Fokus auf das SMB-Segment

IBM baut Hardwareabteilung um

14.01.2008
IBMs Hardwaresparte "System and Technology Group" wird umgebaut. Die Neuorientierung mit Schwerpunkt SMB soll die langsame Talfahrt der Abteilung stoppen.

Von Wolfgang Leierseder

Martina Köderitz ist für die System Group in Deutschland verantwortlich.
Martina Köderitz ist für die System Group in Deutschland verantwortlich.

Schon seit Längerem schwächelt IBMs Server- und Storagesparte "Systems and Technology Group". Die Umsätze des einstigen Zugpferdes nehmen ab - millionenschwere Investitionen, etwa in den Midrange-Server "System i", und großzügige Marketingkampagnen konnten daran nichts ändern.

Meinung des Redakteurs

Zwei Jahre hat Detlev Golke einen guten Job gemacht. Das heißt jedoch nicht, dass er nicht besser zu machen wäre.

Aber Martina Köderitz´ Aufgabe ist dadurch nicht wirklich leichter geworden: So setzt sich die Server-Hardware des IT-Riesen zu drei Vierteln aus proprietären Systemen zusammen. Weshalb sparsame SMB-Kunden im Investitionsfall Server jedes Mal Alternativen erwägen werden.

Dennoch: Ein energischer Schritt in Richtung SMB-Kunden ist getan.

Nun soll eine Neuorientierung, begleitet von einem Managementwechsel, die Talfahrt der Serverabteilung stoppen. Die Abteilung werde, teilte IBM Deutschland mit, nach Kundensegmenten - Enterprise für große, direkt belieferte Kunden, Business Systems für mittelständische Kunden (SMB) - und nach Branchen - zum Beispiel Gesundheit, Retail und Callcenter - strukturiert. Das gelte auch für die Abteilung Mikroelektronik, die Chips an OEMs verkauft. "Wir wollen näher am Kunden agieren. Von der Neuausrichtung versprechen wir uns weiter, dass sich unsere Kunden schneller als bisher in unserer Organisation zurechtfinden", erklärte IBM-Sprecher Hans-Jürgen Rehm gegenüber ChannelPartner. Er betonte, IBM werde "nicht die Systeme aufgeben". Doch werde jede der vier Abteilungen "Umsatzverantwortung" haben und wie gewohnt die Umsätze der einzelnen Hardwaresegmente in der Bilanz ausweisen. Seinen Angaben zufolge soll die Neuorganisation Mitte Februar stehen.

Die deutsche "System Group" wird Martina Köderitz leiten. Sie war zuletzt Assistentin von IBM-Chef Sam Palmisano, bis April 2007 Vice President Sales für die Mainframes "zSeries" in Deutschland. Köderitz löst Detlev Golke ab, für den IBM eine neue, bisher nicht bestimmte Aufgabe finden will, sagte Rehm.

Fokus SMB-Kunde

Die Neuorganisation der Hardwareabteilung, nach 15 Jahren grundlegender als jeder Umbau der Hardwareabteilung zuvor und deshalb seit Mitte vorigen Jahres vorbereitet, soll vor allem das seit vorigem Jahr zum Schwerpunkt gemachte SMB-Geschäft ankurbeln. In einer internen Mail unterstrich William Zeitler, verantwortlich für diese Abteilung, die Änderungen würden IBMs Möglichkeiten, Hardware an SMB-Kunden zu verkaufen, deutlich erhöhen. IBMs stärkste Rivalen im SMB-Segment sind HP und Dell, hier zu Lande auch FSC.

Analysten wie zum Beispiel Bob Djurdjevic, tätig bei Marktforscher Annex Research, sagten, die Neuorganisation könne dem IT-Riesen tatsächlich helfen, schneller und intensiver als bisher den Bedürfnissen der SMB-Kunden zu entsprechen. Zwar habe IBM-Chef Palmisano bereits im vorigen Jahr gesagt, IBM werde seinen Schwerpunkt in Richtung SMB verändern, doch diesen Aussagen seien bisher kaum nennenswerte Taten gefolgt.

Im Jahresbericht 2006 wies IBM knapp 17 Milliarden Dollar Umsätze im Zusammenhang mit SMB-Unternehmen aus. Nur mit Finanzdiensten erwirtschaftete das Unternehmen mit gut 25 Milliarden Dollar mehr. Allerdings gibt es Analysten, die von diesen SMB-Umsätzen nicht überzeugt sind. Solange IBM seine Umsätze schlicht nach "direkt" und "indirekt" aufteile, würden auch Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern in die Kategorie "indirekt" fallen. Zöge man nur die Unternehmen mit maximal 1.000 Mitarbeitern in Betracht, könne IBM allenfalls rund 11 Milliarden Umsatz für sich reklamieren.

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