CIO-Magazin 10/2013

Neulich bei der Speichelprobe

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Die Oktober-Ausgabe des CIO-Magazins ist erschienen. Welche Schwerpunktthemen Sie im aktuellen Heft unserer Schwesterpublikation finden, verrät Ihnen CIO-Chefredakteur Horst Ellermann.
Titelbild CIO 10/2013
Titelbild CIO 10/2013
Foto: cio.de

"Big Data nehme ich nicht mehr in den Mund", sagt Werner Boeing, CIO von Roche Diagnostics. Er meint, dass das Buzzword viel zu unspezifisch sei und dass Unternehmen wie Roche schon präzise sagen können, wonach sie in ihren Datenbergen suchen.

Findet übrigens auch der Kriminalkommissar, der neulich bei mir zum Speicheltest kam. Der nette Beamte nimmt derzeit Big Data aus Hunderten von Mündern, um einen Mord vom 28. Mai vor dem Europäischen Patentamt in München aufzuklären – ziemlich direkt vor meiner Haustür! Die meisten Männer, deren Handys zum Tatzeitpunkt in jener Mobilfunkzelle waren, speicheln jetzt ihre DNA in Wattestäbchen.

CIO-Chefredakteur Horst Ellermann
CIO-Chefredakteur Horst Ellermann
Foto: Joachim Wendler

Mit den DNA-Daten wird hoffentlich kein Missbrauch getrieben, jedenfalls bekennt sich die Münchener Polizei dazu, nutzlose Daten nach einer Abfrage auch wieder zu löschen. Dagegen ist durch den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Patrick Snowden deutlich geworden, dass Geheimdienste jede Verhältnismäßigkeit verloren haben. Wie chinesische und russische Schnüffler das Briefgeheimnis im Internet ignorieren, lässt sich schon im deutschen Verfassungsschutzbericht nachlesen. Dass bei ihnen Wirtschaftsspionage sogar als offizielles Ziel festgeschrieben steht, verwundert auch nicht. Dass aber deutsche Ermittlungsbehörden und die eigentlich doch befreundete NSA so unverschämt abhören, das geht so nicht.

Selbst mit den allerbesten Absichten: Kein Geheimdienst kann ausschließen, dass einzelne Mitarbeiter Wissen verkaufen, das als Beifang bei der Terror- oder Kriminalitätsbekämpfung abfällt.

DNA und andere Daten können das Leben unter Menschen angenehmer machen. Roche Diagnostics ist da ein gutes Beispiel, wie viel mehr wir noch aus Patientendaten lernen können. Das klappt aber nur, wenn den Unternehmen beim Datensammeln nicht das Misstrauen entgegenschlägt, das die Geheimdienste gerade erzeugen. Oder Apple. Oder Google. Oder Facebook. Die Macht der Letzteren können CIOs einschränken. Die Ersteren scheinen sich selbst in Demokratien nicht so einfach abwählen zu lassen. Wir dürfen trotzdem nicht müde werden, Angriffe auf die Privatsphäre anzuprangern.

Viel Spaß beim Lesen!
Das aktuelle CIO-Magazin finden Sie hier. (tö)

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