Lufthansa sieht gute Chancen für Reduzierung der CO2-Emissionen

09.05.2010
Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

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HAMBURG (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa AG sieht derzeit gute Chancen, um bei der Reduzierung der CO2-Emissionen in der Luftfahrt ein gutes Stück voranzukommen. "Wir haben jetzt die einzigartige Gelegenheit weiterzukommen, weil sich alle Politiker einen grünen Anstrich geben" sagte der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Fluglinie, Wolfgang Mayrhuber, am Sonnabend während der Feier zur 50-jährigen Partnerschaft mit dem Flugzeughersteller Boeing in Hamburg. Die größten Schadstoffminderungen seien gegenwärtig durch ein besseres Luftverkehrsmanagement und einheitliche Regelungen auf europäischer Ebene zu erreichen.

Allein die Schaffung des sogenannten Single European Sky und der Ausbau der Kapazitäten auf dem Frankfurter Flughafen würden nach Einschätzung Mayrhubers zu einer merkbaren Reduzierung des Kerosinbedarfs führen. Und zwar viel deutlicher als dies gegenwärtig durch den punktuellen Einsatz von Biotreibstoffen zu erreichen sei. Denn hier stehe die Entwicklung noch am Anfang.

Unterstützung erhält Deutschlands größte Airline von den Triebwerksherstellern. "Wir müssen uns bei der Reduzierung der CO2-Emissionen zu allererst darauf konzentrieren, wo die größten Effizienzen zu erreichen sind", sagte David L. Joyce, President und CEO von GE Aviation. Die Triebwerkshersteller könnten sich bei der Entwicklung emissionsärmerer Motoren nicht umbringen, wenn in anderen Bereichen mit relativ einfachen Maßnahmen Verbesserungen in einem viel größeren Maße zu erreichen seien.

Der Motorenbauer Rolls-Royce bezeichnete die Diskussion um die Steigerung der Nachhaltigkeit in der Luftfahrt manchmal als in die falsche Richtung gehend. "Ich habe Angst, dass die intensive Diskussion um den Einsatz von Biotreibstoffen von anderen wichtigen Themen ablenkt, wie etwa der vor allem benötigten Verbesserung des Luftraummanagements", sagte Mark King, President Civil Aerospace bei Rolls-Royce.

Der US-Flugzeughersteller Boeing setzt ebenfalls auf eine Verbesserung der Infrastruktur und veränderte politische Rahmenbedingungen. Allein durch eine Verringerung der Flugzeit um eine Minute sei jede Menge Treibstoff einsparbar, sagte James McNerney Jr, Chairman, President und CEO von Boeing. Die Politiker in den USA hätten nun auch verstanden, dass durch geringe Investitionen in eine Veränderung der Luftraumorganisation sehr große Flugbenzineinsparungen zu erreichen seien.

Lufthansa, Boeing und die Triebwerkshersteller GE, Rolls-Royce und Pratt & Wittney zeigten sich einig in der Einschätzung, dass eine Steigerung der Nachhaltigkeit in der Luftfahrt nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erreicht werden kann. Neben Investitionen in neue Technologien, der Schaffung effizienterer Infrastrukturen, dem Einsatz alternativer Kraftstoffe und leichter Werkstoffe beim Flugzeugbau gebe es aber auch viele kleine Maßnahmen, die noch zu einer Reduzierung der Schadstoffe führen könnten. Eine integrierte Betrachtungsweise dieser Problematik werde das Gesamtverständnis für die Vorhaben steigern, sagte der Lufthansa-CEO.

Eine Absage erteilten alle Beteiligten dem schnellen und großvolumigen Einsatz von alternativen Treibstoffen. "Der Einsatz von Wasserstoff wird zwar sehr sexy in den Medien dargestellt, in der Realität ist ein effizienter Einsatz aber noch weit, weit entfernt", sagte David P. Hess, President von Pratt & Whitney.

Den kommerziellen Einsatz von Biotreibstoffen sehen alle Beteiligten ebenfalls nicht in naher Zukunft. "Die Verfügbarkeit dieser Treibstoffe ist derzeit begrenzt", sagte Mark King. Es dürften keine Nahrungs- und Futtermittelbestände verwendet werden. Vielmehr bedürfe es der Entwicklung von Verfahren zur industriellen Herstellung dieser Kerosinersatzstoffe.

Gleichwohl schauen Flugzeug- und Triebwerkshersteller sowie Airlines selbstbewusst auf das bisher Erreichte. "Nachhaltiges Fliegen ist keine Fantasie mehr, es ist Wirklichkeit", sagte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende.

Webseite: www.lufthansa-financials.com -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/bam Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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