Cloud Computing mit OpenStack Mitaka

OpenStack-Release 13 verspricht mehr Usability und Skalierbarkeit

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Unter dem Namen „Mitaka“ hat die OpenStack-Community die dreizehnte Version des weltweit verbreiteten Open-Source-Frameworks für Cloud-Umgebungen vorgestellt. Die Entwickler versprechen vor allem eine einfachere Handhabung und eine verbesserte Skalierbarkeit.

Seit dem Start vor knapp sechs Jahren hat sich OpenStack vielerorts zu einem Defacto-Standard beim Aufbau von Cloud-Computing-Umgebungen gemausert. Zahlreiche Großunternehmen, Organisationen und Forschungseinrichtungen nutzen das Softwarepaket, um damit eigene Cloud-Anwendungen, -Dienste und -Plattformen zu implementieren und zu verwalten. Von Anfang an galt OpenStack aber auch als ein komplexes und ohne spezielle Fachkenntnisse nur schwer zu nutzendes System. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum die OpenStack-Community mit dem Mitaka-Release vor allem eine vereinfachte Handhabung verspricht (siehe auch: OpenStack Best Practices).

Die aktuelle Version enthält der OpenStack Foundation zufolge zahlreiche Weiterentwicklungen, die es Administratoren ebenso wie Cloud-Nutzern erleichtern sollen, ihre täglichen Aufgaben zu erledigen. So sei es nun beispielsweise einfacher, OpenStack Compute (Nova) zu konfigurieren. Mithilfe zusätzlicher Standardwerte müssten Anwender dabei weniger Optionen manuell auswählen. Auch das Identity-Modul Keystone sei vereinfacht worden. Den bislang aus mehreren Schritten bestehenden Prozess zum Einrichten der Identity-Management-Funktionen eines Cloud-Netzwerks (Installation, Start, Authentisierung, Verteilung von Tokens etc.) habe man auf nur noch einen Schritt verkürzt.

Deutliche Verbesserungen soll OpenStack Mitaka aber auch in Sachen Skalierbarkeit bringen. So sei etwa die bereits im Vorgänger-Release "Liberty" eingesetzte Convergence Engine nun in der Lage, höhere Lasten und noch komplexere Aktionen für die horizontale Skalierung von Cloud-Ressourcen zu verarbeiten.

Das neue OpenStack Release Mitaka soll einfacher zu nutzen sein als die Vorgänger. (Bildquelle: OpenStack)
Das neue OpenStack Release Mitaka soll einfacher zu nutzen sein als die Vorgänger. (Bildquelle: OpenStack)

Ein weiteres Ziel der OpenStack-Community war ein optimiertes Nutzererlebnis. Die Entwickler denken dabei sowohl an den Endbenutzer als auch an diejenigen, die Cloud-Umgebungen in ihrer Organisation entwickeln, einführen und managen. So biete etwa ein einheitlicher OpenStack-Client nun einen konsistenten Satz von Befehlen zum Erstellen von Ressourcen. Damit würden Endbenutzer von der Aufgabe entlastet, die vielen Feinheiten jedes Dienst-APIs zu lernen. Mitaka offeriere zudem mehr Unterstützung von Software Development Kits (SDKs) in vielen verschiedenen Sprachen. Weitere Erleichterungen soll die neue Funktion "Gib-mir-ein-Netzwerk" bringen, die sich derzeit noch in der Entwicklung befindet. Sie ermögliche es, mit einer einzigen Aktion alle folgenden Schritte zu erledigen: Erstellen eines Netzwerks, Verknüpfen mit einem Server, Zuweisen einer IP-Adresse sowie Erlaubnis des Netzwerkzugriffs. Einzelne Elemente dieser neuen Funktion seien bereits in Mitaka realisiert.

Bereits in den kommenden Wochen will die OpenStack-Entwicklergemeinde erste Produkte und Dienstleistungen auf Basis von Mitaka auf den Markt bringen. Über den OpenStack Marketplace können Nutzer Distributionen und Cloud-Dienstleister finden, die mit dem Label "OpenStack Powered" gekennzeichnet sind und damit die einschlägigen Interoperabilitäts-Test bestanden haben.

René Büst, Cloud-Experte beim Analystenhaus Crisp Research, beurteilt das Mitaka-Release zurückhaltend. "Den Fokus auf Stabilität und eine einfachere Nutzung zu legen, ist notwendig, um es OpenStack-Nutzern zu ermöglichen, ihre Operational Excellence weiterhin konstant zu optimieren." Insbesondere die Verbesserungen hinsichtlich der horizontalen Skalierung waren aus seiner Sicht dringend nötig, da dieser Aspekt von vielen OpenStack-Anwendern als problematisch eingestuft werde.

Die OpenStack-Community muss nachlegen, um das Framework attraktiver zu machen, fordert der Cloud-Experte René Büst.
Die OpenStack-Community muss nachlegen, um das Framework attraktiver zu machen, fordert der Cloud-Experte René Büst.
Foto: Crisp Research

Die Schwerpunkte Stabilität und User Experience seien aber lediglich die Pflicht, gibt er zu bedenken. Die Kür liege in der Innovationsgeschwindigkeit und damit der Entwicklung neuer Services. Davon jedoch sei im Mitaka-Release nichts zu finden. Büst: "Vor allem für Public-Cloud-Anbieter, die auf OpenStack als Infrastruktur-Basis setzen, ist es enorm wichtig, von neuen Services aus der OpenStack-Community zu profitieren."

Der Analyst verweist darauf, dass etwa Amazon Web Services bereits mehr als 70 Services offeriere und im vergangenen Jahr 722 neue Funktionen veröffentlicht habe. Microsoft spreche von mehr als 500 neuen Funktionen, die für Azure allein 2015 entwickelt worden seien. Das Mitaka-Release enthalte hingegen nur 17 Services, mit denen sich eine eigene Cloud-Infrastruktur aufbauen lasse. Büst: "Für einen Public-Cloud-Anbieter, der auf OpenStack setzt, um mit dem 700-Pfund-Gorilla Amazon Web Services und Microsoft Azure mitzuhalten, ist das definitiv zu wenig." Unternehmen, die damit eine rein Infrastruktur-orientierte Cloud-Umgebung aufbauen und betreiben wollten, würden die Mitaka-Features zwar vorerst ausreichen. Doch die OpenStack-Community müsse in Zukunft deutlich nachlegen, um das Framework attraktiver zu machen. (wh)

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