Oracle 11g: Besser, schneller und billiger?

12.07.2007
Oracle hat gestern in New York die neue Version 11g seiner Datenbank in Szene gesetzt.

Von effektvollen Produktankündigungen versteht Oracle etwas. Während IBMs DB2-Version 9 (Viper für Linux, Unix, Windows) Mitte vergangenen Jahres eher auf leisen Sohlen daher kam und Microsoft mit seinen Community Technology Previews (CTPs) die technischen Highlights einer neuen SQL-Server-Version bereits im Vorfeld der Freigabe veröffentlicht, schwieg sich Oracle zu den neuen 11g-Features bis zum gestrigen Event beharrlich aus. Mit großen Worten präsentierte Oracle-President Charles Phillips das Release, das nach rund vier Jahren Version 10g ablösen soll. Besser, schneller und billiger sei die Datenbank, 1800 Entwickler hätten an über 400 neuen Features gearbeitet, die sowohl die Standardaufgaben der Administration erleichtern, als auch neue Anwendungsbereiche erschließen. Genau das wird laut Phillips dazu beitragen, dass viele der weltweit 275.000 Datenbankkunden von Oracle das neue Release relativ schnell annehmen werden, denn Kritiker hatten Vorfeld des 11g-Events geäußert, dass der Bedarf an einer neuen Datenbankversion gering sei und die Migrationswelle deshalb eher flach und schleichend ausfalle.

Die Features

Für den klassischen Oracle-Anwender dürften vor allem vier Neuerungen interessant sein. Der Hersteller hat viel Arbeit in die Erleichterung der Systemverwaltung gesteckt, so etwa in Mechanismen, die ein schnelleres und somit günstigeres Ausrollen von Datenbankanwendungen ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist das Feature "Real Application Testing", das den Aufbau einer Testumgebung und die Simulation realer Produktionsbedingungen erlaubt, so dass sich ein typischer Testzyklus für eine Datenbankapplikation von rund 150 Tagen auf etwa elf Tage reduzieren soll.

Ferner kommt 11g mit verbesserten Partitionierungs- und Kompressionsfähigkeiten, was sich dem Hersteller zufolge kostensenkend im Bereich Information-Lifecycle- und Storage-Management auswirkt. So hat man die Partitionierungsdefinitionen um "Interval", "Reference" und "Virtual Column" erweitert und bei den Partitionierungsmethoden (Range, Hash und List) gibt es keine Restriktionen mehr in den möglichen Kombinationen. Außerdem wurden viele der in diesem Bereich bislang manuell vorgenommenen Operationen automatisiert.

Oracle-President Charles Phillips
Oracle-President Charles Phillips
Foto: Charles Phillips

Als drittes Highlight kann das erweiterte "Data-Guard"-Feature gelten, das bislang nur den Aufbau eines Standby-Servers erlaubte, der ständig von der Produktiv-Datenbank aktualisiert wurde. Ohne weitere Funktion bot Data Guard bislang wenig Anreiz, dafür eine eigene Lizenz zu erwerben. Das soll sich ändern, denn nun ist es mit Data Guard auch möglich, Reports und Backups zu fahren, Tests vorzunehmen und Updates auf das Produktivsystem zu spielen.

Schließlich sei noch das Feature "Transparent Encryption" erwähnt, mit dem der Hersteller dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis seiner Anwender Rechnung tragen will. Es erlaubt die Verschlüsselung nicht mehr nur auf Spaltenebene, sondern über einen gesamten Tablespace, also über komplette Tabellen, Indizes und andere Speicherbereiche.

Bei den vielen anderen 11g-Neuerungen handelt es sich meist um Detailverbesserungen wie etwa in der Applikationsentwicklung. Auf seine Kosten kommt auch, wer Oracle zur Speicherung unstrukturierter Daten oder im Bereich Data Warehousing einsetzt. So ist die Performance von "Oracle Fast Files", die Speicherfunktion für Large Objects (LOBs) wie Bilder, Dokumente oder XML-Dateien, nun mit der eines Dateisystems vergleichbar. Die integrierte XML DB zur nativen Speicherung und Manipulation von XML-Daten ist laut Hersteller ebenfalls schneller geworden. Und mit "Embedded Olap Cubes" sehen Entwickler die Cubes wie Tabellen, auf denen sie SQL-Abfragen vornehmen können, ohne dabei auf die Leistung der Olap-Engine verzichten zu müssen.

Versionen und Verfügbarkeit

An der Paketierung der Datenbank wird sich aller Voraussicht nach nicht viel ändern. Geplant ist eine kostenlose "Express Edition" für Entwickler, eine "Standard Edition One" für Einstiegs-Server, eine "Standard Edition" für den Midrange-Bereich sowie eine "Enterprise Edition". Zumindest für die Komponenten der Kerndatenbank sollen sich die Preise nicht ändern. Wann diese allerdings für Unix, Windows und den Mainframe marktreif zur Verfügung stehen, dazu mochte sich Oracle bislang nicht äußern. Fest steht nur, dass die Linux-Version im August kommt. Dann gibt es auch detaillierte Preisangaben, etwa darüber, ob einige der neuen Features nur für gesonderte Lizenzgebühren zu haben sind. (ue)

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