Larrabee

Rückschlag für Intels GPU-Ambitionen

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Intel redet seit 2007 unter dem Codenamen "Larrabee" davon, in den Markt für diskrete PC-Grafik einzusteigen. Doch daraus wird erstmals nichts.
Intels experimenteller "Single-chip Cloud Computer" mit 48 Kernen
Intels experimenteller "Single-chip Cloud Computer" mit 48 Kernen
Foto: Intel

Gute Nachrichten mithin für Nvidia und AMD, die den Markt für leistungsfähige PC-Grafikchips beherrschen: Ihre Chips, die auf den meisten besseren Grafikkarten sitzen, arbeiten zum Teil mit hunderten hoch spezialisierter Rechenkerne für spezielle Aufgabe im Grafikbereich. Intel wollte dem mit Larrabee eigentlich bis zu 32 Kerne mit seiner weidlich bekannten x86-Architektur entgegensetzen in der Hoffnung, dass deren Programmierung vielen Entwicklern leichter fallen sollte als bei den GPUs von Nvidia und ATI.

Allerdings gab es schon früh Zweifel daran, dass Intel mit seinem Konzept mit der rapiden Weiterentwicklung der Spezialisten würde mithalten können. Die Unkenrufe wurden nach einer ersten öffentlichen Demonstration von Larrabee im September dieses Jahres, die nach Einschätzung von Analysten wenig überzeugend verlief, noch lauter.

Intel hatte ursprünglich die erste Larrabee-Version für das Jahr 2009 angekündigt, diesen Termin später dann auf 2010 verschieben müssen. Nun wird die erste Larrabee-Ausprägung überhaupt nicht als Produkt vermarktet, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Lediglich interessierte Entwickler sollen Zugriff darauf erhalten, um die Parallelisierung von Applikationen weiter voranzutreiben.

"Die Entwicklungen von Silizium und Software liegen hinter den Erwartungen zurück, die wir zu diesem Zeitpunkt an das Projekt hatten", konzediert Intel-Sprecher Nick Knuppfer. Vor dem nächsten Jahr wird Intel keine weiteren Angaben dazu machen, wie mit zukünftigen Larrabee-Versionen weitergeht. "Wir planen jedenfalls weiterhin, unseren Kunden hochwertige Mehrkern-Grafikprodukte anzubieten", so Sprecher Knuppfer weiter.

Nach Angaben des Branchenkenners Joe Peddie hat Intel auf der jüngsten Supercomputing-Fachmesse im November auch die Fähigkeiten von Larrabee beim Numbercrunching unter Beweis gestellt. Ein frühes Sample erreichte demnach eine Leistung von einer Billion Rechenoperationen pro Sekunde. Nvidia und AMD geben für ihre GPUs höhere Leistung an, haben diese Angaben laut Peddie aber noch nicht mit Testergebnissen untermauert.

Die Grafikleistung von Larrabee hat Intel allerdings nicht nachgewiesen. Und es will nach Einschätzung Peddies auch nicht seinen Fehler von Ende der 1990er Jahre wiederholen und ein Produkt auf den Markt bringen, das die Kunden enttäuscht. Die Entscheidung lasse Nvida und AMD "mehr Raum zum Atmen", sagt der Analyst. Bei einfacheren Business-PCs hat Intel sich mit seiner simpler gestrickten Chipsatz-Grafik nämlich schon ordentlich Marktanteile erobert.

Bei Prozessoren für Server und PCs (CPUs) will Intel im kommenden Jahr vermutlich erste Chips mit sechs und acht Kernen herausbringen. Dass der Konzern auch mehr Kerne problemlos stemmen kann, stellte er vor kurzem mit einem experimentellen 48-Kern-Chip unter Beweis, mit dem Forscher die Parallelisierung von Software erproben sollen.

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