INTERVIEW/Altana sieht trotz Krise keinen Einbruch der Aufträge

23.10.2008
Von Heide Oberhauser-Aslan Dow Jones Newswires

Von Heide Oberhauser-Aslan Dow Jones Newswires

NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Spezialchemiekonzern Altana AG beobachtet trotz Finanzkrise derzeit keine starken Rückgänge bei seinem Auftragseingang. Auch Altana trete jetzt ohne Zweifel in eine Phase schwächeren Wachstums ein, sagte Vorstandsvorsitzender Matthias Wolfgruber am Donnerstag im Interview mit Dow Jones Newswires. Das schlage sich auch im Auftragseingang nieder, jedoch nicht massiv.

Zur Entwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern wollte sich Wolfgruber vor dem Hintergrund der am 6. November anstehenden Drittquartalszahlen nicht äußern.

Eine Veränderung des Verhältnisses zu den Kunden vor dem Hintergrund der Krise sei nicht festzustellen, sagte der Manager. "Die Kunden suchen ja gerade in Zeiten, in denen es schwieriger wird, den Schulterschluss mit uns, weil sie ja auch nach neuen Geschäftsfeldern suchen", erklärte Wolfgruber. Altana biete mit ihren innovativen Produkten den Kunden neue Chancen. Daher werde sich das Verhältnis zu den Kunden nun eher noch verbessern.

Auch die Zahlungsmoral der Kunden sei nach wie vor intakt, sagte Wolfgruber. "Wir haben keine großen Zahlungsausfälle oder Verlängerungen von Zahlungszielen, wegen der Krise". Altana verfüge darüber hinaus auch über ein gutes Forderungsmanagement, sagte er weiter.

Einen kleinen Vorteil verspricht sich Wolfgruber auch von den sinkenden Rohstoffpreisen. Der Druck auf die Rohstoffpreise nehme zu, sagte er. Zwar hätten sich aktuell die Preise noch nicht deutlich entspannt, da die Verträge in der Regel über mehrere Monate liefen. Mit einer zeitlichen Verzögerung sei aber damit zu rechnen, erklärte der Manager. Dann würden sich unter anderem auch die niedrigeren Notierungen für Rohöl bemerkbar machen.

Einen Teil der gesunkenen Rohstoffpreise werde Altana aber an seine Kunden weitergeben, fügte er hinzu. Das gebiete die Fairness. Altana habe das Bestreben, mit seinen Kunden eine langfristige Partnerschaft einzugehen. Deswegen werde Altana in Zeiten fallender Rohstoffpreise wohl keine starke Margenexpansion sehen.

Den steigenden Dollarkurs wertet Wolfgruber vor allem mit Blick auf seine Kunden ebenfalls als Vorteil für das Unternehmen. Altana erziele 50% seiner Umsatzerlöse im Euroraum, der zum großen Teil vom Export lebe. Die Unternehmen in dieser Region und Altana würden sehr viel wettbewerbsfähiger, wenn der Euro schwächer werde, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Die Finanzierung angedachter Akquisitionen wäre für Altana vor dem Hintergrund der Finanzkrise kein Problem. Kleinere arrondierende Zukäufe könne das Unternehmen problemlos aus seinem Cash-Flow finanzieren. Darüber hinaus verfüge Altana noch über eine fast gänzlich unausgeschöpfte Kreditlinie über 400 Mio EUR, wo die Konditionen festlägen, sagte Wolfgruber.

Altana werde auch nach Einschätzung von Banken als ein Unternehmen mit hoher Bonität eingestuft. Das Unternehmen sei daher in der Lage, sich Kredit zu verschaffen, wenn er benötigt würde. Mit einem größeren Zukauf zur Erweiterung des Portfolios sei aber in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, sagte Wolfgruber.

Das Ziel eine 10-prozentige Umsatzsteigerung im Durchschnitt der kommenden Jahre schließe den Zukauf eines neuen Standbeins noch nicht mit ein, sagte Wolfgruber. Dieses Ziel werde Altana allein mit organischem Wachstum und arrondierenden Zukäufen erreichen können.

Einen Aktienrückkauf plant Altana nach Wolfgrubers Angaben in diesem Jahr nicht mehr. "Das ist für uns aktuell kein Thema", sagte er. Da das Unternehmen in der letzten Zeit wenig große Zukäufe getätigt habe, verfüge es über einen sehr starken Cash-Flow und habe kaum mehr Verbindlichkeiten, sagte er. Das sei eine Bilanz, bei der die Kapitalkosten eigentlich zu hoch seien, räumte der Manager ein. Deswegen habe das Unternehmen gesagt, es prüfe alle Möglichkeiten wie einen Aktienrückkauf und eine Sonderdividende.

Für Investoren von Altana seien jedoch Akquisitionen der beste Weg, um die Bilanz in eine andere Relation zu bringen. Das hätten Gespräche mit Investoren gezeigt, sagte Wolfgruber. "Aus heutiger Sicht ist es sehr viel angemessener, sich ein bisschen Pulver trocken zu halten als unbedingt die effizienteste Bilanz zu haben", erklärte er. Es sei daher besser, in so einer Phase die finanziellen Mittel bereit zu haben, um gegebenenfalls auch schnell reagieren zu können.

Genügend Cash zu haben und eine geringe Verschuldung, sei heute wichtiger als eine extrem effiziente Bilanz. "Den größten Nutzen haben Investoren, wenn wir die Mittel in profitables Wachstum investieren", sagte er. Das Umfeld für Zukäufe habe sich für Unternehmen, die finanziell stark seien, weiter verbessert.

Im kommenden Jahr rechnet Wolfgruber mit einem deutlich abgeschwächten Wachstum in den für Altana relevanten Märkten. Das werde sich auch bei Altana niederschlagen. Das Unternehmen rechne jedoch weiterhin mit Wachstum, wenn auch moderater als in der Vergangenheit.

Webseite: http://www.altana.de -Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/jhe

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