Letzte Hoffnung Europa

04.03.2005
Mit massiven Umsatzeinbrüchen und Verlusten ging für Detewe das Jahr 2004 zu Ende. Nun will der TK-Hersteller durch Restrukturierung und Expansion in neue Märkte genesen.

Von Dr. Thomas Hafen

Detewe hat ein schweres Jahr hinter und ein schwieriges vor sich. 2004 sank der Umsatz des TK-Anlagen-Bauers auf 234 Millionen Euro, 2003 waren es noch 308 Millionen Euro gewesen. Der Umsatzeinbruch sorgte bei dem Berliner Traditionsunternehmen für Verluste, die sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen sollen. Hauptursachen für die Misere seien der Zusammenbruch des deutschen ISDN-Marktes, Kaufzurückhaltung und Preisverfall, erklärt Detewe-Geschäftsführer Klaus B. Bapp. Nur das OEM-Business habe sich gut entwickelt, sagt der Manager.

Im Januar 2005 zog das Unternehmen, das zur Röchling-Gruppe gehört, die Konsequenzen: 520 der 1.400 Mitarbeiter mussten gehen, das Stammwerk wurde verkauft und zurückgemietet, der Direktvertrieb in eine eigene operative Gesellschaft namens Detewe Communications GmbH ausgelagert. In ihr arbeiten zirka 130 der verbliebenen Beschäftigten, rund 550 sind bei der Detewe Systems GmbH angestellt, die sich im Wesentlichen um Produktentwicklung und Vermarktung kümmert, die restlichen 200 sind in den Auslandsniederlassungen tätig.

Detewe baut aber nicht nur Stellen ab, auch das Portfolio soll deutlich kleiner werden. Im vergangenen Jahr hatte der Hersteller mehr als 500 verschiedene Produkte im Angebot, nun sind es noch 240. "Bis zum Jahr 2007 wollen wir die Zahl auf weniger als 100 senken", erklärt Bapp. Der Hersteller will sich dabei auf die Kernbereiche Dect, Voice over IP und Sprach-Daten-Lösungen konzentrieren. In anderen Produktfeldern werde man mit Mitbewerbern oder Technologiepartnern kooperieren, sagt Bapp. Mehrere Produktlinien basieren zudem auf derselben Plattform; statt eines proprietären Systems setzt Detewe nun Software auf Basis des Betriebssystems Linux für die Anlagensteuerung ein. Beides soll helfen, Entwicklungs- sowie Produktionskosten zu senken und schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Auch bei der Zielgruppenansprache will sich der Anbieter konzentrieren. Neben dem OEM-Geschäft stehen vor allem der Mittelstand und vertikale Märkte wie Hotel- oder Gesundheitswesen im Fokus der Vertriebsorganisation Detewe Communications. Kleine Unternehmen und Endkunden sollen über die Fachhandelspartner betreut werden. Ausbauen will Detewe außerdem seine Präsenz in den Auslandsmärkten. Zu den existierenden Niederlassungen in der Schweiz, in Belgien, den Niederlanden und Großbritannien kamen bereits Ende 2004 Tochtergesellschaften in Frankreich und Italien hinzu. "Gegenwärtig sondieren wir die Märkte Skandinaviens, Spaniens, Polens, Tschechiens und der Slowakei", sagt Bapp. Vor allem für Terminaladapter, Dect-Telefone sowie TK-Anlagen mit maximal 100 Nebenstellen und DSL-Anschluss gäbe es im Ausland Marktpotenziale, glaubt der Manager.

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