Profitables Geschäft

Public Cloud und das Systemhaus 4.0

Peter-André Still ist Chief Enterprise Sales Officer bei Nexinto

Einfacher Einstieg in die Public Cloud

Ist ein Systemhaus bereit, diesen Weg zu gehen, stellt sich die klassische Frage: Make or buy? Entweder schafft es die notwendige Infrastruktur für den Aufbau einer eigenen Public Cloud selbst oder bindet die Services eines Public Cloud Provider in das eigene Portfolio mit ein und reichert diese mit Mehrwerten an, um dort neben dem reinen Reselling eine zusätzliche Wertschöpfung zu erhalten.

Das IT-Systemhaus müsste hingegen für die eigene Public Cloud in sehr großen Dimensionen kalkulieren, damit diese einfach skalierbar und preisgünstiger bleibt als beispielsweise bei AWS. Dafür wäre eine so enorme Initialinvestition nötig, die schnell in den hohen zweistelligen Millionenbereich steigt. Gleichzeit muss bereits ein großer Kundenstamm für eine kostendeckende Auslastung vorhanden sein. Folgen Systemhäuser dem schnelleren, kostengünstigeren und risikoärmeren Weg, führt dieser sie zu einer Partnerschaft mit einem Provider. Dieser muss die Public-Cloud-Infrastruktur out-of-the-box zu guten Konditionen bereitstellen.

Marge bei Provider-Wahl im Blick behalten

Bei der Suche nach einem passenden Provider, sind als Systemhaus einige Faktoren entscheidend, damit die Zusammenarbeit die anvisierten Ziele erfüllt. Grundlegend dafür ist erstens eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Im Ernstfall sollte auch entsprechende Awareness beim Management für die Anliegen des Systemhauses vorhanden sein.

Lesetipp: Cloud un der Channel - Teil 1

An zweiter Stelle steht eine profitable Marge im Mittelpunkt: Hier gilt es nach dem Weiterverkauf an den Kunden eine ausreichende Gewinnspanne zu erzielen. Dabei muss der Preis noch unter dem der großen Player wie AWS, Azure oder Google liegen. Oft gehen Cloud-interessierte Unternehmen davon aus, dass diese preislich nahezu unschlagbar sind. Doch es gibt mittlerweile deutsche Public Cloud Provider, die mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis diese Anbieter um bis zu 30 oder 40 Prozent unterbieten.

Mehrwerte für Kunden schaffen

Als dritter Punkt sind die zusätzlichen Angebote des Providers genauer zu betrachten. Gibt es zusätzliche Infrastruktur- oder Netzwerk-Services, die das IT-Systemhaus bisher nicht anbietet, aber über den Provider mit abdecken kann? Beispiele wären etwa eine gemanagte Firewall oder eine Docker-Plattform. Hier gilt es genau zu überlegen, welche weiteren Lösungen oder Produkte in Form von Managed Services die Public Cloud ergänzen.

Seinen Kunden gegenüber bietet das Systemhaus neben den reinen Public-Cloud-Infrastruktur-Ressourcen mit diesen zusätzlichen Leistungen und angereichert um eigene Services einen erheblichen Mehrwert. Dieser ist ein wichtiges Argument, warum Unternehmen weiterhin mit ihrem Systemhaus zusammenarbeiten sollten, anstatt die Public Cloud direkt vom Provider zu beziehen.

Insbesondere für Unternehmen, die bereits über ihr Systemhaus eine Private Cloud erhalten haben, ist die Ausweitung zur Multi Cloud mittels Public-Cloud-Ressourcen interessant, da sie jetzt aus einer Hand kommen. Das vereinfacht das Management und erhöht die Sicherheit.

Zugriff auf die Infrastruktur regulieren

Eine weitere Anforderung ist der unkomplizierte Zugang zur Public Cloud. Über eine API muss das Systemhaus die Möglichkeit haben, code-gesteuert Prozesse auszulösen. Dafür ist zusätzlich eine Bedienoberfläche notwendig, die ein einfaches Deployment der Infrastruktur-Ressourcen erlaubt. Hier kommt es auf eine hohe Usability an, die auf Seiten des Systemhauses keinen zusätzlichen zeitintensiven Know-how-Transfer oder eine Qualifizierung erfordert.

Die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb der Infrastruktur liegt hingegen vollständig beim Provider. Kommt es zu Zwischenfällen ist ein Ticketsystem erforderlich, über welches das Systemhaus die Incidents an den Provider weiterleitet. Ein wichtiger Faktor sind daher die Service Level Agreements (SLA) des Cloud-Anbieters. Minimum sollten hier 99,95 Prozent zugesicherter Betrieb sein. Konkret bedeutet das bei einem 24/7-Betrieb über das gesamte Jahr gesehen eine maximale Ausfallzeit von nicht ganz viereinhalb Stunden.

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