Intelligente Uhr

Kaufberatung: Gründe für die Apple Watch

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft: Welche Gründe für eine Apple Watch unter dem Weihnachtsbaum sprechen.
Gründe für die Apple Watch
Gründe für die Apple Watch
Foto: 2015

Außerhalb des Infinite Loop in Cupertino weiß niemand so genau, wie gut sich die Apple Watch verkauft. Apple versteckt die mit der intelligenten Armbanduhr generierten Umsätze im Bereich "Sonstiges" neben Kabeln und Adpatern, den Beats-Kopfhörern und dem allmählich obsolet gewordenen iPod. Aus den Differenzen des Bilanzpostens zu den Vorjahren kann man nur ungefähre Rückschlüsse ziehen, andere Marktforscher rechnen Daten über Online-Bestellungen auf den Gesamtmarkt hoch. Seitdem Apple die Watch im Frühjahr 2015 auf den Markt gebracht hat, dürften aber etwas mehr als zehn Millionen Stück über die Ladentische weltweit gegangen sein.

Im Herbst 2016 kam die zweite Generation heraus, mit einem hellerem Bildschirm, GPS, einem schnelleren Prozessor und einem Feature, das vor allem Schwimmer begeistert: Die Apple Watch Series 2 ist nun wasserdicht und lässt sich zum Training im Becken oder im offenen Gewässer verwenden. Überhaupt scheint mit Series 2 und dem zeitgleich erschienenen Watch OS 3 ein kleiner Paradigmenwechsel bei Apple stattgefunden zu haben. Betont ist die Nützlichkeit der Apple Watch als Fitnessgerät und weniger ihr Auftreten als Luxusartikel. Denn die Apple Watch Edition in 18-Karat-Gold ist nun nicht mehr erhältlich, stattdessen hat Apple ein neues Sondermodell mit Keramikgehäuse aufgelegt, das nur noch mehr das Doppelte kostet wie die Edelstahlausgabe, aber nicht mehr das 14fache...

Was uns nach der Präsentation der zweiten Generation besonders erfreut: Der Vorgänger ist nun weiterhin erhältlich, bekommt aber den gleichen schnellen Prozessor und ist als Apple Watch Series 1 gegenüber dem Original noch einmal deutlich günstiger geworden - es gibt das Modell aber nur in der Sportausgabe mit Aluminiumgehäuse.

Natürlich ist es auch immer eine Frage des Budgets, ob man sich die Apple Watch zu Weihnachten wünschen oder sie verschenken will, aber diese Gründe sprechen dafür, die persönlichen Finanzen mal genauer abzuklopfen:

Grund 1: Das vielfältige Design

Die ersten Smartwatches hat es schon vor der Apple Watch gegeben und neben dem Hersteller aus Cupertino tummeln sich noch diverse andere auf dem Markt. Design mag zwar Geschmackssache sein, doch hat Apple nicht den Fehler anderer Hersteller gemacht und entweder ein klobiges Monster konstruiert oder auf den althergebrachten runden Formfaktor gesetzt, der für Zifferblätter zwar bestens geeignet ist, aber nicht dafür, mal kurz in eine Mail, SMS oder Push-Nachricht zu schauen. Dennoch ist die Apple Watch schon auf den ersten Blick eine Uhr. Und zwar durchaus eine elegante, für fast jeden Geschmack hat Apple etwas dabei. Die Aluminiumausgabe ist in schwarz, silber, gold oder roségold zu haben, die mit Edelstahlgehäuse in schwarz oder silber. Hinzu kommt die Edition in einem elegantem weißen Keramikgehäuse. Die schier unendliche Vielfalt der Armbänder macht die Apple Watch zu einem beliebig konfigurierbaren Wearable. Apple selbst bietet Armbänder in Silikon, gewebtem Nylon, Metall oder Leder an, Dritthersteller fügen noch etliche weitere Designs, Farben und Formen hinzu. Zwei spezielle Sondermodelle hat Apple auch noch im Programm, für Sportler die Apple Watch Nike+ mit einem exklusiven Kunststoffarmband und die Apple Watch Hermès mit einer großen Vielfalt von Lederarmbändern. Die letztgenannten kommen auch noch mit exklusiven Zifferblättern (Apple sagt dazu "Faces"), aber auch die Standardauswahl dieser Ansichten ist durchaus beeindruckend - im Prinzip gleicht wohl kaum eine Apple Watch der anderen.

Alle Modelle kommen zudem in zwei Größen, mit 38 mm oder 42 mm Bildschirmdiagonale. Bewusst sagt Apple nichts davon, dass es sich hier um die Damen- oder um die Herren-Uhr handeln würde, auch wenn der Schluss erst einmal nahe liegt. Wir haben aber die Uhren getestet und stellen fest: Auch Herren kommen mit der 38er zurecht, so wie es Damen mit der 42er gelingt. Das Armband muss jedoch die richtige Länge haben, das könnte ein Problem sein. Die Armbänder sind zudem flott gewechselt - für jeden Anlass eine andere Uhr, das kommt dann gar nicht mal so teuer.

Grund 2: Die Bedienung

Die Apple Watch ist nicht nur auf den ersten Blick eine Uhr, sondern auch auf den zweiten: Rechts vom Bildschirm steht ein Rädchen hervor. Selbst Uhrenexperten waren im September 2014 verblüfft über Apples Lösung, wie man ein digitales Gerät mit derart kleinem Bildschirm bedienen kann. Die "Digital Crown", wie Apple die Uhrenkrone des Digitalzeitalters nennt, ist nicht nur für die Freunde mechanischer Uhren attraktiv. Die kontextsensitive Digitalkrone steht in allen denkbaren Situationen als intelligentes Bedienelement bereit, App-Entwickler können bei der Gestaltung sich allein darauf konzentrieren. Auch die Anordnung der App-Symbole auf dem Bildschirm der Apple Watch erzählt von Apples Gestaltungsphilosophie. Wenn ein Bildschirm so klein ist, dass die übliche Matrixanordnung nicht die Lösung sein kann, nimmt man eben eine andere. In der dichten Kugelpackung bekommt Apple viel mehr Symbole unter, ohne dabei an Übersichtlichkeit zu verlieren. Zudem kann die Uhr auch einfaches Tippen vom Drücken auf ein Symbol unterscheiden, mit Force Touch eröffnen sich viele Bedienungsoptionen. Dass Apple offensichtlich auch genau darauf schaut, wie die Kunden die Uhr nutzen, sieht man an einer mit watchOS 3 erfolgten Änderung im Bedienungskonzept. Der zweite Knopf auf der Seite der Uhr war in den ersten beiden Versionen des Betriebssystems der Uhr noch dazu gedacht, zwölf Favoriten unter den Kontakten anzuzeigen, die man mit einem weiteren Tipp oder Dreh an der Digital Crown per Schnellnachricht erreichte. Hat vermutlich kaum jemand genutzt, wichtiger ist nun eine Art von Dock, in der die derzeit laufenden Apps untergebracht sind und der schnelle Wechsel zwischen ihnen möglich ist.

Vor allem aber ist mit der Apple Watch Siri an das Handgelenk gekommen. Man muss nicht mehr laut "Hey Siri" brüllen, bis sich das iPhone meldet, sondern kann schnell am Handgelenk den Sprachassistenten aufrufen. Telefonieren ist so ebenfalls möglich, auch wenn das noch ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, wenn man mit der an das Gesicht gehobenen Hand plaudert.

Grund 3: Alles in einem

Zugegeben, wer eine schicke Armbanduhr haben will, braucht keine Apple Watch. Wer ein Fitnessarmband nutzen will, um sich zu mehr Bewegung zu motivieren, braucht keine Apple Watch. Wer gar eine halbwegs professionelle Sportuhr mit GPS-Sensor für sein Training nutzen will, braucht keine Apple Watch. Doch erfüllt die Apple Watch all diese Wünsche in einem Gerät und noch viel mehr. Hersteller von Fitnessarmbändern und Sportuhren werden sich verstärkt in Nischen zurück ziehen, Tomtoms Sportuhr etwa bietet mit dem schwarz-weiß-Display eine deutlich längere Akkulaufzeit. Oder der Fahrradcomputer Wahoo Elemnt, der auf derart auf die Bedürfnisse von Profis und ambitionierten Freizeitsportlern eingeht, dass die Funktionalität der Apple Watch dagegen verblasst. Wem Schrittzähler im Design einer schicken Uhr, den man auch im Schwimmbad tragen kann, genügt, der findet in der Withings Activité ein attraktives Angebot.

Die Apple Watch kann zwar mittlerweile Apps auch selbstständig ausführen und ist nicht mehr nur wie in den Anfangstagen für die Anwendungen Dritter eine erweiterte Anzeige, kommt aber auf Dauer nicht ohne iPhone aus, beziehungsweise lässt sich ohne iPhone (ab iPhone 5) gar nicht erst in Betrieb nehmen. Diese Verbindung zum iPhone ist aber eher von Nutzen als von Schaden: Wie coole Apps gehen und wie sie sich für Apples Geräte optimieren lassen, wissen hunderttausende von begabten Entwicklern - das merkt man im Angebot des App Store, die meisten Anwendungen für das iPhone kommen auch schon gleich mit einer Erweiterung für die Apple Watch. Dank GPS in der Series 2 und dem schnellen Hauptprozessor werden es immer mehr.

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