Die Unified-Communications-Welt von Microsoft

"Kommunikation ist Software"

03.12.2007
Knapp 1.000 Besucher fanden sich Ende November in München auf Microsofts Doppelkonferenz zu den Themen "Unified Communications (UC) und Business Intelligence (BI)" ein. Der Hersteller nutzte die Gelegenheit, um seine UC-Partnerstrategie vorzustellen.
1.000 Besucher und 60 Aussteller bevölkerten Microsofts erste BI und UC-Konferenz in München.
1.000 Besucher und 60 Aussteller bevölkerten Microsofts erste BI und UC-Konferenz in München.

Von Alexander Roth

Im Oktober 2007 hatte Microsoft die hauseigene Lösungspalette für Unified Communications (UC) vorgestellt. Diese heißt "Office Communications Server 2007, "Office Communicator 2007, "Office Live Meeting und "Microsoft RoundTable (siehe Kasten). Diese Produktreihe soll Firmen die Möglichkeit geben, die klassische Kommunikation via (Mobil-)Telefon mit IT-Systemen zu verbinden. Hier arbeitet der Hersteller bereits mit knapp 30 Partnern zusammen.

Diese hatten nun die Gelegenheit, sich einem breiten Publikum zu präsentieren: Microsoft lud IT-Entscheider und Fachhändler ins Münchener Messezentrum zur einer ersten Fachkonferenz zu den Trendthemen UC und BI ein.

Mit Deutschland-Chef Achim Berg als Eröffnungsredner und knapp 60 namhaften Ausstellern wie Siemens, AMD, HP, FSC und PC-Ware hatte die Veranstaltung für die rund 1.000 Besucher in der Tat einiges zu bieten. Im internen Wettbewerb zwischen den beiden ausgerufenen Themen darf sich UC als Gewinner bezeichnen lassen: Die Mehrheit der Besucher, rund 550 Personen, erschien offiziell wegen dieses Lösungsfelds auf der Konferenz.

Christian Mehrtens, Direktor Business Group Information Worker bei Microsoft Deutschland und zuständig für das UC-Geschäft, stellte vor Ort die neue UC-Partnerstrategie vor: " Die TK- und die IT-Infrastruktur in der Geschäftswelt verschmelzen zunehmend. Softwaregetriebene Kommunikatoren setzen sich immer mehr durch. Für Reseller ergeben sich dadurch zahlreiche neue Geschäftsfelder. Wir wollen unsere Partner beim Einstieg in dieses Thema begleiten", so der Manager.

Das Flaggschiff: Office Communications Server 2007

Mehrtens räumte ein, dass es bei deutschen Unternehmen noch Hemmnisse gebe, die einen Erfolg von UC-Lösungen im Markt bislang verhinderten. Laut Marktforschern wie Gartner werde sich das Thema aber bereits in den kommenden Quartalen auf breiter Front durchsetzen was nicht zuletzt an der neuen Produktgeneration der entsprechenden Microsoft-Lösungen liege.

Das Flaggschliff ist dabei "Microsoft Office Communications Server 2007 (OCS)". Die Software bietet VoIP, Video, Instant Messaging (IM) sowie Konferenz- und Präsenzfunktionen für verschiedene Anwendungen wie Lösungen aus dem Office-System oder den Microsoft-Dynamics-ERP-Produkten. "OCS ermöglicht es Firmen, bis zu 30 Prozent der Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Kommunikationslösungen einzusparen", so der Manager. Hier erweise sich vor allem die Anzeige der Präsenzinformationen der Teilnehmer als praktikabel: Diese Funktion gibt darüber Auskunft, ob ein Gesprächspartner etwa gerade im Meeting ist, nicht gestört werden will oder aber unterwegs am besten per Handy zu erreichen ist.

Mehrtens betonte, dass sich für Microsoft-Partner etliche Möglichkeiten ergeben würden, in das Thema UC einzusteigen: "Gerade Systemintegratoren können leicht durch Dienstleistungen und Support profitieren, wenn sie bei ihren Kunden die neue Kommunikationswelt errichten", so Mehrtens. Hier winke zusätzlicher Verkauf von Hardware, wie Headsets, Softphones, oder mobilen Endgeräten. Zudem könnten Softwareentwickler (ISV) ihre Lösungen um Funktionen wie VoIP oder Conferencing integrieren. Prominentes Beispiel ist hier SAP: Das mit Microsoft gemeinsam entwickelte Produkt "Duet" ermöglicht bereits in Kombination mit dem OCS, Präsenzinformationen der angebundenen Anwender zu zeigen. Zudem kündigten auf der Konferenz bereits sieben namhafte TK-Spezialisten die weltweite Verfügbarkeit von neuen Telefonen und entsprechendem Zubehör an, die auf den OCS zugeschnitten sind. Darüber hinaus arbeitet Microsoft mit knapp 20 Herstellern zusammen, um neue UC-fähige Headsets und entsprechende drahtlose Telefone, Webcams und Lap-tops ausliefern zu können.

100 Partner bis Jahresende angestrebt

Seit der Einführung vor rund vier Monaten erwarben weltweit rund 800 Partner die UC-Spezialisierung von Microsoft. In Deutschland wolle er neben den aktuell 30 kooperierenden Partnern bis Ende des Jahres 70 weitere Unternehmen zu einer Zusammenarbeit bewegen. Dabei werde Microsoft aktiv auf Unternehmen zugehen: "Wir werden dafür unseren Channel analysieren und versuchen, neue Firmen als UC-Partner zu gewinnen."

Laut Mehrtens winken den Interessenten Workshops, Marketingunterstützung und zum Teil auch schlüsselfertige Projekte. Auch ein eigenes Partnerportal hat Microsoft bereits im Web eingerichtet.

Der Manager betont, dass er dabei gezielt auf größere beziehungsweise stark spezialisierte Unternehmen abziele. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Microsoft schon in den nächsten Quartalen auch entsprechende SMB-Lösungen auf den Markt bringen werde so empfiehlt er auch regionalen Fachhändlern, sich bereits jetzt mit dem Thema "Unified Communications" zu befassen.

"In drei Jahren wird Kommunikationstechnik standardisiert in die wichtigsten Unternehmensanwendungen wie CRM- oder ERP-Systeme integriert sein. Reseller sollten sich dieser Tatsache bewusst sein und früh ausloten, welche Vertriebschancen für sie das Feld der Unified Communications mit sich bringt."

Ein Blick auf die Messe zeigt, was der Manager meint: Obwohl sich fast alle Lösungen der Aussteller um den OCS drehten, waren sie alles andere als einheitlich. PC-Ware zeigte das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsunternehmen Nextira One (ehemals Alcatel): Während das Systemhaus die Softwaresysteme bereitstellt, bietet der Partner im jeweiligen Projekt an, sämtliche Unternehmenskommunikation wie VoIP-Telefonie und E-Mails in die IT-Umgebung zu integrieren. Der IT-Dienstleister MVC präsentierte seine Videokonferenz-Lösungen, während das Systemhaus InfoWAN unter anderem zeigte, wie sich die vorhandene TK-Anlagen eines Unternehmens in OCS-Umgebungen integrieren lassen.

Unified Communications mit Microsoft

Microsoft Office Communications Server 2007 (OCS): Die Software ist der Nachfolger des "Live Communications Server 2005" und bietet außer Instant Messaging auch die Möglichkeit von Sprach- und Videoübertragung sowie die Anzeige von Präsenzinformationen. Der OCS lässt sich an Anwendungen des Microsoft-Office-Systems und nach Angaben des Herstellers auch an künftige Versionen von Microsoft Dynamics-ERP-Produkten anbinden. Auch die Integration von Systemen anderer Hersteller wie ist möglich.

Microsoft Office Communicator 2007: Der Client für OCS 2007 bietet Funktionen wie Telefon, Instant Messaging und Videokommunikation über PC, Mobiltelefon sowie am Web-Browser.

Microsoft Office Live Meeting: Mit dem erweiterten Service für Konferenzen können Anwender Meetings durchführen und dabei Videofunktionen nutzen. Dokumente lassen sich gemeinsam bearbeiten und Gespräche aufzeichnen.

Microsoft RoundTable: Das Konferenzsystem mit 360-Grad-Kamera bietet eine Übertragung in Rundumsicht, fokussiert den Sprecher und nimmt Meetings auf.

Mobile Device Manager: Software, die es ermöglicht, Smartphones in UC-Infrastrukturen zu integrieren.

In CP tv (www.channelpartner.de/tv) finden Sie ein Interview mit Microsofts Information-Worker-Chef-Christian Mehrtens zum Thema.

Meinung des Redakteurs

"Unified Communications" ist mehr als ein bloßes Schlagwort: Die Möglichkeiten von UC sind beeindruckend. Speziell OCS kann aufgrund seiner Integrierbarkeit in Microsoft-Produkte die Firmenkommuni-kation deutlich vereinfachen. Doch das Produkt ist noch zu komplex. Dem Hersteller fehlt eine einfache SMB-Lösung, damit auch kleine Unternehmen und regionale Reseller von der Microsoft-Welt profitieren können.

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