Jetzt bestätigt: Basel II ist ein Risiko

15.03.2007
Der DIHK hat ein Stimmungsbild - das Unternehmensbarometer - zu den neuen Kreditvergaberegeln ermittelt. Hier sind die Ergebnisse.

Von Marzena Fiok

Zu Jahresbeginn ist Basel II in Kraft getreten. In einer Online-Befragung, der mehr als 1.100 Unternehmensantworten zugrunde liegen, ermittelte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ein Stimmungsbild zu den Auswirkungen.

Kreditinstitute sind seit dem 1. Januar 2007 gesetzlich angehalten, Kredite risikogerechter zu bepreisen. Damit müssen sich Unternehmen auf veränderte Spielregeln bei der Kreditvergabe einstellen - die Eigenkapitalquote des Unternehmens rückt in den Mittelpunkt der Risikobewertung.

Wie die Wirtschaft die Auswirkungen der neuen Spielregeln einschätzt, fragte der DIHK ab. Die ersten Ergebnisse der Studie "Auswirkungen von Basel II auf die Finanzierung von Unternehmen" liegen jetzt vor.

Sorgen um die Kreditaufnahme

Demnach sorgen sich aktuell insbesondere die kleinen Unternehmen und der Handel um die Kreditaufnahme. "Mehr als 50 Prozent der Betriebe mit bis zu zehn Beschäftigten sehen Basel II als Risiko ", berichtet DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Handelsunternehmen sagen immerhin noch zu fast 40 Prozent, dass sich das Baseler Regelwerk negativ auf die Kreditaufnahme auswirkt."

Insgesamt sehe jedes fünfte Unternehmen Basel II aber auch als Chance, die Unternehmensführung zu verbessern, so Wansleben weiter. Nur 14 Prozent versprechen sich demnach günstigere Kredite von der Hausbank. Mit 36 Prozent in der Überzahl sind jedoch die Firmen, die keine gravierenden Änderungen von Basel II erwarten.

Das größte Risiko sehen die Unternehmen im fehlenden Zugang zu Krediten. Fast jeder fünfte Betrieb befürchtet, dass sein Kreditantrag abgelehnt wird, weil etwa Sicherheiten nicht ausreichen. Nur zwölf Prozent sorgen sich über höhere Zinsen beim Kredit.

"Die Erleichterungen für den Mittelstand in Basel II gestatten zwar im Durchschnitt günstigere Kreditkonditionen für kleine und mittlere Unternehmen", resümiert DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben. "Doch solange vielen Betrieben der Zugang zum Bankkredit verwehrt bleibt, kommen sie erst gar nicht in den Genuss der Vergünstigungen." Die großen Unternehmen dagegen hätten immer weniger Probleme mit Basel II.

Zu wenig Eigenkapital

Wansleben erklärt diese Beurteilung von Basel II vor allem mit den unterschiedlichen Eigenkapitalquoten und ihrer Funktion als Gradmesser der Bonität: "Während große Betriebe und die Industrie meist gut mit Eigenkapital ausgestattet sind, ist das Risikopolster bei kleinen Unternehmen und beim Handel relativ klein", so der DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung täusche über die schwache Eigenkapitalausstattung vieler Betriebe hinweg. Wansleben: "Die Politik sollte daher kleinere Mittelständler mehr unterstützen, zusätzliches Eigenkapital zu bilden. Denn ein höherer Eigenmittelanteil verschafft nicht nur mehr Luft in schwierigen konjunkturellen Zeiten, sondern stärkt auch ihre Verhandlungsposition gegenüber der Bank."

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