Ja zum Retail, ja zu China

07.08.2006
Wie stolz war Cherry auf Tastaturen und Mäuse "Made in Germany" und darauf, keine Retailer zu beliefern. Doch das gilt nun nicht mehr. Mit ultraflachen Tastaturen, zum Teil in China gefertigt, wollen die Oberpfälzer nun auch im Consumer-Umfeld Gas geben.

Von Klaus Hauptfleisch

In der aktuellen Brand-Awareness-Studie der ComputerPartner-Schwesterpublikation "PC-Welt" kommt Cherry bei Eingabegeräten gleich hinter Logitech und Microsoft. Auch in Distributionskreisen bescheinigt man dem amerikanisch-deutschen Hersteller, "einen guten Job zu machen". Mit "Ja zu Deutschland, ja zur Oberpfalz" und als Träger des Preises "Beste Fabrik" in Europa 2005 hat Cherry Schlagzeilen gemacht.

Doch allein von guten Produkten und einem guten Image kann man nicht leben. Das musste das Unternehmen aus Auerbach, das über 50 Prozent seines Umsatzes heute schon mit Automotive-Produkten macht, schmerzlich erfahren. Folglich hat man sich zwölf Monate Zeit gegeben, den Turnaround zu schaffen oder das Tastatur- und Mausgeschäft an den Nagel zu hängen. "Es ging darum, sich schnell zu verändern. Entweder wir drehen es oder wir steigen aus", war die Devise, so Manfred Schöttner, der bei Cherry als Business Director den Bereich Computer Input Devices leitet.

Vom technisch Möglichen zum sinnvoll Notwendigen

Nach dem neuen Leitsatz "Tu das, was keiner von Dir erwartet!" hat sich Cherry ein Programm gesetzt: Auch Outsourcing nach Fernost und der Retail-Kanal, weg vom reinen Business-Channel, seien keine Tabus mehr. Ziel sei es, von der "Besten Fabrik" zum erfolgreichsten Unternehmen zu werden; die Entwicklung vom technisch Möglichen zum sinnvoll Notwendigen zu leiten sowie von der Sachlichkeit zu Emotionen; vom deutschen Markt nach Europa zu expandieren; "von der Bundesliga in die Champions League" aufzusteigen und bis 2010 zu den drei führenden A-Brands zu gehören.

Fast schon revolutionär

Ganz neo-international hat sich Cherry noch ein Motto gesetzt: "It’s time for evolution", wobei die neuen Produkte, stylische superflache Multimedia-Tastaturen, die ab Mitte August 2006 in den Handel gelangen sollen, für die braven Oberpfälzer schon fast einer Revolution gleichkommen, so auch die neue Verpackung am Point-of-Sales (PoS). Auch für die Produkte hat Schöttner wieder neue Leitsätze parat: "Einfach schön - schön einfach" und "The best product money can buy", die besten Produkte, die in dem jeweiligen Segment für Geld zu haben sind.

Hauptzielgruppe bleibe der Business-Kunde, den Anfang im Retail machten Media Markt und Saturn, andere würden folgen. Selbst einen Schritt in den Food-Channel schließt Schöttner nicht völlig aus. 90 Prozent der Eingabegeräte würden weiterhin in Deutschland produziert. Aber auch die Belegschaft habe eingesehen, dass die Verlagerung eines Teils der Produktion nach China auch ihre Jobs in hierzulande rettet. Entwickelt würde natürlich weiterhin in der Oberpfalz. Statt auf große chinesische OEM-Hersteller setze Cherry darauf, kleinere Outsourcing-Partner mit deutschen Qualitätsmaßstäben nach vorn zu bringen.

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