INTERVIEW: Unitymedia setzt auf Digitalkabel statt Fußball

29.11.2007
Von Archibald Preuschat Dow Jones Newswires

Von Archibald Preuschat Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Deutschlands zweitgrößter Kabelnetzbetreiber Unitymedia setzt statt Bundesliga-Fußball auf neue Wachstumstreiber bei der Vermarktung ihres Triple-play-Angebotes. Preiswerte Pay-TV-Offerten und digitale Kabelanschlüsse in Kombination mit Triple play, TV, Internet und Telefonie über den Kabelanschluss sollen für steigende Erlöse und Ergebnisse sorgen, sagte Vorstandsvorsitzender Parm Sandhu in einem Interview mit Dow Jones Newswires.

An den Bundesligarechten, die im Frühjahr wieder ausgeschrieben werden sollen, zeigt Unitymedia allenfalls mäßiges Interesse. Sandhu nannte den Kurs der Premiere-Aktie zudem "unterbewertet".

"Die Märkte haben auf die Nachricht überreagiert, dass die Fußball-Rechte künftig von einer Tochter des Medienunternehmers Leo Kirch vermarktet werden sollen", sagte Sandhu Dow Jones Newswires. Der Aktienkurs des Bezahlfernsehsenders, der zuvor an der 20-EUR-Marke gekratzt hatte, ist seitdem wieder nur knapp zweistellig.

Sandhu kann das nicht gefallen. Immerhin ist der Kabelnetzbetreiber mit seinem rund 15%-Anteil immer noch größter Einzelaktionär von Premiere. Das MDAX-Unternehmen hat für den Erhalt einer Bundesliga-Rechte-Sublizenz ab der laufenden Saison Unitymedia unter anderem in eigenen Aktien bezahlt.

Bis Mitte 2009 muss der Kabelnetzbetreiber das Paket, das von einem unabhängigen Finanzinstitut gehalten wird, nach dem Willen des Bundeskartellamtes verkaufen. Zu einem möglichen Zeitpunkt einer solchen Transaktion wollte sich Sandhu nicht äußern.

Trotz des niedrigen Kurses der Premiere-Aktie ist Sandhu aber nach wie vor davon überzeugt, dass der Kabelnetzbetreiber am Ende für sein arena-Bundesliga-Engagement nicht drauf zahlen wird. "Im dritten Quartal hat arena ein positives EBITDA erzielt, ich bin überzeugt, dass das auch im vierten Quartal so sein wird", sagte Sandhu dieser Nachrichtenagentur. Gleichwohl räumte er ein, dass auf Gesamtjahressicht der operative Ergebnisbeitrag von arena "leicht negativ sein wird". Sandhu zufolge hat arena Anlaufkosten von 31 Mio EUR verursacht.

Wenn im kommenden Frühjahr die Bundesliga-Rechte ab der Saison 2009/10 wieder ausgeschrieben werden, will Unitymedia "sich die Pakete anschauen". Sandhu mochte sich aber nicht festlegen, ob er beispielsweise für die Kabelrechte in einzelnen Bundesländern bieten würde. Ihm kommt es nur darauf an, dass die 250.000 Bundesliga-Kunden, die arena im Kabel hat, auch versorgt werden. Heute übernimmt das Premiere. Arena selbst hat den Sendebetrieb nach nur einer Spielzeit eingestellt.

Ganz anderes Potenzial sieht der Sandhu im weniger hochwertigen Pay-TV-Bereich und beim digitalen Kabelanschluss in Kombination mit Triple play, TV, Telefonie und Internet über das Kabel, nennt er "Wachstumstreiber". Allein in den Monaten Oktober und November hätten sich 100.000 Kunden für einen digitalen Kabelanschluss entschieden, so Sandhu.

Bereits im vergangenen Quartal hat der Kabelnetzbetreiber in seinem Kerngeschäft, also ohne arena, zweistellige Zuwachsraten erzielt. Der Umsatz stieg um 26% auf 186 Mio EUR, das EBITDA stieg in etwa proportional auf 83 Mio EUR, den durchschnittlichen Umsatz pro Kunden beziffert er auf 11,27 EUR monatlich, 34% als im Vorjahresquartal. Sandhu spricht von dem wachstumsstärksten Quartal in der jetzt knapp dreijährigen Unternehmensgeschichte.

Zum Jahresende sollen 5,6 Mio, Ende 08 dann 7 Mio der von Unitymedia versorgten Kabelhaushalte in Hessen und Nordrhein-Westfalen Triple play nutzen können.

Webseite: http://www.unitymedia.de -Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 138 72 18, archibald.preuschat@dowjones.com DJG/apr/nas

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