INTERVIEW/Frequenzauktion bleibt hinter Erwartungen zurück

21.05.2010
Von Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

Von Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

LONDON (Dow Jones)--Die Mobilfunkfrequenz-Auktion hat weniger Geld in die Staatskasse gespült als erwartet. Grund seien die niedrigen Gebote in zwei Frequenzbereichen gewesen, sagte Hartmut Paulus, Partner des Beratungsunternehmens KPMG, Dow Jones Newswires am Freitag. Die Auktion war am Donnerstag beendet worden, mit Gesamteinnahmen von 4,38 Mrd EUR. Paulus' Prognose hatte auf 6 Mrd bis 8 Mrd EUR gelautet.

Während Gebote für den 800-MHz-Frequenzbereich im Rahmen der Erwartungen ausgefallen seien, "sind die Einnahmen in anderen Bereichen, vor allem im 2,6- und im 2-GHz-Bereich, hinter dem zurückgeblieben, was wir in anderen Auktionen wie etwa in Skandinavien gesehen haben", sagte Paulus weiter. "Das zeigt, dass genügend Frequenzbereiche zum Verkauf gestanden haben, um alle Bieter zu niedrigen Preise zu befriedigen."

Die deutsche Mobilfunkfrequenz-Auktion war als Richtwert für andere europäische Länder betrachtet worden. Zum ersten Mal konnten sich dabei Anbieter Frequenzbereiche neuester Long-Term-Evolution-Technologie (LTE) sichern, die den Teilnehmern das Schauen von hochauflösenden Videos auf mobilen Endgeräten sowie schnellere Downloads ermöglicht.

Deutschland hatte Frequenzen im Bereich von 800 MHz, 1,8 GHz und 2,6 GHz verkauft. Besonders attraktiv ist das 800-MHz-Frequenzband, das im Zuge der Abschaltung des analogen Rundfunks frei geworden ist und die vergleichsweise höchste Reichweite hat. Die in diesem Bereich verfügbaren sechs Blöcke gingen für 3,6 Mrd EUR über den Tisch, wobei sich die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica jeweils zwei Blöcke gesichert haben. Die KPN-Tochter E-Plus ging leer aus.

"Das ist nicht wirklich überraschend, aber der Konzern hat nun seine Optionen", sagte Paulus weiter und fügte hinzu, dass sich der Konzern genug Frequenzen gesichert habe, um im Geschäft zu bleiben. Anders sehen das Analysten von Morgan Stanley. Es sei nicht gut für KPN beim Rennen um die 800-MHz-Frequenzen den Kürzeren gezogen zu haben.

Frequenzen im 2,6-GHz-Bereich werden genutzt, um Netze der vierten Generation in städtischen Gebieten aufzubauen. Demgegenüber dienen die 1,8- und 2-GHz-Bereiche der Ausweitung bestehender Netze.

Dass KPN außerhalb städtischer Gebiete relativ schwach ist, sei gut für die übrigen Wettbewerber, sagte Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Der von der Deutschen Telekom zu zahlende Preis von 1,3 Mrd EUR entspreche ihren Erwartungen, fügte sie hinzu.

Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, zeigte sich am Freitag mit den Einnahmen der Auktion zufrieden.

Webseite: http://www2.bundesnetzagentur.de/frequenzversteigerung2010 - Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com (Philipp Grontzki in Mainz hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/DJN/ebb/kla Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite