Kauf - Leasing - Miete - Mietkauf

27.08.1998

MÜNCHEN: Um den Kapitalaufwand für Investitionen zu reduzieren, greifen Unternehmen auf Finanzierungsalternativen zurück. Begriffe wie Miete, Leasing oder Mietkauf schwirren oftmals ununterschieden durch den Raum. Erhard Büch* stellt die Unterschiede dar.In Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen kommt es für viele Unternehmen darauf an, mit der Zeit zu gehen, um nicht ins wirtschaftliche Abseits zu geraten. Notwendigkeit, Nutzeffekt, günstiger Finanzierungsweg - auf diese drei wichtigsten Aspekte hat sich in der Regel eine Investitionsentscheidung zu stützen.

Während sich die beiden ersten Punkte verhältnismäßig leicht beurteilen lassen, gestaltet sich die Frage nach dem besten Finanzierungsweg weit schwieriger. Und dies vor allem angesichts einer überall stark gesunkenen Eigenkapitalquote - im Durchschnitt heute bei zirka 20 Prozent.

Zu den Fixpunkten jeder Investition gehört der Zwang, das betriebliche Geschehen in die Zukunft hinein zu planen. Jedes Investitionsobjekt soll einen wirtschaftlichen Nutzen realisieren. Die unternehmerische Entscheidung kann sich mithin nicht nur auf das Investitionsobjekt alleine beschränken, sondern muß die Finanzierung - also die Kapitalbeschaffung - einbeziehen. Der Finanzierungsentscheidung stehen grundsätzlich verschiedene Finanzierungswege offen:

- Kauf (mittels Eigenkapital- oder Bankfinanzierung)

- Leasing

- Miete

- Mietkauf

Der Unterschied zwischen Kauf oder Mietkauf einerseits und Leasing oder Miete andererseits ist erstens ein steuerrechtlicher, der seine Auswirkungen auf die Bilanz hat, und zweitens ein wirtschaftlicher. Gekaufte Wirtschaftsgüter werden in ihren Anschaffungskosten aktiviert. Beim Kauf werden die benötigten Finanzmittel mehr oder weniger aus dem Umsatzprozeß beschafft. Hierbei handelt es sich im Grunde um eine Innenfinanzierung, beispielsweise durch Thesaurierung (vorherige Anhäufung) von Gewinnen, und/oder um eine Außenfinanzierung, wenn dem Unternehmen durch Kapitalerhöhung oder Kreditfinanzierung Geld zugeführt wird.

Kauf

Trifft ein Unternehmen die Entscheidung zum Kauf, muß es sich der wirtschaftlichen und vor allem steuerlichen Folgen bewußt sein. Diese haben nicht unerhebliche Auswirkungen auf Bilanz und Liquidität. Gekaufte Wirtschaftsgüter werden in ihren Anschaffungskosten aktiviert: Sie müssen über die Lebensdauer abgeschrieben werden. Zum anderen muß sich das Unternehmen, das sich zum Kauf entschieden hat, darüber im klaren sein, daß es die Abschreibung und auch die Verzinsung des vorab investierten Kapitals in der nachfolgenden Nutzungsdauer über den Absatzmarkt verdienen muß.

Während ein Unternehmen sich durch die Innenfinanzierung Liquidität entzieht, schmälert es bei einer Kredit- oder Bankfinanzierung den ihm eingeräumten Kreditrahmen. Zudem berücksichtigen viele Unternehmen nicht, daß gerade die Bankfinanzierung eine recht teure Angelegenheit sein kann, insofern die mit einem Kredit verbundenen Kosten bei einer Gegenüberstellung mit anderen Finanzierungsalternativen meistens vergessen werden. Ebenso werden bei einer Eigenfinanzierung die kalkulatorischen Zinsen für das eingesetzte Kapital nicht berücksichtigt.

Leasing

Die betriebswirtschaftliche Definition in der einschlägigen Literatur ist sehr prägnant: "Unter Leasing versteht man die Nutzung eines Wirtschaftsgutes (Investitionsgutes), ohne jedoch dessen Eigentümer zu sein", im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch auch als "pay as you earn"-Effekt bezeichnet. Die Investition wird aus dem Ertrag finanziert, den das Investitionsgut bringt. Leasing gewährt also ein von vornherein auf einen bestimmten Zeitraum ausgerichtetes, in der Regel mittelfristiges Nutzungsrecht.

Als typisches Merkmal für Leasing kann das Dreiecksverhältnis zwischen Kunde, Lieferant und Leasinggesellschaft angesehen werden. Leasing verdankt seine Durchsetzung als Finanzierungsalternative in erster Linie seinen steuerrechtlichen Vorteilen. Obwohl der Kunde (Leasingnehmer) das Wirtschaftsgut beim Lieferanten bestellt, wird er nicht wirtschaftlicher Eigentümer. Da der Kunde für die Nutzung nur ein monatliches Entgelt zahlt, liegt auch die Aktivierungspflicht nicht bei ihm, sondern beim Leasinggeber. Die Kosten für die Nutzung finden ihren Niederschlag ausschließlich in der Gewinn- und Verlustrechnung.

Miete

Bei Miete handelt es sich im wesentlichen um Nutzungsverträge, die ihre rechtliche Grundlage im Mietrecht des BGB (§§ 535 ff) haben. Die Miete unterscheidet sich von Leasing insbesondere dadurch, daß gewöhnlich Leistungen zusätzlicher Art, beispielsweise technischer Service, vereinbart werden können. Ein weiteres Merkmal bei Miete ist die beim Vermieter liegende Verantwortlichkeit für Funktionstüchtigkeit beziehungsweise Gebrauchsfähigkeit des Objekts. Diese Leistungen finden aber in den Mietkosten ihren Niederschlag. Mietverträge kommen fast ausschließlich in der Bürotechnik (Kopier- und Faxgeräte) vor, nicht jedoch bei der Finanzierung von System- und Softwarelösungen.

Mietkauf

Mietkauf ist eine andere Art der Darlehensfinanzierung. Hier schließt der Investor mit der Finanzierungsgesellschaft einen Mietkaufvertrag über eine bestimmte Zeitdauer ab. Der Investor hat im Gegensatz zu Leasing und Miete das Investitionsgut in seiner Bilanz zu Anschaffungskosten zu aktivieren. Gleichzeitig mit der ersten Rate ist die gesamte Mehrwertsteuer fällig. Das Objekt geht allerdings mit der Zahlung der letzten Rate in das Eigentum des Kunden über - er wird somit auch wirtschaftlicher Eigentümer. Mietkauf kommt meist dann zum Tragen, wenn der Investor staatliche Fördermittel (Investitionszulagen) erhält.

Kein Allheilmittel bei Liquiditätsschwäche

Bei der Entscheidung über die Finanzierungsform sollte einerseits ein quantitativer Vergleich zwischen Leasing/Miete und konventioneller Finanzierung unter Berücksichtigung betriebsbedingter Daten durchgeführt werden. Dabei ist die Frage zu beantworten, welcher Kapitaleinsatz das Unternehmen für die geplante Investition am wenigsten belastet. Anderseits spielen aber auch qualitative Kriterien bei der Entscheidung eine Rolle, so die Einstellung zum Eigentum, Flexibilität, Liquidität.

Eines sollte der Investor bei der Entscheidung nach der richtigen Finanzierungsform berücksichtigen: Leasing/Miete bedeutet bei knapper werdendem Kapitalbudget auch immer ein zusätzliches Beschaffungspotential. Allerdings sollte dies nicht zu der irrigen Meinung führen, daß eine wie auch immer aussehende Fremdfinanzierung ein Allheilmittel wäre, um liquiditätsschwache Firmen über Wasser zu halten.

*Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtschafts-Ing. Erhard Büch ist Vertriebsleiter für Hersteller und Handelsorganisationen bei der BFL Leasing GmbH, Eschborn.

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