Gut fürs Portemonnaie

Löhne steigen kräftiger als Inflation

06.02.2017
Deutschlands Arbeitnehmer profitieren von der geringen Teuerung. Sie lässt ihnen mehr von Lohnzuwächsen. Das dürfte auch bei den diesjährigen Tarifrunden eine Rolle spielen.
Im vergangen Jahr stiegen die Löhne durchschnittlich um 1,8 Prozent.
Im vergangen Jahr stiegen die Löhne durchschnittlich um 1,8 Prozent.
Foto: fotogestoeber - shutterstock.com

Lohnerhöhungen machen sich dank der geringen Teuerung deutlich im Gelbeutel vieler Beschäftigter bemerkbar. Real - also nach Abzug der Inflation - stiegen die Verdienste in Deutschland nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr im Schnitt um 1,8 Prozent gegenüber 2015. Das stärkt die Kaufkraft und kann den Konsum ankurbeln. Wie groß das Plus in diesem Jahr ausfällt, dürfte vor allem von den Tarifabschlüssen abhängen. Die Inflation zog zuletzt getrieben von höheren Energiepreisen wieder an.

Für rund 11,4 Millionen Beschäftigte werden in diesem Jahr in Deutschland die Arbeitsbedingungen neu ausgehandelt. Die ersten Forderungen liegen auf dem Tisch. Sie reichen von 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in der Textil- und Bekleidungsindustrie West bis zu einem Gesamtvolumen von 6 Prozent für den öffentlichen Dienst der Länder. Der tarifpolitisch dickste Brocken folgt zum Jahresende mit der deutschen Metall- und Elektroindustrie mit rund 3,5 Millionen Beschäftigten. Deren Forderungen liegen noch nicht auf dem Tisch.

Im vergangenen Jahr sorgte nach Angaben der Wiesbadener Statistiker in erster Linie die unterdurchschnittlich schwache Teuerung von 0,5 Prozent für das Plus im Geldbeutel und nicht der Lohnanstieg. Die Verdienste legten mit 2,3 Prozent nominal durchschnittlich stark zu.

Anziehende Energiepreise heizten die Inflation in Deutschland zuletzt allerdings an. Die Jahresteuerung stieg im Januar auf 1,9 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Vor allem für Heizöl und Sprit mussten die Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahr.

Wenn Verbraucher mehr Geld beispielsweise fürs Tanken und Heizen ausgeben müssen, bleibt weniger Spielraum für andere Anschaffungen. Steigende Preise sind aus Sicht von GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl "Gift für das Konsumklima".

Einen rasanten Anstieg der Verbraucherpreise erwarten Ökonomen für das Gesamtjahr jedoch nicht. Sie gehen davon aus, dass der Trend zu höheren Inflationsraten infolge steigender Ölpreise in den kommenden Monaten wieder nachlassen wird. Die Bundesbank etwa rechnet mit einer moderaten Teuerungsrate von 1,4 Prozent in diesem Jahr.

Dieser Jahreswert müsste bei Tarifverhandlungen mindestens übertroffen werden, damit es ein Reallohnplus für die Beschäftigten gibt. Bereits im vergangenen Jahr schwächte sich der Zuwachs ab. 2015 waren die Reallöhne noch um 2,4 Prozent gestiegen.

Ökonomen der Deutschen Bank gehen davon aus, dass der Anstieg der Realeinkommen in diesem Jahr weiter an Tempo verlieren wird. Der private Konsum werde dennoch der wichtigste Wachstumstreiber der deutschen Konjunktur bleiben.

Nach Einschätzung der Bundesbank dürften die Löhne wegen des steigenden Arbeitskräftemangels zwar stärker steigen. Doch wegen des Anstiegs der Verbraucherpreise "werden die realen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte insgesamt abgebremst".

Deutschlands Verbraucher starteten jedenfalls optimistisch und mit ausgeprägter Kauflaune ins neue Jahr. Sie rechnen der GfK zufolge für 2017 mit einem soliden Wirtschaftswachstum und stärker steigenden Einkommen. (Friederike Marx, dpa/ib)

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