Geplanter Rückzug aus fünf Ländern

Media-Saturn schrumpft Redcoon ein



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der zu Media-Saturn gehörende Online-Händler Redcoon wird sich aus fünf Ländern zurückziehen. Die Begründung: Das Multichannel-Modell von Media Markt und Saturn habe sich gegen den Pure-Online-Ansatz von Redcoon durchgesetzt.
Redcoon zieht sich aus fünf von derzeit noch acht Landesmärkten zurück
Redcoon zieht sich aus fünf von derzeit noch acht Landesmärkten zurück
Foto: Redcoon

Seit Ende 2015 erste Meldungen über Umsatzrückgänge bei dem 2011 von Media-Saturn übernommenen Online-Händler Redcoon bekannt wurden, nahm der Pure Player in der Konzernkommunikation der Metro-Gruppe immer mehr die Rolle des Sorgenkinds ein. Zuletzt wurde bei der Bilanzkonferenz für das dritte Quartal im Metro-Geschäftsjahr 2015/16 mitgeteilt, dass sich Redcoon weiterhin im Rückwärtsgang befinde. Als Begründung genannt wurde die "Beendigung von ausgewähltem unprofitablem Großhandelsgeschäft". Das von Media-Saturn als "Online-Pace-Maker" zugekaufte Unternehmen scheint dem Retailer damit immer mehr zum Klotz am Bein zu werden.

Es verwundert daher nicht, dass Media-Saturn nun ankündigt, bei Redcoon den Rotstift ansetzen zu wollen. Wie der Blog Neuhandeln.de berichtet, werde sich Redcoon aus Spanien, Portugal, Österreich, Belgien und Holland zurückziehen. Vor zwei Jahren hatte der Online-Händler bereits seine Shops in Frankreich und Dänemark geschlossen. Weiter auf dem Markt bleibt Redcoon damit nur noch in Deutschland, Polen und Italien. Wann die fünf Länder-Shops schließen, steht laut Neuhandeln.de zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest. Die Entscheidung sei gerade erst getroffen worden und es stünden zunächst Gespräche in der Media-Saturn-Gruppe an - unter anderem mit den Arbeitnehmervertretern.

Strategische Symbolwirkung

Auch wenn es sich bei der Schließung der fünf Redcoon-Shops primär um eine wirtschaftliche Entscheidung handelt, besitzt die Ankündigung dennoch Symbolkraft. Denn der Pure Player verfolgt ein dezidiert anderes Geschäftsmodell als die Onlineshops von Media Markt und Saturn, die auf die Verknüpfung von stationärem Geschäft und E-Commerce setzen und eine Reihe kanalübergreifender Services von Click & Collect bis zu Same-Day-Delivery bieten.

Gegenüber Neuhandeln.de erklärt dazu ein Unternehmenssprecher von Media-Saturn, dass die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt habe, dass die Kombination aller Vertriebskanäle das ideale Modell für den Retailer sei. Die Übernahme von Redcoon sei mit dem strategischen Ziel erfolgt, die zu diesem Zeitpunkt wenig ausgebauten Online-Aktivitäten der Media-Saturn-Gruppe als Ganzes voranzutreiben. Zu dieser Zeit sei es alles andere als klar gewesen, welches Model sich in diesem Bereich durchsetzen werde. Durch das zunehmende Online-Geschäft der anderen Vertriebslinien würden sich die Kundengruppen von Redcoon, Media Markt und Saturn inzwischen jedoch zunehmend überschneiden.

Die Abkehr vom reinen Online-Geschäft bei Media-Saturn unterstreicht auch die sang- und klanglose Einstellung des Haushaltsgeräte-Onlineshops Biwigo nach nur einem Jahr. Stattdessen konzentriert sich Media-Saturn heute auf eine alle Kanäle vereinende, digital getriebene und serviceorientierte Unternehmensstrategie. (mh)

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