Logitech Wireless DJ Music System

08.11.2006
Das Funksystem von Logitech überträgt Musikdateien vom PC auf die Stereoanlage. Ausgestattet mit einem Mini-Display, ist das Gerät wesentlich komfortabler als sein Vorgänger, doch im Test sind uns einige Punkte sauer aufgestoßen.

Von Markus Pilzweger, PC-Welt

Neuer Look, neue Funktionen

Vor gut einem Jahr hat Logitech mit dem "Wireless Music System" ein Gerät veröffentlicht, mit dessen Hilfe der Anwender Musikdateien per Funk vom PC auf seine Musikanlage im Wohnzimmer übertragen kann. Damals bemängelten wir in erster Linie das Fehlen eines in die Fernbedienung integrierten Displays - eine Auswahl bestimmter Musiktitel war so nicht möglich. Mit dem neuen Wireless DJ Music System hat Logitech diesen Mangel behoben. Wir haben das System ausführlich getestet.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell fällt in erster Linie das überarbeitete Design des Systems auf. Das Bedienelement ist in klassischem schwarz-/silberfarbenen Design gehalten, hochwertig verarbeitet und liegt sehr gut in der Hand. Zur weiteren Ausstattung gehört ein Sender, der sich per USB mit dem PC verbinden lässt sowie eine kombinierte Empfänger-/Ladestation, die per 3,5-mm-Stereostecker an die Musikanlage angeschlossen wird. Danach ist die Installation der beiliegenden "Streampoint"-Software erforderlich, die unter anderem eine Bibliothek der auf dem Rechner gespeicherten Titel erstellt. Bei dieser Indizierung können Sie vorgeben, ob die Software alle Titel indexieren oder nur bestimmte Ordner in die Suche aufnehmen soll.

Die Suche selbst kann - je nach Anzahl der gespeicherten Titel - mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Nach Abschluss der Titelsuche ist das System einsatzbereit. An Formaten unterstützt das Wireless DJ Music System unter anderem MP3, WMA und AAC. Auch die Übertragung von Internetradio oder Podcasts ist möglich, entsprechende Einstellungen nimmt der Anwender über die Streampoint-Software vor. Maximal soll das System laut Hersteller eine Reichweite von 50 Metern haben, diese dürften Anwender in ihren vier Wänden aber kaum erreichen. Hierzu später mehr im Praxisteil. Gesendet wird über eine Funktechnologie von Logitech (Music Anywhere).

Praxistest 1

Im ersten Teil unseres Praxistests wurde das System mit der Surround-Anlage im Wohnzimmer verbunden, der Rechner befand sich dabei im Arbeitszimmer im Obergeschoss. Dank des neuen LC-Displays, das Logitech-typisch blau beleuchtet ist, ist es nun (im Vergleich zum Vorgänger) möglich, Titel, Interpreten oder Alben direkt auszuwählen. Beim Vorgänger mussten die abzuspielenden Titel noch am PC selbst vorgegeben werden. Die Navigation erfolgt dabei über ein an der Vorderseite der Fernbedienung angebrachtes Drehrad. Bestätigt wird die Auswahl dann über den Button in der Mitte des Rads. Oberhalb des Rads befinden sich drei Knöpfe für Vor, Zurück, Pause und Play, über die unteren Buttons werden Lautstärke und die Navigation durch die Bildschirmmenüs gesteuert.

Ist ein Titel ausgewählt, dauert es wenige Sekunden, bis der Song über die Musikanlage wiedergegeben wird. Die Steuerung ist dabei sehr intuitiv und geht nach kurzer Zeit locker von der Hand. Und in der Tat ist es äußerst bequem, ohne lästiges CD-Wechseln schnell von einem zum anderen Künstler springen zu können, je nach Geschmack oder Situation.

Die Übertragung der Titel erfolgte sauber, allerdings kam es hin und wieder zu einigen Sound-Aussetzern. Die Gründe hierfür müssen beim System zu suchen sein, denn die zugrunde liegenden Dateien wiesen keine Sprünge oder Unsauberkeiten auf.

Alles in allem hinterließ das Wireless DJ Music System im ersten Teil unseres Praxistests einen guten Eindruck, ohne die Sound-Aussetzer wäre es perfekt gewesen.

Praxistest 2

Im zweiten Teil unseres Tests kam das System bei einer Party zum Einsatz. Denn eine der Neuerungen ist eine DJ-Funktion, mit der direkt über die Fernbedienung Playlisten angelegt werden können, die sich dann brav abgespielten lassen. Musikalische Pausen, oder das Suchen nach der passenden Partymucke gehören somit der Vergangenheit an. In dieser Situation haben wir das System an seine sendetechnische Leistungsgrenze gebracht, denn zwischen PC und Empfänger lagen immerhin zwei Stockwerke. Dennoch hatte das Steuerelement noch Empfang - wenn auch sehr geringen - und sorgte für Sound aus den Lautsprechern.

Auch hier kam es zu Sound-Aussetzern, die aber erstens aufgrund des Trubels kaum auffielen und zweitens wohl auch an der großen Entfernung zum Sender-PC liegen könnten. Negativ: Trotz Empfangs hängte sich das komplette System nach etwa vier Stunden Betrieb auf und war nicht mehr ansprechbar. Hier half nur ein Neustart des Rechners weiter.

Die DJ-Funktion klappte wunderbar, allerdings wollte das System nach einiger Zeit die Titel der Playliste nur noch von oben nach unten abspielen, eine zufällige Wiedergabe war - obwohl sie zuvor zur Verfügung stand - aus unerfindlichen Gründen nicht mehr möglich.

Auch hier war der Gesamteindruck recht gut - bis zum Komplettabsturz des Systems. Danach wurden sicherheitshalber wieder CDs hervorgekramt.

Fazit & Kritik

Das Wireless DJ Music System hat eigentlich alles, was man sich beim Vorgänger gewünscht hat: ein schickes Design, ein Display und die Möglichkeit, Playlisten zu erstellen. Im Test offenbarte das System aber einige Macken und Unausgereiftheiten, die für ein 249 Euro (UVP) teures Gerät nicht akzeptabel sind. In erster Linie stören die kurzen Sound-Aussetzer, die auch schon beim Vorgängermodell bemängelt wurden. Mag dies bei einer Party mit lauten Hintergrundgeräuschen eventuell kaum auffallen, stören sie in einer ruhigen Situation auf dem Sofa schon gewaltig. Dabei dauern die Aussetzer immer nur wenige Sekunden, währenddessen mal Sound und mal nichts zu hören ist. Die Aussetzer waren auch nicht reproduzierbar und traten in unterschiedlicher Häufigkeit auf.

Zweitens kam es mehrmals zu Komplettabstürzen der Steuereinheit, die nur mit einem Neustart des PCs behoben werden konnte.

Drittens ist die Benutzerführung vor allem bei der Titelauswahl stark verbesserungsbedürftig. Ein solches System ergibt im Grunde nur dann Sinn, wenn der Anwender viele Musiktitel auf dem Rechner gespeichert hat. In unserem Fall sind dies ein paar tausend Stück. Wenn man nun die Menüliste zur Auswahl eines Interpreten über das Steuerelement öffnet und beispielsweise nach "ZZ Top" sucht, muss man die komplette Liste nach unten scrollen - mit dem Drehrad eine langwierige Angelegenheit. Und sucht man danach nach "Status Quo", geht das Ganze von vorn los - nur die Harten wählen danach noch "Van Morrison"... Hier wäre es sinnvoller, über separate Buttons schneller scrollen zu können oder bei der Auswahl von Interpreten oder Alben eine Maske vorzuschalten, bei der bereits nach Buchstaben eingegrenzt werden kann, etwa "A-F", "G-K" und so weiter.

Viertens gibt es zwar weitere Receiver zum Preis von 99 Euro, die an die Anlage im Schlafzimmer oder Kinderzimmer angeschlossen werden können - die parallele Übertragung von zwei unterschiedlichen Titeln in die jeweiligen Zimmer ist aber nicht möglich.

Auf der Habenseite verbucht das System die einfache Installation - wenn keine Aussetzer auftreten - die saubere Übertragung der Titel, das Display, das Design und die DJ-Funktion.

Ein nahezu perfektes System mit hohem "Coolness"-Faktor. Leider trüben Mängel den Gesamteindruck.

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