Der CP-Querschläger – Kolumne

Nur noch ein Subunternehmer

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Als Fachhändler bekommt man über die Jahre mit, wie die einzelnen Distributoren ticken, wenn es um Verträge oder überhaupt um Dienstleistungen geht. Wird sich da bei den Services (Stichwort: "Cloud-Distribution") etwas ändern?

Können Sie es auch nicht mehr hören? Die Begriffe "…as-a-Service", "Transformation", "Arbeit 4.0" und "Industrie 4.0"? Oder auch: "Fachhändler, die keine Cloud-Dienstleistungen verkaufen, haben keine Zukunft." Das klingt alternativlos.

Der Untergang der Branche wird anscheinend nur durch den Sicherheitsdisput über die undurchsichtige, aber leicht durchdringbare Wolke verhindert. Kritik wird gerne als "temporäres Problem" deklariert und massiv kleingeredet.

Der Untergang der ITK-Branche: Hardware kauft man bei Amazon und der Rest kommt aus der Cloud.
Der Untergang der ITK-Branche: Hardware kauft man bei Amazon und der Rest kommt aus der Cloud.
Foto: everything possible - Shutterstock.com

Nachdem die Anwerbeaktionen der Speicherbesitzer aus NSA-abhängigen Unternehmen derzeit im hasenfüßigen und TTIP-ablehnenden Deutschland nicht so gut ankommen, versuchen nun Broadliner und kleinere Distributoren ihr Glück. Einige locken mit "Prämien", andere wiederum drohen fast mit "Bootcamps".

Als Fachhändler bekommt man über die Jahre mit, wie die einzelnen Distributoren ticken, wenn es um Verträge oder überhaupt um Dienstleistungen geht. Beim Händler wehren sie sich mit Händen und Füßen dagegen, halbwegs marktgerechte Preise anzubieten, und treten mit Lieferkosten, Maut und Versicherungszuschlägen nach. Wird sich da bei den Services etwas ändern?

Nachdem der Fachhandel über den Preis niedergemacht wurde und stattdessen lieber für Amazon "Logistikservices" erbracht werden, sollen wir jetzt auf die Distributoren-Cloud vertrauen. Und dann?

Wenn unsere Kundendaten beim Distributor sind, ändert dessen Tochter oder angeheirateter Schwiegersohn einfach sein Geschäftsmodell und vertreibt "RaaS – Restspeicher-as-a-Service" zum halben Preis. Wer haftet, wenn die Daten meines Kunden bei der Konkurrenz landen oder dessen Kundenkonto gehackt wurde? Wer hat bei einer mutmaßlichen Abwerbung die Beweispflicht?

Und wenn wir schon bei Fragen sind: Sind wir wirklich Geschäftsleute geworden, um als Handelsvertreter für Cloud-Anbieter zu enden? War es das wirklich? Ich fürchte, ja! Hardware kauft man bei Amazon und der Rest kommt aus der Cloud.

Mein Fazit: Dienstleistungen von Dritten für seine Kunden zu vermitteln, ist ein komplett anderer Job als der eines IT-Fachhändlers. Aber es gibt bestimmt genug Versicherungskaufleute und Vermögensberater, die das machen können.

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