Kardio-Check des Systems

Neue Herausforderungen für das Netzwerk-Monitoring

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Unternehmen, die sich in Sicherheit wiegen und am Netzwerk-Monitoring sparen, riskieren eine teure "Operation am offenen Herzen" oder gar einen Komplettausfall. Es gibt bei der Systemüberwachung neue Anforderungen durch Trends wie Cloud-Computing.
Áuch Netzwerke benötigen regelmäßige Gesundheitschecks.
Áuch Netzwerke benötigen regelmäßige Gesundheitschecks.
Foto: Fotolia.com/CW

Die amerikanische CIO-Autorin Kim S. Nash vergleicht das Netzwerk-Monitoring mit einem Besuch beim Kardiologen, der über die nötige Erfahrung und Technologie verfüge, die Systemleistung zu dokumentieren. Die in den 1960er Jahren geborenen Baby-Boomer sind heute alle in einem Alter, in dem regelmäßige Gesundheitschecks unerlässlich sind. Größere Netzwerke von Unternehmen und Organisationen bedürfen allerdings einer ständigen Überwachung und Kartographierung der Performance sowie aller daran rührenden Komponenten und Anwendungen.

Hacker- oder Virenangriffe können natürlich zu Lasten der Performance gehen, sind aber nicht die eigentliche Aufgabe des Netzwerk-Monitorings, sondern der Intrusion Detection und Prevention Systems (IDSs und IPSs), betont Nash.

Von Ayurveda lernen

Doch so wie die chinesische Heilkunst oder Ayurveda den menschlichen Organismus als miteinander verkettetes Ganzes sieht, statt immer nur einzelne Symptome zu behandeln, verfolgen die Monitoring-Experten heute den holistischen "Single Pane of Glass"-Ansatz. So bezeichnet Christoph Feussner, Systems Engineer LAN bei Brocade, die Herausforderung, Management-Monitoring-Lösungen zu entwickeln, die inklusive Netzwerk, Server, Software und Clients alle Teilbereiche des Systems adäquat bedienen könnten.

Die Analysten von Gartner sehen im Network Performing Monitoring and Diagnostics (NPMD) eine neue Herangehensweise beim Netzwerkmanagement. Diese führe weg von der früheren Netzwerk-Domain-Orientierung hin zu dem Netzwerkteam als Ausgangspunkt für die erste Voranalyse auftretender Fehler auf Applikations-, Server-, Security und Storage-Seite. Das Ziel dieser 2012 auf ein Volumen von einer Milliarde Dollar taxierten neuen NPMD-Tools sei es nicht nur, die Netzwerkkomponenten zu überwachen, sondern auch Ressourcen- und Leistungsreserven zu identifizieren, um sie kostensparend nutzen zu können. Auch hier spiegelt sich wieder die ganzheitliche Betrachtung wieder.

Gerade in der Cloud gilt: Das Ganze im Blick haben

Erwin Breneis, Teamleiter Channel Systems Engineers, VMware: Der Trend zu Cloud Computing mit in Pools zusammengefassten RZ-Kapazitäten bringt neue Anforderungen an die Bereitstellung der Kapazitäten und ihrer Überwachung.
Erwin Breneis, Teamleiter Channel Systems Engineers, VMware: Der Trend zu Cloud Computing mit in Pools zusammengefassten RZ-Kapazitäten bringt neue Anforderungen an die Bereitstellung der Kapazitäten und ihrer Überwachung.
Foto: VMware

Dieser holistische Ansatz wird mit zunehmender Komplexität sowie mit dem Einzug von Cloud-Computing und der Virtualisierung wichtiger denn je beim Netzwerk-Management. "Die Anforderungen der privaten Cloud erweitern sich dahingehend, dass das Management und das Monitoring nicht nur einzelne Systeme überwachen, sondern dass eine Lösung hier im Stande sein muss, komplexe Abhängigkeiten zwischen Netzwerk, Servern und verteilten Applikationen abbilden zu können", so Feussner.

Diesem Argument pflichtet auch VMware-Manager Breneis bei: "Die einzelnen RZ-Komponenten wie Netzwerk und Server, aber auch Storage müssen einheitlich betrachtbar dargestellt und deren Zusammenhänge und Abhängigkeiten visualisiert werden." Cloud Computing beziehungsweise der von VMware verfolgte Ansatz des Software Defined Data Center (SDDC) ist für ihn ein Fokusthema zukünftiger Entwicklungen. Denn die Zusammenfassung aller RZ-Kapazitäten in Pools und ihrer bedarfsgerechten Bereitstellung bringe auch neue Anforderungen an ihre Verwaltung und Überwachung mit sich.

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