Restrukturierung gescheitert?

Pixmania beantragt angeblich Insolvenzverfahren



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Seit der Übernahme durch den Sanierungsspezialisten Mutares bemühte sich Pixmania um positive Nachrichten, doch brachen die Umsätze immer weiter ein. Nun hat der angeschlagene Online-Händler französischen Medienberichten zufolge ein Insolvenzverfahren beantragt.
Insolvenzverfahren eingeleitet: Die Zentrale von Pixmania in Asnières-sur-Seine im Nordwesten von Paris
Insolvenzverfahren eingeleitet: Die Zentrale von Pixmania in Asnières-sur-Seine im Nordwesten von Paris
Foto: Pixmania

Bereits der letzte Halbjahresbericht der Münchner Beteiligungs-AG Mutares signalisierte, dass sich der 2013 übernommene Online-Händler nicht so entwickelte, wie von dem Sanierungsspezialisten erhofft. Pixmania wurde in dem Bericht nämlich unter der Überschrift "bestandsgefährdete Gesellschaften" aufgelistet. Nach 113,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum habe der Umsatz des Online-Händlers im ersten Halbjahr 2015 nur noch 88,9 Millionen Euro betragen. Gleichzeitig sei durch den harten Wettbewerb im Elektronik-Online-Handel die Bruttomarge weiter unter Druck geraten. "Ohne eine Trendumkehr bei der Umsatzentwicklung und der Erschließung von neuen Finanzierungsquellen sieht sich die Gesellschaft einer angespannten Liquiditätssituation auch im weiteren Jahresverlauf gegenüber", lautete das im Mutares-Halbjahresbericht veröffentlichte Resümee.

Offensichtlich hat die Beteiligungs-AG aber inzwischen den Glauben an einen Turnaround im Jahresendgeschäft verloren. Wie französische Medien berichten, hat Pixmania, dessen Hauptsitz in der Parise Vorstadt Asnières-sur-Seine liegt, vor dem Handelsgericht von Nanterre die Einleitung einer sogenannten Procédure de Sauvegarde beantragt. Das Rechtsmittel ähnelt der Einleitung eines deutschen Insolvenzverfahrens: Das betroffene Unternehmen wird für sechs Monate unter Beobachtung gestellt und für diesen Zeitraum von einem vom Gericht bestimmten Verwalter geleitet.

Wie französische Medien berichten, werde Pixmania bis Weihnachten den Warenverkauf einstellen und sich stattdessen auf das Marktplatzgeschäft mit auf der Seite gelisteten Drittanbietern konzentrieren. Innerhalb des Beobachtungszeitraums solle der Online-Händler so reorganisiert werden oder an einen Käufer weitergereicht werden. Allzu gut stehen die Chancen für Pixmania allerdings nicht. Mit der zuletzt erreichten Umsatzgröße ist das Unternehmen im E-Commerce mit Elektronikwaren nur noch ein Player der dritten Reihe, der weder für Marktplatzanbieter noch für einen möglichen Käufer besonders interessant sein dürfte.

Tiefer Fall eines E-Commerce-Überfliegers

Mit der Einleitung des Insolvenzverfahrens bei Pixmania scheint der Fall des Unternehmens aus größter Höhe in tiefste Niederungen vor seinem absehbaren Ende zu stehen. 2011, zum Zeitpunkt der Komplettübernahme durch die britische Elektronikkette Dixons, erzielte Pixmania noch einen Umsatz von 800 Millionen Euro, beschäftigte mehr als 1.000 Mitarbeiter und betrieb über 20 stationäre Filialen. Bereits zwei Jahre später zahlte Dixons 69 Millionen Euro an Mutares, um dem Sanierungsspezialisten die Übernahme von Pixmania zu versüßen. Danach waren zunächst positive Nachrichten zu vernehmen: Pixmania kehrte angeblich wieder auf den Wachstumskurs zurück, warb Redcoon-Mitgründer Luis Krug als CEO an und übernahm sogar das spanische Liveshopping-Portal Oferton. Dennoch ließ sich das durch den Umsatzabsturz und die Filialschließungen zerstörte Kundenvertrauen offensichtlich nicht wieder herstellen.

Update

Ein Sprecher der Mutares AG hat sich gegenüber ChannelPartner inzwischen zu den französischen Berichten über eine Insolvenzanmeldung von Pixmania geäußert. Demzufolge sei noch kein Antrag bei Gericht gestellte worden. Pixmania habe lediglich die Mitarbeiter über die angespannte Situation des Unternehmens und die Möglichkeit einer anstehenden Procédure de Sauvegarde informiert. Diese entspreche allersdings keinem deutschen Insolvenzverfahren, sondern höchstens einer Planinsovenz. So gehe es auch bei Pixmania nicht um eine Abwicklung des Unternehmens, sondern darum sich in Eigenverantwortung zu restrukturieren. Ob der Antrag auf Eröffnung des Verfahrens tatsächlich gestellt werde, zeige sich in den kommendenTagen. (mh)

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