MÄRKTE EUROPA/Südeuropa schon wieder unter Druck

24.07.2012
Von Herbert Rude

Von Herbert Rude

Fallende Kurse in Südeuropa belasten am Dienstag wieder die Stimmung an den europäischen Börsen. In Spanien verliert der wichtigste Aktienindex IBEX 2,3 Prozent und der Mailänder MIB-Index gibt um 1,3 Prozent nach. Grund sind weitere schwere Kursverluste an den Anleihenmärkten der beiden Sorgenkinder des Euro-Raums. Der DAX hält sich vergleichsweise gut, er büßt 0,3 Prozent auf 6.397 Zähler ein. Der Euro-Stoxx-50 gibt mit den Abgaben in Südeuropa stärker ab und verliert 0,8 Prozent auf 2.162 Punkte.

Die Rendite spanischer Langläufer mit zehnjähriger Fälligkeit steigt wieder auf 7,50 Prozent und liegt damit nahe an den Höchstständen vom Wochenauftakt. Die Spekulation geht nun dahin, dass Spanien bald unter den Rettungsschirm EFSF schlupft. "Die Situation ist nicht durchhaltbar", meint Christopher MacDonald, Anlagestratege der RBS. Er setzt allerdings darauf, dass die Europäische Zentralbank bald verstärkt spanische Anleihen kaufen wird.

Auch die Rendite deutscher Anleihen steigt zur Abwechslung einmal deutlich um sechs Basispunkte auf 1,23 Prozent. Die Rating-Agentur Moody's hat die Ausblicke für die Kreditwürdigkeit Deutschlands, der Niederlande und Luxemburgs gesenkt. Damit sind deren Bestnoten in Gefahr. "Der Schritt ist konsequent", meint Heino Ruland von Ruland Research. "Wenn Spanien unter den Rettungsschirm geht, wird Deutschland abgestuft", ergänzt er.

Allein die deutschen Risiken über die Salden aus dem Zahlungssystem der Europäischen Zentralbank lägen bei 728 Milliarden Euro. Wenn Spanien unter den Rettungsschirm EFSF gehe, stiegen zudem die Garantien Deutschlands für den Rettungsschirm auf 400 Milliarden Euro: "Damit ist der Point of no Return erreicht", sagt Ruland. Bei einem Ende der Euro-Zone drohe Deutschland "unmittelbar der Staatsbankrott", sagt der Analyst.

Damit die Euro-Zone erhalten bleibe, müsse Deutschland aber weitere finanzielle Risiken eingehen. Zugleich werde die Europäische Zentralbank die Geldpolitik weiter lockern. "Die Renditen in der Euro-Zone werden sich deshalb wieder annähern", glaubt der Analyst.

Relativ unbeeindruckt vom Schritt der Rating-Agentur Moody's zeigt sich der Euro, der moderat unter die Marke von 1,21 US-Dollar rutscht. Der Euro hat in den vergangenen Wochen schon stark nachgegeben, hier könnten die Perspektiven mehr oder weniger eingepreist sein.

Unterschiedliche Impulse kommen von neuen Konjunkturdaten. In Frankreich und Deutschland sind Einkaufmanager-Indizes für das verarbeitende Gewerbe enttäuschend ausgefallen. In China ist der HSBC-Einkaufsmanager-Index für China ist auf 49,5 von 48,2 gestiegen.

Auf der Aktienseite stehen Versicherungs- und Bankaktien erneut unter Druck, ihre europäischen Branchen-Indizes fallen um etwa 1,5 Prozent. Auch der Versorgerindex fällt, gedrückt von den spanischen Versorgern Endesa und Iberdrola mit Abschlägen zwischen gut 3 und 5 Prozent. Bei den Einzelaktien im DAX steigen SAP um 1,8 Prozent auf 49,95 Euro. Der Software-Konzern hat den Nettogewinn im vergangenen Quartal um zwölf Prozent auf 661 Millionen Euro gesteigert, wie er in Ergänzung der Quartalszahlen bekannt gab. In der zweiten Reihe steigen die Aktien der Software AG um mehr als acht Prozent. Die Lizenzumsätze haben im abgelaufenen Quartal die Erwartungen übertroffen. Dagegen brechen Dialog Semiconductor und Kontron nach schlechten Geschäftszahlen zwischen knapp zehn und gut 13 Prozent ein.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 2.161,79 -0,80% Stoxx-50 2.385,19 -0,29% DAX 6.393,51 -0,40% FTSE 5.527,70 -0,11% CAC 3.091,19 -0,33% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 144,99 -60 . DEVISEN zuletzt '+/- % Di, 8.00 Uhr Mo, 17.40 Uhr EUR/USD 1,2092 -0,24% 1,2121 1,2109 EUR/JPY 94,5437 -0,44% 94,9631 94,9980 EUR/CHF 1,2009 -0,02% 1,2011 1,2009 USD/JPY 78,1750 -0,20% 78,3300 78,4410 GBP/USD 1,5504 -0,12% 1,5522 1,5504 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/hru/flf

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