Energie sparen

iOS 10: So hält der iPhone-Akku länger

26.01.2017
Von  und Simon Lohman
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Wenn der Weg zur nächsten Steckdose weit, aber der Akku des iPhone schon recht leer ist: Diese Maßnahmen helfen. Insbesondere im Winter ist die Batterie schneller leer als gedacht.
So verbessern Sie die Akkulaufzeit des iPhones und iPads
So verbessern Sie die Akkulaufzeit des iPhones und iPads
Foto: charnsitr - schutterstock.com

Das haben Sie gewiss schon öfter beobachtet: Im Winter hält der Akku Ihres iPhone oder iPad teilweise erheblich kürzer. Grund ist das mit der Kälte immer zäher werdende Elektrolyt der Batterie, die Ladungsträger haben es so schwerer, zu den Polen zu gelangen. Dagegen kann man zwar etwas tun, man sollte etwa nie sein iPhone über Nacht im kalten Auto liegen lassen und schon auf dem Weg zu Bus und Bahn das Telefon besser nah am Körper in einer Innentasche und vielleicht auch noch in einer isolierenden Hülle tragen. Früher oder später kriecht die Kälte aber nicht nur in die Knochen, sondern auch in das Telefon. Umso wichtiger werden im Winter Sparmaßnahmen für eine längere Akkulaufzeit.

Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in iPhone und iPad verbaut sind, erweisen sich in der Regel als recht zuverlässig. Sie sind recht schnell aufgeladen, halten meist den ganzen Tag durch oder je nach Nutzung noch länger und lassen erst nach zwei bis drei Jahren merklich nach. Eine bessere Technologie ist noch nicht in Sicht, wenngleich es vielversprechende Ansätze mit Mikro-Brennstoffzellen gibt. Diese halten merklich mehr Energie bereit und damit eine längere Zeit durch, im wahrsten Sinne des Wortes werden sie einmal in der Woche oder im Monat aufgetankt und nicht mehr ständig aufgeladen. Bis es aber soweit ist, werden Sie öfter das Problem haben, dass der Akku des iPhone schneller leer wird, als Ihnen das recht ist. Befolgen Sie unsere Tipps, um die Laufzeit Ihres iPhone merklich zu verlängern oder im Notfall noch entscheidende Milliamperestunden Ladung zu sparen.

Stromfresser identifizieren

In den Einstellungen > Batteriezeigt das iPhone sehr schön, welche Apps in den letzten 24 Stunden respektive 7 Tagen die meiste Energie verbraucht haben. Auch wenn allein durch das Wissen über die Stromfresser noch nicht viel gespart ist, hilft diese Anzeige weiter. Bestimmte Apps nutzt man dann vielleicht besser nicht mehr so häufig oder steigt auf Alternativen um, und besucht etwa die mobile Website, anstatt die Facebook-App zu bemühen.

Wenn Sie genau wissen wollen, wie lange bestimmte Apps im Vorder- und Hintergrund aktiv sind, tippen Sie lediglich auf das kleine Uhren-Symbol. Dies befindet sich recht neben der "Letzte 24 Stunden"-Anzeige.

Welche Apps benötigen am meisten Strom?
Welche Apps benötigen am meisten Strom?

Das iPhone verrät aber nicht, wie lange die in Prozent angezeigte Ladung noch reicht. Das hängt schließlich auch davon ab, was man als nächstes mit dem iPhone vorhat. Womöglich werden die von Apple erhobenen, anonymisierten und in selbst lernenden Algorithmen gepackte Daten eines nicht so fernen Tages valide Hinweise geben, doch heute wären Hinweise wie "noch zwei Stunden Restlaufzeit" eher irreführend. Vielleicht will man dann einen Film bei voller Bildschirmhelligkeit ansehen, zwei Stunden hält das iPhone dann aber gewiss nicht durch.

Doch gibt es Apps von Drittherstellern, die abschätzen, wie lange die Restladung noch hält, eine davon heißt Battery Doctor. Direkt aus der App heraus lassen sich auch einige Maßnahmen treffen, um den Wert zu steigern. Aber auch diese App kann nicht wissen, dass man in den verbleibenden zwei Stunden gerne noch einen Film sehen möchte. Ein bisschen Enttäuschung ist also vorprogrammiert, setzt man nicht auch seinen Verstand ein.

Battery Doctor: Diese App zeigt die ungefähre Restlaufzeit an.
Battery Doctor: Diese App zeigt die ungefähre Restlaufzeit an.

iOS-Widgets: Stromfresser im Hintergrund

Mit den in iOS 10 eingeführten Widgets auf dem Sperrbildschirm hat Apple sich eine Neuerung einfallen lassen, die dem Nutzer zwar auf der einen Seite viele Informationen auf einen Blick liefert, auf der anderen Seite aber auch ziemlich viel Akku zieht. Wischt man auf dem gesperrten iPhone nach rechts erscheinen nun die neuen Widgets. Der Anwender kann nach Belieben verschiedene Tools auf dem Screen anzeigen lassen: Wetter, letzte Chats bei WhatsApp, Musik, Kalender, Aktien, Favoriten, Fotos, Karten, News, Mails und und und. Leider werden diese Apps im Hintergrund ständig aktualisiert - und das findet der Akku gar nicht lustig. Um die Akkulaufzeit wieder in den Griff zu bekommen, sollten Sie sich an folgende Regel für den Widget-Einsatz halten: So viele wie nötig, so wenige wie möglich. Abgesehen davon bringt iOS 10 jedoch noch weitere Probleme, für die sich aber trotzdem Lösungen finden lassen.

Ein spezieller Stromfresser: Facebook

Dass die Facebook-App bei vielen iPhone-Nutzern immer ganz vorne in der Liste der energiehungrigen Apps steht, liegt nicht nur an der intensiven Nutzung des sozialen Netzwerks. Sondern auch daran, dass die App außergewöhnlich viel Ladung aus dem Akku saugt. Facebook selbst gibt zu, viele Aktivitäten im Hintergrund laufen zu lassen. Wer das nicht will, dem bleibt nur die Deinstallation der App. Auf der mobilen Website hat man ja auch die meisten Funktionen zur Verfügung stehen. Facebook hat jedoch mit den letzteren Updates vieles nachgebessert, so dass die App nicht mehr so viel aus dem Akku saugt.

Apps nicht beenden, aber die Hintergrundaktualisierung

Hat man mehrere Apps geöffnet und schließt einige, bekommt man zwar etwas RAM frei, dem Akku hilft das nicht weiter, eher im Gegenteil. Das bestätigte Apples Chefentwickler für iOS und OS X Craig Federighi in einer E-Mail. Federighi antwortete auf eine E-Mail eines Apple-Kunden namens Caleb, welche ursprünglich an Apple-CEO Tim Cook adressiert war. 9to5Mac veröffentlichte den Mailverlauf: „Hey Tim, beenden Sie häufig die iOS Multitasking Apps und ist das notwendig für die Akkulaufzeiten? Diese Debatte muss endlich mal ein Ende haben.“

Tim Cook antwortete zwar nicht, dafür aber Federighi: „Hi Caleb, ich weiß, dass du Tim gefragt hast, aber auch ich kann dir diesbezüglich eine Antwort geben: Nein und nein. :-) Danke, dass du ein Apple-Kunde bist. Craig.“

Das ist jedoch nicht das erste Mal, dass Apple zu diesem Thema Stellung bezieht. In Apples Support-Forum wird unter anderem erklärt, wie und aus welchen Gründen man eine App beenden kann. „Wenn eine App nicht reagiert [...], können Sie die App zum Schließen zwingen: [...] Im Allgemeinen muss eine App nicht zum Schließen gezwungen werden, es sei denn, sie reagiert nicht mehr. Wenn Sie zweimal schnell hintereinander die Home-Taste drücken, sind die kürzlich verwendeten Apps, die erscheinen, nicht geöffnet. Diese befinden sich in einem effizienten Standby-Modus, der Sie bei Navigation und Multitasking unterstützt."

Daraus erklärt sich auch, warum das Beenden und Neustarten von Apps Energie benötigt und damit die Laufzeit des Akku verringert.

Was sich aber positiv auf die Akkulaufzeit auswirkt, ist das Deaktivieren der Hintergrundaktualisierung in den allgemeinen Einstellungen (Einstellungen – Allgemein – Hintergrundaktualisierung). Apps, die nicht im Vordergrund agieren, können seit iOS 7 weiterhin Daten laden und verarbeiten, davor war eine nicht aktive App gewissermaßen eingefroren. Die Hintergrundaktualisierung lässt sich systemweit oder für einzelne Apps ausschalten.

Stromsparmodus einschalten

Wenn der Akku nur noch 20 Prozent seiner nominellen Ladung hält, fragt das iPhone unter iOS 10, ob man denn den Stromsparmodus einschalten möchte. Sofern keine Steckdose oder Powerbank in der Nähe ist, ist das immer eine gute Idee. Dieser Modus trifft mehrere Einzelmaßnahmen, die wir weiter unten noch im Detail erläutern. So unterdrückt er automatische Abfragen des Mail-Servers, startet keine Auto-Updates, schaltet "Hey Siri" aus und die visuellen Effekte. Man kann diesen Modus auch von Hand einschalten, über "Einstellungen > Batterie". Ein Test bei Birchtree zeigt die Effizienz der Energiesparmethode. Ein morgens frisch geladenes iPhone, das am Ende des Tages in der Regel um die 17 Prozent Ladung hielt, blieb im Stromsparmodus noch zu 49 Prozent geladen, bei gleicher Art der Nutzung.

Der Stromsparmodus: Nur echt mit dem gelben Akku-Symbol
Der Stromsparmodus: Nur echt mit dem gelben Akku-Symbol

Helligkeit verringern, Bildschirm automatisch ausschalten

Neben dem Display an sich ist die Hintergrundbeleuchtung einer der großen Stromfresser. Daher sollten Sie ihn immer nur so hell einstellen wie nötig. Das gelingt automatisch, wenn Sie unter „Einstellungen > Anzeige & Helligkeit“ die Option „Auto-Helligkeit“ eingeschaltet lassen.

Unter Allgemein > Automatische Sperre lässt sich einschalten, nach welchem Zeitraum das Display automatisch ausschaltet, wenn keine Aktion erfolgt. Stellen Sie den Wert auf „30 Sekunden“. Schalten Sie das Display zudem manuell über den Ein-/Ausschalter aus, wenn Sie die Arbeit beendet haben. Über die Zeit spart das Strom. Die 3D-Darstellung bietet nette Effekte beim Neigen des iPad oder des iPhones, einige Nutzer behaupten gar, sie würden seekrank. Auf jeden Fall braucht der Effekt CPU-Power. Wer auf den Effekt verzichten kann, wählt in den Einstellungen Allgemein > Bedienungshilfen > Bewegung reduzieren und schaltet die Option ein.

Generell gewinnt man viel, reduziert man die Helligkeit des Bildschirms, denn der braucht nun mal am meisten Energie. Einen irren Tipp, wie man auf die Schnelle den Bildschirm abdunkelt, haben die Kollegen von Chip entwickelt. Zwar käme man auch mit dem Kontrollzentrum zum Ziel, aber mit einem schnellen Dreifachtipp auf den Homebutton geht das noch flotter. Dazu ist aber ein wenig Konfigurationsarbeit von Nöten - und Sinn ergibt das nur, wenn man auf die in iOS integrierten Bedienungshilfen verzichten kann. Denn diese missbraucht der Kniff gewissermaßen, konkret den Zoom, den Sehbehinderte nutzen, um Details auf dem Bildschirm erkennen zu können. Bei der Konfiguration des Zoom ist die Vergrößerung frei wählbar, setzt man den entsprechenden Regler in den Einstellungen der Bedienungshilfen ganz nach links, wird der Inhalt des Bildschirms nicht vergrößert. Dafür lässt sich aber ein Filter namens "Dunkle Umgebung" einsetzen, der quasi den Restbildschirm verdunkelt. Richtet man nun noch bei den Kurzbefehlen den Zoom ein, erreicht man durch einen dreifachen Klick auf den Homebutton diese Art der schnellen Verdunkelung. Nochmals dreimal klicken macht das iPhone wieder hell. Warum einfach, wenn's kompliziert auch geht? Hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Flugmodus einschalten, Wi-Fi aus

Zwar erlauben immer mehr Fluggesellschaften die Nutzung elektronischer Geräte an Bord, inklusive Internet. Nur bei Start und Landung muss man noch das iPhone ausschalten. Weniger, weil die Elektronik des Fliegers gestört würde, es ist eher der Vorfeldfunk, mit dem das Smartphone in die Quere kommt. Auf Reisen – auch im Zug oder Auto, wenn man nicht immer erreichbar sein muss – ist es generell klug, den Flugmodus einzuschalten. Kann man auf WLAN, Mobilfunk und Bluetooth verzichten, ist das die Option der Wahl. Insbesondere die ständige Suche nach neuen Mobilfunkzellen entlang der Schiene oder der Straße belastet den Akku schwer. Auch GPS ist im Flugmodus ausgeschaltet, als Navigationsgerät lässt es sich, so lang der Flugmodus aktiviert ist, nicht benutzen. Wir gehen aber davon aus, dass Pilot und Lokführer den Weg kennen.

Apropos Lok: Spätestens 2017 will die Bundesbahn in allen ICEs kostenloses WLAN anbieten. Strom sparen kann man dann immer noch: Flugmodus über das Kontrollzentrum einschalten, aber das WLAN dann doch wieder ein: Die Internetverbindung steht, das iPhone sucht aber kein LTE-Netz mehr.

Flugmodus und WLAN gleichzeitig an, das geht. Nennen wir es ICE-Modus.
Flugmodus und WLAN gleichzeitig an, das geht. Nennen wir es ICE-Modus.

Umgekehrt geht es natürlich auch: Flugmodus ausgeschaltet lassen, für mobiles Internet unterwegs, Wi-Fi dafür deaktivieren, wenn kein freies WLAN in der Nähe ist. Bringt absolut etwas weniger, kann aber die entscheidenden Milliamperestunden Ladung retten.

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