Mobile First war – Mobile Now ist

Mobility: Firmen haben Nachholbedarf



Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.

Über Menschen und Werkzeuge

Die Transformation zu einem mobilen Unternehmen braucht Unterstützung. Mobile Thinking allein hilft wenig bei der Umsetzung der Maßnahmen. Wesentlich für die Implementierung der Ideen sind vor allem Personen, die mit den Tools umgehen können, und Technologien, die diese Personen bei ihrer Arbeit optimal unterstützen.

Zum einen gibt es weitgehend fertige Produkte, die von vielen Herstellern angeboten werden. Auch Microsoft, Apple und Google haben sich des Themas Enterprise Mobility angenommen und bieten mit unterschiedlichen Ansätzen eine Reihe von Anwendungen, die für den internen und externen Einsatz entwickelt wurden. Diese Anwendungen sind meist standardisiert und bilden dadurch vor allem alltägliche Prozesse ab. Dazu zählen insbesondere Collaboration-Suites, Mail-Programme oder etwa Ticketing-Apps. Vereinzelt werden auch branchenspezifische Lösungen angeboten, die ausgefallenere Anforderungen erfüllen können.

Von der Stange reicht nicht mehr

Um die Mobile-Now-Transformation konsequent zu durchlaufen, reichen Anwendungen von der Stange aber meist nicht mehr aus. Unternehmen müssen selbst entwickeln, um Alleinstellungsmerkmale zu definieren.

Das muss aber nicht auf der grünen Wiese entstehen. Beispielsweise unterstützen Middleware-Systeme die Unternehmen und Entwickler bei der Anbindung von verschiedenen Backend-Anwendungen wie zum Beispiel Single-Sign-on oder das CRM-System an die mobilen Anwendungen. Mittels weiterer Software-Development-Kits (SDKs) können so relativ schnell und einfach Geschäftsprozesse auf das mobile Endgerät gebracht werden. Mit Hilfe der angebotenen Tools rücken weitere wichtige Themen wie Responsive Design in den Vordergrund.

Plattformunabhängigkeit ist wichtig

Für Entwickler ist es wichtig, dass ihre Anwendungen und Websites möglichst plattformunabhängig entwickelt werden. Der Mehrwert einer Anwendung kann nur dann erzielt werden, wenn diese auf allen großen Plattformen wie Windows, Android, iOS und vielleicht bald auch auf neuen Plattformen (Stichwort CynogenMod, Tizen) verfügbar ist und die gleichen Funktionen mitbringt.

Darüber hinaus haben Entwickler mit den wachsenden Features der Geräte - von der Kamera bis hin zur NFC-Technologie - immer mehr Möglichkeiten, weitere Elemente in die Anwendungen einzubeziehen. Das vervielfacht die Möglichkeiten, die auch die Unternehmen haben, wenn sie ihre (Geschäfts-)Prozesse und Identitäten auf mobilen Endgeräten abbilden wollen.

BMW macht's vor

Ein Unternehmen, das viele der zuvor genannten Faktoren bereits berücksichtigt hat, ist BMW. Intern setzt BMW auf Microsoft-Smartphones. Etwa 57.000 Mitarbeiter sollen mit verschiedenen Modellen aus der Lumia-Reihe ausgestattet werden. Das Enterprise-Mobility-Management betreibt BMW mit der von VMware gekauften Lösung AirWatch. In der Kombination wird sichergestellt, dass das Management der Daten und die reibungslose Integration von Anwendungen, Tools und Informationen funktioniert. Gleichzeitig vermeidet BMW einen Vendor-Lock-in und setzt bei Gerät und Management-Lösung auf jeweils unterschiedliche Anbieter.

Die Außenwirkung von Mobility

Auch für die Außenwirkung hat BMW einiges getan und sich ein mobiles Image aufgebaut. Das Unternehmen verfügt über eine mobile Website sowie eine Vielzahl verschiedener mobiler Apps. Natürlich muss hier fairerweise gesagt werden, dass Autobauer aufgrund der Connected-Cars-Thematik ohnehin Frühstarter im digitalen Umfeld sind. Nichtsdestotrotz hat BMW ein breites Angebot an mobilen Anwendungen aufgebaut, die das Nutzererlebnis maßgeblich steigern. Dazu gehören etwa das "BMW Magazin", eine interaktive App für die BMW-Welt, eine Remote App für den Fernzugriff auf das Fahrzeug (etwa zur Türverriegelung) oder auch Apps für Rennfahrer und Leistungs-Tracker. Ein ähnliches Konzept findet auch für die Tochtermarke Mini Anwendung.

Herausforderungen

Zwar sind erste Erfolge auf dem Weg zu einer konsequenten Mobility-Strategie zu sehen. Aber es bleiben viele Herausforderungen. Um auf Marktanforderungen schnell reagieren zu können, sind Unternehmen und Entwickler immer kürzeren Release- und Entwicklungszyklen ausgesetzt. Wichtig ist außerdem, dass relevante Daten immer exakt bereitgestellt werden können, um die mobilen Anwendungen mit der nötigen Grundlage zu versorgen.

Sicherheit der Verbindungen wichtig

Das Thema Sicherheit ist natürlich allgegenwärtig. Allerdings kann man beobachten, dass sich diesbezügliche Fragestellungen wandeln. Früher ging es vor allem um die fortwährende Verbesserung der Sicherung der unternehmenseigenen Geräte und Daten. Künftig stehen auch die Verbindungen zu den Kunden im Blickpunkt. Sie müssen gesichert werden. Gerade in Deutschland, wo Datensicherheit und Datenschutz zu den höchst kritischen Aspekten gehören, ist die Sicherung der Verbindungen bei komplexeren Business Apps ein Dreh- und Angelpunkt.

Unternehen wollen fundierte Zahlen

Die Unternehmen verlangen zudem mit der Verbreitung der mobilen Datennutzung weitere Aufklärung hinsichtlich Return on Investment und Kontrolle. Zwar sehen sie in der Regel die Notwendigkeit und die Hebelwirkungen einer Mobile-Now-Strategie. Dennoch würden sie gerne auf fundierte Zahlen zurückgreifen, die ihnen mehr Sicherheit für diese Schritte geben würden. Auch ist es ihnen wichtig, dass sie diejenigen sind, welche die Aktivitäten hinter der Enterprise Mobility Transformation leiten und kontrollieren.

Mobility ist also ein Thema, das die Endanwender treiben, über das aber die Unternehmenslenker die Hoheit haben wollen. Sie wollen selbst die Gestalter einer solchen Entwicklung bleiben.

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