Idealo-Gründer zur "Media Markt vs. Internet"-Kampagne

"Media Markt hat an Glaubwürdigkeit gewonnen"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Als Media Markt 2011 dazu aufrief, mittels des Preisvergleichers Idealo zu überprüfen, wie günstig die Preise des Retailers wirklich sind, sorgte das für viel Aufsehen. Auf der E-Commerce-Konferenz K5 blickte Idealo-Gründer Martin Sinner nun durchwegs positiv auf die Aktion zurück.

Vor 14 Jahren gründete Martin Sinner den Preisvergleicher Idealo.de und zählt damit im deutschen E-Commerce-Umfeld zu den Veteranen. Auch nach dem Rückzug aus dem operativen Geschäft – Sinner nimmt bei Idealo nur noch die Rolle eines Gesellschafters ein – ist der für seine pointierten Äußerungen bekannte Unternehmer ein allgemein geschätzter Gesprächspartner. Und das nicht nur im Online-Handels-Umfeld: Zusammen mit Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und Axel-Springer-CMO Peter Würtenberger bildete Sinner 2012/13 die "Springer-WG" im Silicon Valley – der Verlagsriese ist seit 2006 Mehrheitsgesellschafter bei Idealo.

Idealo-Gründer Martin Sinner auf der K5 2014: "Media Markt hat mit der Kampagne gezeigt, gezeigt, dass es tatsächlich billig ist."
Idealo-Gründer Martin Sinner auf der K5 2014: "Media Markt hat mit der Kampagne gezeigt, gezeigt, dass es tatsächlich billig ist."

Auf der E-Commerce-Konferenz K5 berichtete Sinner nun über seine Erfahrungen und räumte dabei auch der Kooperation zwischen Idealo und Media Markt im Jahr 2011 einigen Raum ein. Media Markt verzichtete damals noch auf einen eigenen Onlineshop und forderte unter dem Motto "Media Markt vs. Internet" seine Kunden dazu auf, die Preise des Retailers auf Idealo.de mit der Online-Konkurrenz zu vergleichen. Gelänge es Kunden, via Idealo günstigere Internet-Preise zu entdecken, würde Media Markt diesen die Differenz erstatten – so das damalige Werbeversprechen der Elektronikkette.

2011 sorgte die Aktion nicht nur viel Aufsehen, sondern auch für so manche Kritik im Netz: Blogger warfen Media Markt vor, bei der Kampagne zu schummeln und einige Onlineshop gingen bewusst auf Preis-Konfrontationskurs zu dem stationären Schwergewicht. 2012 beschäftige der Fall eines Kunden, dem Media Markt wegen eines – strittigerweise – unseriösen Online-Angebots die Preisdifferenz nicht erstatten wollte, sogar die Gerichte.

"Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet" – die Werbekampagne von Media Markt aus dem Jahr 2011
"Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet" – die Werbekampagne von Media Markt aus dem Jahr 2011

"Win-Win-Situation für drei Seiten"

Martin Sinner blickte auf der K5 dennoch positiv auf die Kampagne zurück. "Im Prinzip hat es sich dabei um eine Win-Win-Situation für drei Seiten gehandelt", so der Idealo-Gründer: Zunächst einmal sei Idealo durch den Werbeeffekt der Media-Markt-Kampagne kräftig gewachsen. An der Struktur der Seitenzugriffe, sei deutlich abzulesen gewesen, dass neben den klassischen Internetnutzern plötzlich auch das TV-Publikum den Weg zu Idealo fand: "Bei uns gingen zum Beispiel auf einmal die Anfragen bei den Online-Apotheken nach oben, also in Kategorien, die auf ältere Nutzer schließen ließen."

Daneben sieht Sinner klar Media Markt als einen der Profiteure der Kampagne. "Media Markt ist dadurch in seiner Positionierung glaubwürdiger geworden und hat im Wettbewerb gezeigt, dass es tatsächlich billig ist." Doch auch für die anderen Händler auf Idealo.de sei die große Resonanz auf die Media-Markt-Aktion ein Gewinn gewesen: "Zum einen verzeichneten diese ebenfalls mehr Traffic in ihren Shops. Daneben konnten diese davon profitieren, dass Media Markt mit seiner Kampagne ja im Prinzip gesagt hat: ‚E-Commerce ist cool. Preisvergleicher sind cool‘."

Im Rückblick konnte Idealo-Gründer Sinner nur einen Verlierer der Kooperation mit dem Retail-Marktführer erkennen: "Der nicht-internetbasierte stationäre Handel jenseits von Media Markt war wohl der einzige Leidende der Kampagne." (rw)

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