CeBIT-Trends

Mehr Vernetzung, mehr Clouds, mehr Standards

18.03.2015
Auf der CeBIT wird der Ruf nach Standards für eine mühelose Kommunikation der vernetzten Technik verschiedener Hersteller laut. Erste Schritte auf dem Weg dahin gibt es bereits.

Auf der weltgrößten IT-Messe CeBIT in Hannover ist am Dienstag ein Versuch gestartet, den Standard-Wirrwarr im vernetzten Zuhause zu überwinden. Die Initiativen EEBus und Open Internet Consortium kündigten eine Kooperation an. Sie wollen verhindern, dass parallel nach Lösungen gesucht und somit wertvolle Zeit bei der Suche nach Standards verloren geht.

Unter den Mitgliedern von EEBus sind Hausgeräte-Hersteller wie Bosch Siemens, Liebherr oder Miele sowie Versorger wie Eon und EnBW, beim Open Internet Consortium (OIC) hat etwa Samsung, General Electric und Computer-Hersteller wie Acer, Dell und Lenovo. In beiden Gruppen Mitglied ist der weltgrößte Chiphersteller Intel. EEBus sei vor allem in Europa stark, OIC in den USA und Asien. Damit ergänzten sie sich.

Wie am Vortag war auch die Sicherheit im Internet wieder ein zentrales Thema. Laut Experten geraten externe Dienstleister von Großunternehmen zunehmend in den Fokus von Cyberkriminellen. Ein mögliches Einfallstor seien etwa Reisebüros, die für Konzerne arbeiten und online mit dem System ihrer Auftraggeber verbunden seien, sagte Dirk Kollberg von der russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab. Cyber-Gangster gingen gezielter und geduldiger vor.

Als Neuheit hat IBM in seiner neuen Partnerschaft mit Twitter auf der CeBIT erste konkrete Daten-Dienste aus der Cloud vorgestellt. Mit der Auswertung und Analyse der Tweets aus dem Kurznachrichtendienst sollen Unternehmen neue Einsichten geboten werden, die in konkrete Geschäftsprozesse oder Aktionen einfließen könnten. Über Twitter würden täglich eine halbe Milliarde Tweets abgesetzt, betonte Alistair Rennie, Manager bei IBM Analytics Solutions. Darüber könnten mit Hilfe intelligenter Analysewerkzeuge in bisher einzigartiger Weise Trends über längere Zeit beobachtet werden.

Die Tweets aus dem Kurznachrichtendienst will IBM in der Cloud mit Analyse-Tools auf Basis seines Supercomputers Watson in Echtzeit auswerten. Zahlreiche Kunden aus der Telekom-Branche, dem Einzelhandel oder dem Gesundheitswesen könnten nun nach für sie interessanten Dingen suchen. Das sei zuvor nicht möglich gewesen und werde die Spielregeln des Geschäfts fundamental verändern. Das Cloud-Computing habe die Dynamik der IT-Transformation fundamental verändert, sagte Bob Picciano von IBM Analytics.

Eine andere Größe der Branche, der chinesische Online-Riese Alibaba, kündigte auf der CeBIT große Pläne für das internationale Geschäft mit Cloud-Diensten an. Als erster Schritt sei ein Rechenzentrum in Kalifornien eröffnet worden, sagte Alibaba-Manager Ethan Yu der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden uns jeden Markt anschauen, in dem es eine Kunden-Nachfrage gibt", sagte er und schloss auch einen Markteintritt in Europa nicht aus. Bei Cloud-Diensten werden Daten und Software direkt aus dem Netz bereitgestellt. "Alle Daten werden automatisch verschlüsselt", versicherte der Alibaba-Manager.

Das internationale Cloud-Geschäft solle in einem Rechtsraum außerhalb Chinas angesiedelt und nach dortigem Recht verwaltet werden. Derzeit gebe es Verhandlungen darüber. China ist diesmal CeBIT-Partnerland.

Der US-Forscher Rob Epstein warnte auf der CeBIT vor möglichen Gefahren der Suchformel von Google für Demokratien. Der Verhaltenspsychologe sagte in einem Vortrag: "Ganz egal, was das (Google-)Management für Absichten haben mag: Das Programm entscheidet schon heute über den Ausgang von Wahlen in aller Welt." Epstein, der sich auch nach einem Disput über eine gehackte Website zum hartnäckigen Google-Kritiker entwickelte, forderte eine strenge Regulierung und auch Überwachung von Suchfunktionen, die im Zusammenhang mit Wahlen stehen.

Google wies Epsteins Kritik umgehend zurück und erklärte: "Relevante Antworten zu liefern war von Beginn an die Basis von Googles Suchansatz." Die Such-Ergebnisse würden lediglich das widerspiegeln, was es auch im Internet gebe. "Wir schützen aufs Entschiedenste die Integrität unseres Algorithmus", hieß es. Eine Änderung würde zudem das Vertrauen der Nutzer in die Ergebnisse und auch die Firma selbst untergraben. (dpa/tc)

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