Umfrage der Polizei und des BSI

Nur jedes vierte Cybercrime-Opfer erstattet Anzeige

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Opfer von Internetkriminalität gehen selten zur Polizei. Die Bereitschaft, bei Cybercrime-Delikten Anzeige zu erstatten, steigt laut einer Online-Umfrage der Polizei und des BSI jedoch.

Eine Online-Umfrage der Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) und des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat ergeben, dass nur rund 23 Prozent der Personen, die nach eigenen Angaben Opfer von Cyberkriminalität geworden sind, dies bei der Polizei auch zur Anzeige gebracht haben.

Obwohl die Cyber-Gauner immer raffinierter bei ihren Betrugsmaschen im Netz agieren, glaubt immerhin die Hälfte der Befragten, dass sie mögliche Straften im Netz erkennt.
Obwohl die Cyber-Gauner immer raffinierter bei ihren Betrugsmaschen im Netz agieren, glaubt immerhin die Hälfte der Befragten, dass sie mögliche Straften im Netz erkennt.
Foto: welcomia - shutterstock.com

Obwohl über drei Viertel nichts unternommen haben, sieht man diese Zahl bei den Ermittlern eher positiv, denn im Vorjahr lag der Wert nur bei 15,6 Prozent. "Die gestiegene Anzeigenbereitschaft ist für uns besonders wichtig", betont Gerhard Klotter, Vorsitzender bei der ProPK. Klotter wertet das Ergebnis auch als Erfolg der bisherigen Aufklärungsarbeit über Straftaten im Internet und Cybercrime. "Aber wir sehen auch Handlungsbedarf, beispielsweise bei der Information über Gefahren durch miteinander vernetzte Heimgeräte", ergänzt er.

Dass knapp 73 Prozent der Opfer nach der Attacke auf mehr Sicherheit setzen, werten BSI und ProPK als positiv. Dass es aber auch noch genug Opfer gibt, die das nicht tun, spricht jedoch nicht unbedingt für deren Lernfähigkeit.

Nutzer sozialer Netzwerke sind unvorsichtiger

Zumindest wächst bei der Bevölkerung das Sicherheitsbewusstsein im Internet und bei vernetzten Diensten. Über 85 Prozent gaben das in der Umfrage an. Beim Online-Banking achten sogar 86,3 Prozent auf die Sicherheit, bei Downloads 82,75 Prozent und beim Surfen im Netz an sich sind es 82,25 Prozent. Aber auch bei der Kommunikation (80,41 Prozent) oder beim Einkaufen im Netz (79,13 Prozent) wird Sicherheit wenig vernachlässigt.

Blauäugiger verhalten sich die Nutzer sozialer Netzwerke: Nur 35,14 Prozent der Befragten halten Sicherheit dabei für wichtig. Am wenigsten achten die Befragten (26,91 Prozent) auf die Sicherheit bei der Nutzung von vernetzten Heimgeräten.

Obwohl die Cyber-Gauner immer raffinierter bei ihren Betrugsmaschen im Netz agieren, glaubt immerhin die Hälfte der Befragten, dass sie mögliche Straften im Netz erkennt.

Sicherheit durch Verzicht

Bei der allgemeinen Internetnutzung setzen die meisten Befragten gängige Sicherheitsempfehlungen um. Ein aktuelles Antiviren-Programm ist für 92,13 Prozent Pflicht, auf eine sichere Verbindung bei der Datenübertragung achten 86,46 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (58,88 Prozent) legt regelmäßig Sicherheitskopien an, die beispielsweise beim Befall eines Gerätes mit Schadprogrammen wie Ransomware notwendig sind, um das System wiederherzustellen. Der Verzicht auf bestimmte Tätigkeiten im Internet ist für manche Teilnehmer ebenfalls eine Schutzmöglichkeit: Ein Drittel nutzt keine sozialen Netzwerke, 13,91 Prozent verzichten auf Online-Banking und 6,28 Prozent kaufen nicht im Internet ein. "Nutzer greifen oft auf gängige Schutzmaßnahmen zurück, die sie ohne viel Aufwand umsetzen können, beispielsweise auf ein aktuelles Virenschutzprogramm oder das automatische Einspielen von Updates", weiß Arne Schönbohm, Präsident des BSI. Nachholbedarf bestehe aber bei Schutzmaßnahmen, die beim Einrichten etwas mehr Aufwand erfordern, aber den Schutz von Gerät und Daten erheblich steigern, wie das Verschlüsseln von E-Mails oder das Surfen über ein virtuelles privates Netzwerk. " Wir müssen weiter über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen aufklären und uns gleichzeitig für einfach handhabbare Lösungen einsetzen", fordert Schönbohm.

Zur Startseite