Neuartige Softwarepiraterie

Microsoft sperrt 50.000 Product Keys

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Mit der Sperrung von 50.000 Product Keys wehrt sich Microsoft gegen eine neue Art von Softwarepiraterie.

Die 25-stelligen Zeichenketten für die Aktivierung von Windows oder Office wurden einer Mitteilung zufolge als angebliche Lizenzen verkauft, obwohl sie meist zu zeitlich befristeten Lizenzen für Testversionen oder zu OEM-Lizenzen gehören und illegal vertrieben wurden. Man habe in jüngster Zeit mehrere einstweilige Verfügungen gegen Anbieter manipulierter Lizenzen erwirkt und zahlreiche Angebote auf Handelsplattformen beenden lassen, so Microsoft. Nutzer gingen bei der Verwendung falscher Product Keys "erhebliche Risiken" ein.

Die neue Form der Piraterie mit dem Verkauft einzelner Product Keys als angebliche Lizenzen hat laut Microsoft "stark zugenommen"; für betrügerische Händler sei sie offensichtlich besonders lukrativ. "Sie müssen keine gefälschten Datenträger herstellen und importieren lassen und schließen so das Risiko einer Beschlagnahmung durch den Zoll aus", erläutert Oliver Gronau, Director Software Compliance and Antipiracy bei Microsoft Deutschland. Auch würden im Fall einer Durchsuchung keine gefälschten Datenträger, sondern schlimmstenfalls Listen mit Product Keys gefunden.

Gronau warnt Anwender vor auffallend günstigen Angeboten: "Wenn ein Händler eine Lizenz von Microsoft Office Professional für weniger als beispielsweise 80 Euro anbietet, sollte jeder Interessent aufhorchen. Diese SKU wird von Microsoft nur im Rahmen von Volumenlizenzverträgen und speziellen Sonderprogrammen für Händler und Entwickler vertrieben und hat einen Marktwert von zirka 500 Euro."

Einzelne Händler versuchten den niedrigen Preis damit zu erklären, dass es sich um "gebrauchte" Lizenzen handele. Sie könnten aber meist weder Details zur Herkunft nennen noch mitteilen, ob die Keys zu zeitlich unbefristeten Lizenzen gehören und in welcher Form die angeblich gebrauchte Software beim Ersterwerber gelöscht wurde, so Microsoft weiter. Gronau sagt: "Grundsätzlich ist besondere Vorsicht geboten wenn ein Händler nur einzelne Product Keys verkauft, ohne zu erklären, woher diese stammen."

Nebenbei: Im September 2013 wurden auf Betreiben von Microsoft durch den Zoll in Berlin und Halle Geschäftsräume und Wohnungen des Online-Händlers PCfritz.de durchsucht und Datenträger sichergestellt. Der Vorwurf lautete auf Vertrieb von gefälschten Software-Lizenzen. Pcfritz.de bestritt damals vehement den Vorwurf. Nach einer weiteren Razzia wurde der PCfritz.de-Chef Maik Mahlow und weitere Hintermänner Ende April 2014 festgenommen. (tö)

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