INTERVIEW/SAP sieht in SunGard-Vertrag Konsolidierungsbeginn

15.05.2007
Von Joon Knapen

Von Joon Knapen

Dow Jones Newswires

WIEN (Dow Jones)--Die SAP AG setzt in Zukunft auf neue Partner als Wachstumstreiber. Bei den Partnern soll es sich um Unternehmen handeln, die Anwendungen für die SAP-Plattform anbieten, sagte Ernie Gunst, der Leiter der Region EMEA und Corporate Officer bei SAP, am Dienstag im Interview mit Dow Jones Newswires. Die Partnerschaften sollen der mit SunGard Data Systems Inc geschlossenen ähneln.

Am Montag hatte der Walldorfer Softwarekonzern die Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen SunGard, einem der weltgrößten Softwarehersteller für das Bankenwesen, angekündigt. SunGard wird ihre neuen Produkte auf der Business Process Plattform von SAP aufbauen, etwa so, wie Verbrauchersoftware auch auf der Microsoft-Windows-Plattform basiert. "Ich denke, Sie werden in Zukunft viele (solche Partnerschaften) erleben", so Gunst.

Großes Potenzial für Partnerschaften sieht Gunst im Bereich Unternehmenssoftware für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Dieses Segment gilt bei SAP als wichtigster Markt der nächsten Jahre, da sich das Wachstum im traditionellen Kerngeschäft mit großen Unternehmen in den vergangenen Jahren verlangsamt hat.

"Im KMU-Segment gibt es in jedem Land sehr viele Wettbewerber", so Gunst. "Meine Prognose ist die, dass dies für die Unternehmen in Zukunft nicht mehr aufrecht zu erhalten sein wird", sagte Gunst. Seiner Meinung nach werde der Markt bald von großen Software-Konzernen wie SAP dominiert werden, weil diese mit großen Marketing-Budgets aggressiv in den Markt drängen. Zudem würden die Konzerne einfach aufgrund der schieren Größe ihres Gesamtgeschäfts über ein Vertriebsnetz verfügen und in der Lage sein, günstigere Software-Pakete mit mehr Funktionalität anzubieten.

"Es wird immer noch Unternehmen wie beispielsweise die Exact NV aus den Niederlanden geben, die für KMU Software zur internen Ressourcenplanung entwickelt", sagte Gunst hinsichtlich potenzieller von den Veränderungen betroffener Unternehmen.

Die kleineren Softwareverkäufer hätten immer noch eine Zukunft, allerdings unter dem Dach der größeren Softwarehäuser. "Diese Unternehmen werden nicht sterben. Sie werden ihre Vorteile nutzen: Sie sind nah am Kunden und haben eine eigene installierte Basis. Sie haben die Fähigkeit, eine maßgeschneiderte Software basierend auf der Plattform von SAP oder anderer großer Konzerne zu entwickeln - so sehe ich die Konsolidierung in dieser Industrie", sagte Gunst.

SAP entwickelt auch gemeinsam mit anderen Technologiefirmen wie Microsoft und Cisco Systems Software. Die Vereinbarung mit SunGard ist jedoch eine der ersten, bei der ein Konkurrent der Nutzung der SAP-Software-Plattform als wichtigste Basis für seine eigenen Anwendungen zugestimmt hat.

Das Schließen von Partnerschaften sei eine der Kernstrategien von SAP, seitdem der nach Umsatz größte Hersteller von Unternehmenssoftware Anfang 2006 angekündigt hatte, den Kundenstamm bis 2010 zu verdreifachen und auf 100.000 zu erhöhen, so der Corporate Officer. Das Erreichen der für 2010 gesetzten Ziele sei nur durch die Zusammenarbeit mit neuen Partnern möglich.

Das größte Wachstum wird SAP schätzungsweise aus dem KMU-Geschäft erzielen. Im ersten Quartal 2008 bringt der Softwarekonzern bereits sein drittes Produkt für dieses Segment auf den Markt.

Webseite: http://www.sap.com

-Von Joon Knapen, Dow Jones Newswires, ++49 (0) 69 297 25 108,

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