OpenPower Allianz

IBM-Wettbewerber bauen Server auf Basis der Power-Architektur

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die ersten Chips, Komponenten und Server von Drittenanbietern, die auf IBMs Power-Architektur aufsetzen, kommen Anfang 2015 auf den Markt. IBM hatte seine Architektur Ende letzten Jahres mit der Gründung der OpenPower-Allianz freigegeben.

Der für die OpenPower-Allianz verantwortliche IBM-Manager Ken King teilte mit, die ersten Server seien auf Cloud- und Highend-Anwendungen ausgerichtet. Doch auch Low-end-Modelle könnten die Architektur nutzen - das müssten die Anbieter selbst entscheiden. IBM gehe es darum, die Power-Technologie weiter relevant zu halten. Man nehme bewusst in Kauf, dass andere Anbieter nun konkurrierende Systeme etwa zu IBMs System-z-Reihe oder den PureSystem-Modellen anbieten könnten.

IBM reagiert mit der Freigabe auf den anhaltend starken Trend zu Commodity-Servern auf Intel-x86-Basis, die auf breiter Front Marktanteile gewinnen. Erst kürzlich hatte Big Blue seine x86-Server-Sparte für 2,3 Milliarden Dollar an den chinesischen Anbieter Lenovo abgegeben, der auch schon das PC-Business übernommen hatte.

IBM muss für die Power-Plattform kämpfen

Analysten halten die Lizenzierung der Power-Architektur an Wettbewerber für eine gute Entscheidung. Eventuelle Einbußen beim Absatz von Power-Servern könne IBM mit Lizenzeinnahmen und Services ausgleichen. Wichtiger sei es in diesen schwierigen Zeiten, das Ökosystem zu vergrößern und so die Relevanz der Plattform sicherzustellen.

"Im Vergleich zur x86-Architektur sind Power-Systeme besser dafür geeignet, große Zahlen virtueller Maschinen in einem System zu unterstützen", sagt etwa Charles King, Principal Analyst bei Pund-IT. Die CPUs seien bekannt dafür, zuverlässig, hochverfügbar und pflegeleicht zu sein.

Zu den Mitgliedern der Allianz gehören Google und Tyan, die jeweils schon Entwickler-Gruppen mit Fokus auf der Power-8-Architektur ins Leben gerufen haben. Beobachter glauben, dass insbesondere Google die Plattform nutzen will, weil sie sehr gut große Mengen an Virtual Machines unterstützt. Google wolle hochverfügbare und zuverlässige Server für seine Cloud-Angebote entwickeln.

Samsung und Micron, ebenfalls Partner in der OpenPower-Allianz, arbeiten an den passenden Speichereinheiten. Auch Nvidia ist mit der Entwicklung spezifischer Grafikprozessoren an Bord.

Retten, was zu retten ist?

Neben wohlwollenden Stimmen gibt es unter den Analysten auch Skeptiker. IBMs Geschäft mit Mainframes und Power-Servern nehme so stark ab, dass die Lizenzierung der Architektur die letzte Chance gewesen sei, diese zu retten, meint Nathan Brookwood, Principal Analyst bei Insight 64.

Wenn Computersysteme mit einer schrumpfenden Anwender- und Softwarebasis konfrontiert seien, verschwänden sie irgendwann, so Brookwood weiter. Das sei schon bei Dutzenden Architekturen passiert: Prominente Beispiele seien die Alpha-Systeme von DEC oder die Nonstop-Server von Tandem. Wolle IBM das Überleben der Power-8-Plattform sichern, müssten neue User-Gruppen erschlossen und Entwickler begeistert werden. Die Öffnung der Plattform sei dafür der richtige, aber auch einzig mögliche Schritt.

IBM hatte im letzten Quartal einen elfprozentigen Umsatzeinbruch im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres erlitten. Der Unternehmensbereich System and Technology litt vor allem unter dem Rückgang im Geschäft mit Power Systems: Diese Sparte nahm um 28 Prozent weniger ein als im zweiten Quartal 2013. Dagegen hielt sich das Mainframe-Geschäft, das nahezu stagnierte, besser als erwartet. Schwierigkeiten hatte IBM indes mit seinem Storage-Geschäft. (hv)

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