Novell kämpft gegen Softwarepatente

29.05.2007
Der Linux-Distributor wird zum Vorreiter der Initiative "Patent Busting", die die amerikanischen Bürgerrechtler der Electronc Frontier Foundation (EFF) ins Leben gerufen haben.

Von Wolfgang Leierseder

Trotz seiner umstrittenen Kooperation mit Microsoft, die bis heute nicht spezifizierte Patentzahlungen an den Redmonder Softwarekonzern beinhaltet, wird Linux-Distributor Novell zum Vorreiter der Initiative "Patent Busting", die die amerikanischen Bürgerrechtler der Electronc Frontier Foundation (EFF) vor drei Jahren ins Leben gerufen haben. Die Initiative setzt sich für eine grundlegende Reform des US-Patentrechts ein.

Novell ist das erste Linux-Unternehmen, das die Bestrebungen der EFF "uneingeschränkt unterstützt" - auch finanziell. Jeff Jaffe, Novells CEO (Chief Technology Officer), erklärte, es sei offensichtlich, dass Softwarepatente bei der Entwicklung von Innovationen nicht hilfreich seien. Das US-Patentsystem brauche eine grundlegende Reform. Es sei viel zu einfach, triviale Dinge zu patentieren.

Sein Unternehmen wolle nunmehr in Zusammenarbeit mit der EFF-Lobbyarbeit vor allem "World Intellectual Property Organization" (WIPO), bei der US-Regierung und bei Regierungen im Ausland für eine Änderung der bisherigen Prinzipien bei der Erteilung von Patenten leisten.

Gerade als Unternehmen, das mehr als 500 Patente halte, sei Novell bewusst, dass Patente dem gegenwärtigen Entwicklungsstand, insbesondere im Open-Source-Umfeld, nicht mehr entsprechen.

Das eigene Engagement für Open Source sei beträchtlich: So habe Novell 2004 das "Linux Indemnification Program" gestartet, um Kunden vor möglichen juristischen Folgen des Linux-Einsatzes zu schützen. Im Oktober 2004 folgte die "Patent Policy", mit der Novell ankündigte, "seine eigenen Patente zur Abwehr jeglicher Patentansprüche für von Novell vermarktete, vertriebene oder unterstützte Open-Source-Produkte einzusetzen".

Zudem ist das Unternehmen Mitglied des Patent-Netzwerk "Open Invention Network" (OIN), das Linux vor Patentklagen schützen soll, indem es eigene Linux-Patente frei verfügbar macht.

Nat Friedman, Chefstratege Open Source bei Novell, erklärte, die Ankündigung Novells sei der logische Schritt, um "das Problem Patente für Softwareentwickler gegenstandslos zu machen". Die Partnerschaft mit der EFF solle eine Welt ohne Patentsorgen schaffen.

Er hatte darüber hinaus auf der "Open Source Business Conference" in San Francisco erklärt, die Unterstützung der EFF sei als indirekte Antwort an Microsoft zu verstehen. Der Redmonder Konzern beansprucht 235 Patente für sich, die Linux verletzen soll, darunter allein 42, die den Linux-Kernel betreffen sollen.

Friedman zufolge werde auch Microsoft erkennen, dass die Reform des Patentrechts sinnvoll sei. Und er merkte gegenüber dem amerikanischen Online-Magazin "Infoworld" an, dass der Konzern, der 2003 in einem Patentstreit den Kürzeren gezogen hat, dabei 500 Millionen Dollar Kompensation zahlen musste und zudem bis heute rund eine Milliarde Dollar für die Abwehr von Patentklagen aufbringen musste, nicht annehmen könne, von der Open Source Community entsprechende Patentlizenzzahlungen in solcher Höhe zu bekommen.

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