Begehrte IT-Spezialisten

"Kompetente SAP-Berater können Sie mit Gold aufwiegen"

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Beratermangel bei neuen Themen

Das trifft auf die Audi AG zu, die mit "Kompass" (Komponenten-Produktions-Planungs-Erfassungs- und Steuerungs-System) eine integrative SAP-Lösung für die Presswerke in Ingolstadt und Neckarsulm implementiert. "Ziel ist es, die Prozesse der Logistik und Produktion besser zu verzahnen, um die Fertigungskapazitäten optimal zu nutzen", berichtet Heiko Tilgert aus der Praxis. Der Leiter des SAP Center of Competence von Audi erwartet von einem SAP-Berater, dass er die Rahmenbedingungen des Kunden einbezieht und Auswirkungen auf die IT-Struktur antizipiert. "Um diese integrative Herangehensweise umzusetzen, sollten externe Berater ein gutes Verständnis für komplexe Architekturen und eine starke Eigenmotivation für den Blick aufs Ganze mitbringen."

Neben einem breit gefächerten Erfahrungsschatz und einem soliden Verständnis der Programmierung seien Kenntnisse in systemübergreifenden SAP-Lösungen von Vorteil, sagt Tilgert: "Die Automotive-IT bewegt sich in einem sehr dynamischen Umfeld, in dem ständig neue Anforderungen hinzukommen und etablierte Lösungen erweitert werden müssen. Diesen Anspruch an Flexibilität stellen wir an uns und an unsere externen Berater." In der klassischen Business-IT mit ERP-Anwendungen aus dem Bereich Finanz, des Personal-Managements oder der Planung des Materialbedarfs greife der Konzern auf ein fundiertes Expertennetzwerk zurück. "Bei neueren Anwendungen wie der Lagerbestands-Software EWM sowie bei übergreifend genutzten SAP-Tools wie TREX, dem Enterprise Portal, dem Solution Manager oder HANA-basierten Lösungen ist der externe Beraterkreis jedoch übersichtlicher."

Heiko Tilgert von Audi weiß: "Die Automotive-IT bewegt sich in einem sehr dynamischen Umfeld, in dem ständig neue Anforderungen hinzukommen." Dementsprechend fordert er große Flexibilität bei internen wie externen Mitarbeitern.
Heiko Tilgert von Audi weiß: "Die Automotive-IT bewegt sich in einem sehr dynamischen Umfeld, in dem ständig neue Anforderungen hinzukommen." Dementsprechend fordert er große Flexibilität bei internen wie externen Mitarbeitern.
Foto: Privat

BusinessByDesign-Berater sind Mangelware

Ähnliche Erfahrungen hat auch Georg Büttner von der gkv Informatik gesammelt: "Es gibt ein umfangreiches Angebot an SAP-Beratern für die Standardmodule - für Branchenlösungen und neue Themen besteht nach wie vor ein zu kleiner Markt." Daniel Gerster stimmt dem zu, zumindest bei seinem "Sonderthema" Business ByDesign (ByD). Der CIO von Roland Berger Strategy Consultants hat die "SAP-Mittelstandssoftware" 2013 in Österreich, Schweden und Tschechien live geschaltet, aktuell arbeitet er am globalen CRM-Rollout sowie am Go-live in Deutschland. Seine Bilanz fällt nüchtern aus: "Es mangelt an ByD-Beratern, die ihre Kompetenz nicht nur angelesen haben, sondern bereits erfolgreiche Implementierungen idealerweise noch in der gleichen Branche vorweisen können." Ein hervorragender SAP-Berater müsse die Fragen des Kunden beantworten können, fordert Gerster: "Leider ist das in der Realität nicht so einfach, da teilweise selbst SAP die Antworten nicht weiß."

Die Folgen sind klar, und sie charakterisieren den Markt: "Es gibt für die Nachfrage viel zu wenig qualifizierte und erfahrene SAP-Berater", sagt der Roland-Berger-CIO. Das sich daran schnell etwas ändert, darf bezweifelt werden - das wäre auch kaum im Sinne der Protagonisten, die von der Knappheit profitieren. Schon 2007 bezeichnete der "Spiegel" SAP-Berater als die "Könige des IT-Arbeitsmarkts."

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