll im Spätsommer abgeschlossen sein, dann wird das Modell zunächst über ausgewählte Outlets der genannten Ketten bundesweit ausgerollt. Ob zu einem späteren Zeitpunkt weitere Absatzkanäle im E-Tail oder im unabhängigen stationären Fachhandel hinzukommen, darüber hält sich HP bedeckt. Man denke derzeit darüber nach, meint Angelika Selg, bei HP Deutschland mitverantwortlich für das Instant-Ink-Programm.

Drei Preismodelle für 50, 100 oder 300 Seiten

HP startet mit drei Preismodellen, die aktuell mit insgesamt neun Tintenstrahlgeräten und deren Derivate kombiniert werden können. Für 2,99 Euro pro Monat erhält der Verbraucher bis zu 50 Seiten, für 4,99 Euro 100 Seiten und für 9,99 Euro 300 Seiten. Wird das Volumen nicht aufgebraucht, kann es in den nächsten Monat übernommen werden, danach verfällt es aber. Sollte das gebuchte Volumen nicht ausreichen, können weitere Seiten hinzugebucht werden. Die Tarife können monatlich geändert oder auch gekündigt werden.

Das Seitenpreismodell setzt allerdings eine persönliche Registrierung voraus. Zudem muss der Drucker ins Netz eingebunden sein, da Daten über das Druckvolumen und den Tintenverbrauch an HP übermittelt werden. Die monatlich fälligen Beträge werden entweder per Kreditkarte oder per Lastschrift abgebucht. Das Lastschriftverfahren ist ein Zugeständnis an die deutschen Kunden, die sich traditionell mit Kreditkartenzahlungen schwer tun.

Chip soll Missbrauch verhindern

Die Instant-Ink-Patronen besitzen einen Chip, der sicherstellen soll, dass sie nur in den registrierten Geräten funktionieren. Wird der Vertrag gekündigt oder ist das Seitenkontingent erreicht, stellt der Drucker den Betrieb ein. Es können dann aber weiterhin die handelsüblichen Tintenpatronen eingesetzt werden.

Für HP ist Instant Ink eine Möglichkeit, sich das Folgegeschäft mit der Tinte zu sichern und den Refillern das Wasser abzugraben. "Anhand Erfahrungswerten aus Ländern, in denen das Modell bereits auf dem Markt ist, erwarten wir, dass 10 bis 20 Prozent der Druckerkäufer sich auch für Instant Ink entscheiden", gibt sich Selg optimistisch.

Die Verbraucher wiederum müssen sich nicht mehr darum kümmern, dass immer genug Tinte im Drucker ist. HP rechnet zudem anhand von "durchschnittlichen Kosten vergleichbarer Tinten von Originalherstellern" ein Sparpotenzial von bis zu 50 Prozent aus. Diese Werte sind aber mit Vorsicht zu genießen. So setzt dies voraus, dass das monatliche Volumen auch bis zur letzten Seite aufgebraucht wird, was in der Praxis selten passieren wird. Verfallen Seiten oder müssen teurer hinzugekauft werden, verschiebt sich die Rechnung schnell. Zudem ist auch die Deckung der gedruckten Dokumente ein Kriterium: Wer ständig Fotos in hoher Qualität in A4 ausdruckt, fährt natürlich wirtschaftlicher, als jemand, der nur eine Adresse auf einen Briefumschlag druckt.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die an HP übermittelten Daten über das Druckverhalten. Derzeit ist weder bekannt, welche Daten genau weitergegeben, noch wo sie gespeichert oder verarbeitet werden.

Der Fachhandel muss noch draußen bleiben

Ob Instant Ink auch für die breite Fachhandelsschaft bereitgestellt werden wird, steht noch in den Sternen. Wenn nicht, wird künftig einen gutes Stück des Supplies-Kuchens abseits der Reseller verteilt. Schon heute ist es möglich, den Instant-Ink-Vertrag direkt über www.hpinstantink.de abzuschließen, ohne dass Reseller beteiligt sind, für ein Unternehmen, das gerne seine Fachhandelstreue betont, ist dies durchaus problematisch.

Sollte es jedoch zu einem späteren Zeitpunkt für Händler möglich sein, neben der Hardware Instant Ink gleich mit zu verkaufen und auch beim künftigen Umsatz des Kunden zu partizipieren, kann dies für die Reseller eine gute Möglichkeit sein, einfach am Folgegeschäft mit Verbrauchsmaterial teilzuhaben.

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