iPhone SE mit vier Zoll, iPad Pro mit 9,7

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Die Keynote "Let us loop you in" bringt wenig Neues, ein iPhone mit Vierzolldisplay und ein kleines iPad Pro hatten wir erwartet.

Ungewöhnlich kurz war die Produktvorstellung in Apples Townhall in Cupertino: Nach gerade mal einer Stunde fasste Tim Cook bereits die Neuheiten zusammen, bedankte sich beim Publikum und bevor er zurück an die Arbeit in seinem Büro ging, kündigte er lediglich noch an, diese Präsentation sei mit hoher Wahrscheinlichkeit die letzte an diesem Ort mit Geschichte gewesen. Schon in etwa einem Jahr wird Apple sein neues Gebäude beziehen können, in dem auch ein Theater mit rund 1000 Sitzplätzen eingebaut ist.

Im Sommer zur WWDC wird Apple wieder das Moscone West in San Francisco nutzen, im Herbst dann vermutlich in das Yerba Buena Center eben dort einladen. Die Anlässe werden dann gewiss auch größer. Denn die Keynote heute war auch deshalb so kurz, weil Apple nicht viel Neues zu zeigen hatte. Eigentlich nur bewährte Technik in neuer Form und ein paar neue Armbänder für die Apple Watch. Hinzu kamen gewiss wichtige Softwareupdates und erst einmal nur für die US-Medizin bedeutende Verbesserungen an den Gesundheitsfunktionen des iPhone. Aber der Reihe nach.

Verantwortung für Daten und Umwelt

40 Jahre in 40 Sekunden: Apple wird am Freitag nach Ostern 40 Jahre alt, weshalb zu Beginn der Keynote ein kurzes Video abspielt, in dem vor allem Produktnamen schnell abgespielt werden. "Apple hat über die letzten Jahre immer wieder die Welt der Technologie verändert, eine Milliarde Apple-Geräte sind weltweit in Nutzung", freut sich Tim Cook und muss dann Ernst werden. Zur Sprache kommt natürlich der Streit mit dem FBI. "Wir haben das iPhone für Sie gebaut", Apple sieht sich daher in der Verantwortung, die Sicherheit der Daten und die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. "Von dieser Verantwortung werden wir nicht abrücken," verspricht Cook.

Das Statement Cooks ist kurz, aber klar, weiter auf den Stand der juristischen Dinge muss er nicht eingehen. Apple ist am morgigen Dienstag zu einer Anhörung über seinen Widerspruch geladen, der Gerichtstermin könnte Geschichte schreiben. Für Apple womöglich eine sehr unangenehme, trotz der überragenden öffentlichen Unterstützung, für die sich Cook bedankt.

Apple sieht sich aber nicht nur in Sachen Datenschutz verantwortlich, sondern auch für viel größere Dinge. Unmittelbar nach Cook betritt die Umweltbeauftragte des Unternehmens Lisa Jackson die Bühne und spricht über die Verantwortung, in der sich Apple in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sieht. Apple kommt seinen selbst gesteckten Zielen näher, 93 der Energie seiner Anlagen bezieht Apple nun aus erneuerbarer Energie, in den US, China und vor allem europäischen Ländern betreibt Apple all seine Bürogebäude und Stores mittlerweile CO 2-neutral. Den Strom dafür generiert Apple teilweise in eigenen Kraftwerken: Jackson zeigt Solaranlagen in China und Singpore, wo Apple etwa Panels auf Dächern errichtet.

Apple Renew

Auch in Sachen Verpackung gibt sich Apple als Musterknabe: 99 Prozent des Kartons, in denen iPhone, iPad und Mac verpackt sind, stammen laut Lisa Jackson aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die meisten iPhones, die Apple von den Kunden im Rahmen des Recycling-Projekts zurückgenommen werden, würden sich nach einer Aufbereitung wieder weiter verwenden lassen. In Sachen Recycling möchte Apple aber neue Wege geben. Ein hausinternes Forschungsprojekt hat einen "Liam" genannten Roboter entwickelt, der die nicht mehr verwendungsfähigen iPhones nicht schreddert, sondern fachgerecht wieder auseinander nimmt, damit die darin enthaltenen Materialien wieder in den Rohstoffkreislauf geraten. Apple Stores nehmen die alten Produkte entgegen, lassen sich aber auch per Post kostenfrei an Apple senden, Versandetiketten dafür gibt es auf Apples Website.

Gesundheit

Mit Health will Apple das Leben seiner Kunden verbessern und Medizinern bei ihren Forschungen unterstützen. COO Jeff Williams gibt ein Update über die im Rahmen von Research Kit erreichten  Fortschritte. Parkinson, Asthma und Diabetes wollen Wissenschaftler mit den per iPhone erhobenen Daten auf die Schliche kommen. Die mit Research Kit betriebenen Studien sind aber vor allem in den USA relevant, hierzulande haben die medizinischen Fakultäten der Universitäten noch nicht viel von Research Kit erfahren, hat man den Eindruck. In einer Studie zur Epilepsie kommt sogar auch die Apple Watch mit ihren Sensoren zum Einsatz. Hier ist das Ziel ein Frühwarnsystem, das Anfälle präzise vorhersagen kann.

Eine weitere Erweiterung seines iOS stellt Apple mit CareKit vor. Entwickler sollen damit Apps bauen, mit denen Patienten  ihre Behandlung steuern und die Wirkungen der Maßnahmen protokollieren. Dabei speichert man Daten über Symptome, Medikamenteneinnahme und Wohlbefinden, der behandelnde Arzt soll unmittelbar die Gelegenheit bekommen, in den Prozess einzugreifen, um die Behandlung zu optimieren. Ein weiteres Beispiel, wie viele vertrauliche Daten auf dem iPhone liegen, bei denen man sich genau überlegen muss, mit wem man sie teilt und die man gewiss nicht kompromittiert sehen will.

Apple Watch erfolgreich und beliebt - Preise sinken

Wie viele Apple Watches Apple bisher verkauft hat, verrät Cook nicht, die Uhr sei aber die meist verkaufte Smartwatch der Welt - und die Kunden würden sie lieben. Sehr gerne wechselten diese auch die Armbänder und haben nun mit einigen neuen Modellen noch mehr Gelegenheit dazu. Neu ist unter anderem ein Band aus gewebtem Nylon und Sportarmbänder in Frühlingsfarben- gelb, blau und rot. Der Einstiegspreis sinkt auf 299 US-Dollar - nur diesen Preis nennt Cook zunächst. Das war's auch schon in Sachen Apple Watch, ein neues Modell wird es nicht vor Herbst geben. Die Apple Watch Sport kostet in Deutschland nun 349 Euro in der 38-mm-Version, mit 42-mm-Gehäuse kostet sie 399 Euro - jeweils 50 Euro weniger als bisher. Die Edelstahluhren kosten nun 749 und 799 Euro. Die Armbänder aus gewebtem Nylon kosten keinen Aufpreis, ein zusätzliches ist für 59 Euro erhältlich. Sie sind in pink, blau, rosegold und schwarz erhältlich. Hinzukommen Lederarmbänder in mehrere Farben und mit Magnetverschluss, die sich vor allem an der Apple Watch mit Edelstahlgehäuse gut machen dürften. Die Auswahlvarianten für die Apple Watch potenzieren sich so weiter.

Apple TV ist kein Hobby mehr

Auch zum Apple TV gibt es keine Verkaufszahlen, von der Box habe man seit Herbst ab so viele verkauft "wie noch nie zuvor". Neu an der Apple TV ist tvOS 9.2, das ab heute verfügbar ist. Apps lassen sich in Ordnern ablegen, Siri arbeitet auch in den App Stores und vieles mehr.

Neues Familienmitglied: iPhone SE

Die Vorstellung des 4-Zoll-iPhones ist Greg Joswiak überlassen. Im vergangenen Jahr habe Apple immerhin 30 Millionen Stück mit Vierzollbildschirm verkauft, begründet Joswiak das neue Modell im bewährten Formfaktor. Vor allem Einsteiger hätten zu einem Vierzöller gegriffen.  Das Design des iPhone SE genannten Modelles in den Farben spacegray, silber, gold und rosegold sieht mehr nach iPhine 5(S) aus als nach iPhone 6(S), im Inneren ist aber der moderne A9-Prozessor verbaut, das Neue soll daher doppelt so schnell sein wie das iPhone 5S sein, der Grafikchip das dreifache leisten. So wird zum Beispiel Hands free Siri möglich: "Hey Siri!" also auch, wenn das Gerät nicht am Strom hängt. Die Kamera löst mit 12 Megapixel auf und kommt auch mit dem True-Tone-Blitz des iPhone 6S. Live-Photos beherrscht das neue Telefon natürlich auch. LTE-Geschwindigkeiten bis zu 150 Mbps werden unterstütze, ebenso Wi-Fi 802.11ac. Der eingebaute NFC-Chip erlaubt das Bezahlen über Apple Pay, das es weiterhin nun in der englischsprachigen Welt und in China gibt, aber nicht in Deutschland. Der Einstiegspreis ist interessant: 399 US-Dollar (489 Euro!) kostet das 16-GB-iPhone, 499 US-Dollar (589 Euro) die Variante mit 64 GB.

Bestellungen nimmt Apple ab Donnerstag, dem 24. März entgegen, ab dem 31. März steht es in den wichtigsten Märkten in den Läden.
 Auf 80 Prozent aller iPhones läuft laut Joswiak die aktuelle Version des Betriebssystems, iOS 9. Mit iOS 9.3 kommt ein Zwischenupdate, das auch etliche neue Funktionen bringt, etwa Nightshift, den Blaulichtfilter für ein wärmeres Display am Abend und Passwortschutz für Notizen. Verbesserungen gibt es auch bei Karten, CarPlay, Health und News. Mit Education Preview lassen sich vor allem iPads in der Schule oder der Universität mit einer Art von Mehrbenutzersystem konfigurieren. iOS 9.3 steht noch heute zum Download zur Verfügung.

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iPad Pro mit 9,7 Zoll

Das iPad Pro sei für viele schon zum einzigen Computer geworden, freut sich Tim Cook und überlässt die Bühne dem Marketing-Chef Phil Schiller, der das Feedback begeisterter Kunden wie John Lasseter (Pixar) vorstellt: "Die Leute lieben das iPad Pro". Das iPad Pro bekommt einen Partner mit 9,7-Zoll-Monitor zur Seite gestellt. Über 200 Millionen iPads mit 9,7-Zoll-Bildschirm habe Apple bereits verkauft und bietet nun die Pro-Features auch im ursprünglichen Format des iPad an. Das iPad Pro soll nun auch verstärkt Windows-Nutzer anziehen, meint Schiller, 500 Millionen PCs da draußen seien älter als fünf Jahre - was traurig sei. Aber man habe ja nun ein Angebot für diese vielen Anwender.

Warum aber iPad Pro 9,7 und nicht iPad Air 3? Das beginne bei Display, das heller sei und weniger reflektiere, erklärt Schiller, auch der Farbumfang sei deutlich größer. Zum Nightshift komme nun noch ein True-Tone-Display hinzu, das die Farbtemperatur des Displays dem der Umgebung anzupassen verspricht. "Was für ein Durchbruch," jubelt Schiller.

Wie das große iPad Pro hat auch das kleine vier Lautsprecher eingebaut, für Stereoklang in jeder Ausrichtung, und den A9X-Prozessor an Bord. Das Smart Keyboard hat Apple natürlich auch an das kleinere iPad Pro angepasst, auf dem neuen Tablet lässt sich auch der Apple Pencil verwenden. Die Kamera ist von den Features die gleiche wie im iPhone SE: 12 Megalpixel, Focus Pixel, True-Tone-Flash. Die Frontkamera löst mit 5 Megapixel auf: "Das beste iPad ever und das ultimative Gerät, den PC zu ersetzen". Erstmals ist ein iPad auch in rosegold zu haben, ansonsten auch in spacegray, gold und silber. Preise und Konfigurationen: 32 GB für 599 US-Dollar (689 Euro),  128 GB für 749 US-Dollar (869 Euro) und 256 GB für 899 (1049) US-Dollar. Die Varianten mit LTE-Chip kosten jeweils 150 Euro mehr. Wie das iPhone SE kann man es am Gründonnerstag bestellen, in die Läden kommt es eine Woche später, am 31. März, einen Tag vor Apples 40sten Geburtstag. Das iPad Air 2 ist weiterhin im Angebot und kostet 100 US-Dollar weniger. Die 256-GB-Konfiguration ist auch für das iPad Pro mit 12 Zoll zu haben, dieses kostet 1099 US-Dollar.

Mehr über das kleine iPad Pro

Kein Ton zum Mac

Vor einem Jahr hatte der Mac auf dem Event "Spring forward" eine bedeutende Nebenrolle gespielt (Macbook 12 Zoll), heute gar keine. Wir erwarten, dass Apple im Vorfeld der WWDC seine Macbooks mit neuen Chips der Skylake-Reihe ausstatten wird und dies auf der WWDC zumindest am Rande erwähnt. Immerhin hat Apple heute auch das Update auf OS X 10.11.4 frei gegeben, das in Sachen verschlüsselte Notizen mit iOS 9.3 korrespondiert.

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