Redcoon-Chef Heckel

"Online-Shop ist die verdammte Pflicht eines jeden Retailers"

05.06.2012
Seit der Übernahme kommt Redcoon bei Media-Saturn die Rolle des Online-Tempomachers zu.
Reiner Heckel hat Redcoon 2003 gegründet. Im Juli 2011 wurde der E-Tailer von der Media-Saturn-Holding übernommen.
Reiner Heckel hat Redcoon 2003 gegründet. Im Juli 2011 wurde der E-Tailer von der Media-Saturn-Holding übernommen.

Seit der Übernahme im vergangenen Jahr kommt Redcoon bei Media-Saturn die Rolle des Online-Tempomachers zu. Im ChannelPartner-Interview berichtet Gründer und Geschäftsführer Reiner Heckel über den deutschen Onlinemarkt, die Konkurrenz durch Amazon und die selektive Vertriebspolitik der Hersteller.

Zunächst hätten wir eine Frage zu Ihrer Biographie: Es heißt immer, dass Sie ein ehemaliger Media Markt Manager sind. Ist das richtig?

Heckel: Ja, das stimmt. Ich war zunächst Geschäftsführer eines Media-Markt-Standorts in Mannheim und dann Landesgeschäftsführer in den Niederlanden. Nach drei Jahren bin ich dort ausgeschieden und habe zusammen mit Partnern Redcoon gegründet. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ja bereits einige Branchenerfahrung und habe gesehen, dass die Konsumenten das Internet immer mehr annehmen und auch die Verbindungsgeschwindigkeiten und Ladezeiten ständig besser wurden. Und darauf haben wir erfolgreich angesetzt.

...und haben damit Ihrem ehemaligen Arbeitgeber gezeigt, wie man das Internet-Business richtig angeht. War das eine Motivation für Sie?

Heckel: Das wäre eine zu emotionale Betrachtung. Es ist nun einmal schwer für etablierte Unternehmen, die ein anderes Geschäftsmodell haben, sich auf neue Markttrends einzustellen. Das ist nicht nur Media-Saturn so gegangen, sondern betrifft ebenso andere Handelskonzernen wie etwa Karstadt/Quelle oder jetzt Neckermann. Da wird eng am bisherigen Kurs festgehalten, weil er erfolgreich ist, und man verpasst es, neue Dinge frühzeitig zu erkennen. Aber es ist ja auch menschlich verständlich, dass sich ein erfolgreiches Unternehmen frägt, warum man sich auf einmal ändern soll. Wir haben gezeigt, dass man die Chancen erkennen muss, um erfolgreich zu werden. Wir haben den Apparat durchgemischt, Strukturen aufgebrochen und die Bedürfnisse der Kunden stärker beachtet.

Damit waren Sie auch ausgesprochen erfolgreich und haben über mehrere Jahre hinweg zweistellige Wachstumsraten erzielt. 2011 gelang Ihnen dagegen „nur“ ein Zuwachs von 7,5 Prozent. Hängt das mit der Übernahme durch Media-Saturn zusammen? Ist es dadurch zu einer gewissen Konsolidierung gekommen?

Heckel: Ja, das war eine Art Konsolidierung. Jetzt wachsen wir auch wieder zweistellig, aber nach der Übernahme gab es bei der Industrie eine spürbare Zurückhaltung und es haben sich viele gefragt, was MSH mit Redcoon macht. Das hat zu einer Anpassungsphase geführt und zudem gab es nach der Übernahme viele Umstellungen zu machen. Doch mittlerweile sind wir wieder auf einem guten Weg.

Redcoon ist neben Deutschland auch in neun europäischen Ländern vertreten. Welche Rolle spielt das Auslandsgeschäft für Ihr Unternehmen?

Heckel: Wir sind von Anfang an sportlich an die Auslandsexpansion herangegangen, um nicht nur vom deutschen Markt abhängig zu sein. Wir wollten auch in anderen Ländern ein Bein in der Tür haben und sind bereits 2003 nach Österreich und Spanien expandiert. Das entsprach auch der Überzeugung, dass das World Wide Web kein deutsches Phänomen ist, sondern man mindestens europaweit aktiv sein muss. Inzwischen sind wir nicht nur im Euro-Ausland aktiv, sondern auch beispielsweise in Polen. Dass kann schon manchmal schwierig sein, wenn sich etwa Unterschiede in den Währungskursen einstellen und die Produkte dort dann viel teurer werden. Doch ziehen wir uns aus keinem Land zurück, schließlich hören die Leute wegen einiger Schwankungen auch nicht gleich auf zu konsumieren.

Auf den nächsten Seiten erfahren Sie, was Heckel zur Konkurrenz durch Amazon, zum Thema Multi-Channel und zur selektiven Vertriebspolitik mancher Hersteller sagt.

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