IBM "7R2" mit Power7

IBM will mit PowerLinux dem x86-Markt Paroli bieten

30.04.2012
Von Tobias Wendehost
Das neue IBM "PowerLinux"-System wird als Konkurrenz zu Servern mit Intels x86-Prozessoren in Stellung gebracht. "Big Blue" möchte mit dem "7R2"-Server mit Power7-Prozessoren den Markt aufrollen.
Das PowerLinux System "7R2" wird von IBM als Konkurrenzprodukt zu Servern mit x86-Architektur in Stellung gebracht.
Das PowerLinux System "7R2" wird von IBM als Konkurrenzprodukt zu Servern mit x86-Architektur in Stellung gebracht.
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Das neue IBM "PowerLinux"-System wird als Konkurrenz zu Servern mit Intels x86-Prozessoren in Stellung gebracht. Entsprechend will IBM auch verstärkt die Vertriebspartner der Konkurrenz angehen.
"Mit unserem Angebot stellen wir uns in direkte Konkurrenz zu Herstellern, die auf Intels x86-Architektur setzen", beschreibt Ralf Dannemann, Direktor Power Platform bei IBM, die angriffslustige Strategie des amerikanischen IT-Konzerns. Bei dem angekündigten Produkt handelt es sich um das PowerLinux 7R2 System. Die Bezeichnung 7R2 steht für den Power7-Prozessor, Rack und Dual Socket (zwei Prozessoren mit bis zu 16 Cores).

Bei einem Listenpreis von 21.282 US-Dollar liefert Big Blue zwei 3,55 Gigahertz schnelle Power7-Chips, 32 Gigabyte Arbeitsspeicher, zwei 300 Gigabyte Festplatten, viermal ein Gigabit Ethernet, SAS und RAID mit. Laut IBM liegt der Linux-Server im Preisvergleich damit unter den Angeboten von Dell und HP, die auf eine Intel-Architektur setzen. Allerdings laufen die PowerLinux-Server auch nur mit Red Hat Enterprise Linux (RHEL) oder Suse Linux Enterprise Server (SLES). Ein Betrieb von AIX oder i ist systemseitig ausgeschlossen.

Als Hypervisor kommt das teils hardwarebasierende PowerVM for PowerLinux zum Einsatz, das nach Angaben des Herstellers bis zu 17 Prozent weniger Energiekosten verursacht als eine vergleichbare Virtualisierungsinfrastruktur in einem x86-Rack-Server. Auf Anwenderseite ist das System vor allem für drei Bereiche gedacht: Die Analyse großer, schwach strukturierter Datenbestände (Big Data Analytics), für Geschäftsbereiche mit SAP und Open-Source-Infrastrukturen. Weitere branchen-spezifische Lösungen seien in Planung.

Neben dem neuen PowerLinux System bietet IBM zeitgleich Flex System PowerLinux Compute Node an. Der Zwei-Sockel-Rechenknoten ist ebenfalls auf Linux-Plattformen abgestimmt und für den Einsatz im PureFlex System vorgesehen.

Knackpunkte

Größtes Manko des PowerLinux 7R2-Servers ist wohl die Beschränkung auf die beiden Linux-Systeme. Zwar können Anwender auch andere Linux-Versionen installieren, allerdings ohne Hersteller-Support. Da IBM bereits seit 2000 an der Weiterentwicklung des Open-Source-Betriebssystems beteiligt ist, möchte man auf diese Weise eine Standardisierung der Server-Plattform auf Linux-Basis strategisch vorantreiben.

Lockruf an Partner der Wettbewerber

Mit dem PowerLinux-Systemen will Dannemann keineswegs nur die klassischen IBM-Partner im Power-Umfeld adressieren, sondern auch alle x86-Partner der Konkurrenten Sun/Oracle, HP und Dell.
Entsprechend niedrig sind die Einstiegshürden: Um die PowerLinux-Server verkaufen zu können, müssen Reseller lediglich eine Grundausbildung für die Hardware und die Virtualisierungssoftware PowerVM for Linux absolvieren. Angeboten werden diese Trainings von den IBM-Distributoren Also Actebis, Avnet, Tech Data/Azlan und Ingram Micro. Außerdem will IBM mit Leadgenerierungs-Maßnahmen für die Business Partner Anschubhilfe leisten.

"Bei HP, Fujitusu oder Dell beispielsweise müssen die Partner die Virtualisierungs-Lösungen von VMware, Citrix oder anderen Anbietern teuer zukaufen und braucht für die Komplettlösung mit mehrere Lieferanten . Bei uns ist diese Software inklusive einer zentralen Management-Lösung bereits integriert", antwortet Dannemann auf die Frage, weshalb für diese Partner das IBM-Paket interessant sein könnte. Obendrein könnten Partner mit PowerLinux weitaus mehr Marge verdienen als beim Verkauf von x86-Systemen, versichert der IBM-Manager.

Begrenzte Migrations-Hilfen

Vertriebspartner werden bei ihren Kunden allerdings kaum eine "grüne Wiese" vorfinden, die nur darauf wartet, mit einem komplett neuen System ausgestattet zu werden. "Bei der Migration können Partner auf den Support durch die IBM Lab Services zugreifen, oder das mitgelieferte Migrations-Toolkit ("Migration Wizard") nutzen, wie Dannemann ausführt. Der Wizard sorgt dafür, dass bestehende Workloads automatisch migriert odre Konfigurations-Dateien schrittweise übertragen werden können.
Einen Haken gibt es allerdings bei IT-Umgebungen, in denen VMware oder KVM als Virtualisierungsplattform eingesetzt wird: Hier ist eine komplette Migration erforderlich.

(Computerwoche / rb)

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