Neue Version

iOS 10 – Erster Eindruck

04.08.2016
Von Claus Becker

Nachrichten werden persönlicher

Ein weiteres Highlight ist die Emoji-fizierung der Nachrichten. Apple erlaubt in der eigenen Anwendung nun Gifs, Sticker, Herz-Kommentare für einzelne Sätze und andere Interaktionen. Bei Bedarf kann der gesamte Hintergrundbildschirm für einen einzelnen Text verändert werden. Ein neuer Modus erlaubt auch das Zeichnen von Symbolen, Herzschlägen und Selfies mit Kommentaren.

Apple hat hier reichlich von Facebook, Lime, Slack und anderen Diensten abgeschaut. Da aber immer mehr Menschen mit ihren Smartphones untereinander kommunizieren und eine ganz eigene Bildsprache entwickeln, ist dies aber ein guter Schritt. Die Nachrichten wirken persönlicher und individuell angepasster. Daneben können App-Hersteller in Zukunft eigene Erweiterungen für Apples Nachrichten erstellen.

Die feinen Kleinigkeiten

iOS 10 bringt nicht nur die von Apple groß angekündigten Verbesserungen bei Siri und iMessages, sondern auch dutzende kleinere Verbesserungen, die Entwickler erst nach und nach entdecken. Unser Macworld-Kollege Oscar Raymundo erklärt fünf dieser kleinen und nützlichen Tweaks: Maps merkt sich den Parkplatz des abgestellten Autos, um es auch wieder zu finden, im Kontrollzentrum lässt sich die Intensität des Blitzlichts verstellen, die Musik spielt weiter, wenn man die Kamera benutzt, bei Newslettern blättert Mail einen Unsubscribe-Link automatisch oben ein und Apple Music optimiert automatisch den Speicher, in dem es schon lange nicht mehr gehörte Songs vom iPhone löscht. Wir sind gespannt, wer sonst noch alles kleine aber feine Optimierungen im Betriebssystem von iPhone und iPad findet. pm

Fotos und Karten

Google machte es seit Jahren vor, und Apple zieht nun gleich: Die neue Fotoanwendung kann automatisch nach bestimmten Objekten in Bildern oder Orten filtern, und stellt automatisch Slideshows von bestimmten Ereignissen bereit. Die komplette Intelligenz passiert, anders als bei Google, jedoch auf dem iPhone selbst. Die Fotos werden dazu also nicht auf Apples Servern ausgewertet.

Die eigene Kartenanwendung ist, wie bereits angesprochen, wesentlich mächtiger geworden. Lokalitäten bekommen ein neues Symbol, und innerhalb der Lokalinformationen können Nutzer direkt ein Uber (in den USA) bestellen. Ob diese reichhaltigen Funktionen jemals nach Deutschland kommen ist die Frage, jedoch profitieren die Nutzer auch hier zu Lande vom neuen Informationsfluss und Struktur.

Standardanwendungen bedingt löschbar

Auf der Bühne mit keinem Wort erwähnt, von den Blogs und anderen Medien aber hoch gelobt war der Schritt, Standardanwendungen wie Mail, Musik und sogar den iTunes Store deinstallieren zu können. Alle Apple Anwendungen bis auf Nachrichten, Safari, Uhr, App Store, Kamera, Health und die iPhone Suche lassen sich entfernen.

Nach der Konferenz kommt aber ein wenig Ernüchterung auf. Federighi erklärte anschließend, dass die Anwendungen nicht wirklich gelöscht sind, sondern quasi nur das Icon vom Bildschirm verschwindet. Viele Entwickler freuten sich schon, Apple Anwendungen im App Store zu sehen, die getrennt voneinander aktualisiert werden. Ein erneutes Installieren fügt also nur wieder die Verknüpfung zum Dock hinzu. Und neue Versionen gibt es nur mit Betriebssytemupdates, sonst nicht.

Alles passiert auf dem Gerät selbst

Apple war es wichtig zu betonen, dass alle AI (Artificial Intelligence - Künstliche Intelligenz) Berechnungen geschehen auf dem iPhone oder iPad selbst. Das Stichwort lautet “ Differential Privacy” und beschreibt ein Verfahren, in der nur die benötigte Daten zur Auswertung vom Nutzer herangezogen werden. Diese werden anonymisiert und randomisiert. Apple ist der erste Hersteller überhaupt, der diese Theorie in der Praxis umsetzt.

Zu bedenken gibt es jedoch, dass selbst Computerwissenschaftler sich uneins sind, inwieweit nützliche Anwendung sich darauf aufbauen lassen, und ob der Nutzer tatsächlich komplett anonymisiert ist. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber alle mal.

Was iOS 10 bringt

Das neue iOS fühlt sich spürbar mächtiger an. Wurde 3D Touch noch von den meisten Anwendern vergessen, ist es jetzt die große Interaktionsmethode in iOS 10. Das lässt natürlich Nutzer des iPhone SE und vor allem älterer iPhones zurück. Die Neuerungen sind jedoch nicht nur ein Gimmicks, sondern ergeben Sinn und fühlen sich richtig an. Neben den neuen Widgets und die Öffnung von Siri und weiteren Anwendungen ergibt sich daraus ein richtig mächtiger Begleiter im täglichen Leben.

Eine neue Offenheit

Entwickler, die iOS 10 näher unter die Lupe nehmen, staunen nicht schlecht, dass anders als in Vorversionen der Quellcode des Systemkerns unverschlüsselt vorliegt. Sicherheitsforscher rätseln, was genau Apple damit bezwecke: Die neue Offenheit könne es einerseits leichter machen, Sicherheitslücken zu entdecken und damit schneller zu schließen, auf der anderen Seite könnte es sich aber auch um einen peinlichen Fehler haben und Apple hat den Code nur unabsichtlich offen gelegt. Schließlich könnten auch Jailbreaker davon profitieren, die ebenfalls Sicherheitslücken ausnutzen diese aber eher nicht an Apple berichten. Apple hat zu den Berichten bisher keine Stellung genommen. Man darf gespannt sein, ob auch die für den Juli angekündigte Public Beta derart offen stehen wird. (Macwelt)

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