RWE will sich nicht auf British Energy-Bieterkampf einlassen

30.04.2008

Von Andreas Heitker

DOW JONES NEWSWIRES

HAMBURG (Dow Jones)--Die RWE AG hat ihr Interesse bekräftigt, das Atomkraft-Geschäft im Ausland auszubauen, will sich bei weiteren Wachstumsschritten aber nicht auf Preiskämpfe einlassen. Dies stellte der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers, Jürgen Großmann, am Dienstagabend in Hamburg klar. Der Konzern wolle wachsen und wisse im Gegensatz zu anderen Unternehmen der Branche auch, wohin mit dem Geld, sagte er. "RWE wird sich aber nicht auf irgendeinen Bieterkampf einlassen."

Das Interesse des Konzerns an dem Atomkraftbetreiber British Energy sprach Großmann dabei nicht konkret an. Er verwies in diesem Zusammenhang aber allgemein darauf, dass das Kernkraft-Know-how ein wichtiges Asset für RWE sei und im Konzern auch erhalten bleiben müsse.

"Und wenn das in Deutschland nicht möglich ist, dann müssen wir das halt woanders machen", sagte Großmann vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Presseberichten zufolge strebt RWE eine Übernahme von British Energy an und hat für den britischen Konzern auch schon ein vorläufiges Angebot abgegeben.

Großmann verwies darauf, dass RWE weiter auch auf eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke setze. "Wir werden kein Kraftwerk von uns vor der nächsten Bundestagswahl abschalten", sagte er. Auch bei Biblis A reiche die Reststrommenge aus, um über die nächste Wahl zu kommen. "Und dann müssen wir sehen, welche Konstellationen sich dann ergeben." Es sei auch nicht einzusehen, warum die Betriebdauer der Atomanlagen in Deutschland auf 32 Jahre begrenzt würden, wo die Reaktoren in anderen Ländern eine Laufzeit von 60 Jahren hätten.

Neben der Atomkraft kann nach den Worten von Großmann auch die weitere Entwicklung der CO2-Abscheidung in Kohlekraftwerken zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Der Vorstandsvorsitzende des Essener DAX-Konzerns warnte aber zugleich davor, dieser neuen Technologie eine zu starke Bedeutung zuzuweisen. Die Politik habe hier eine Erwartungshaltung geschaffen, die die Energiewirtschaft wohl kaum erfüllen könne, sagte er. Dabei sei dies "nicht die allein seeligmachende Technik" bei der künftigen Stromerzeugung.

Nach den Worten von Großmann bleibt es aber dabei, dass RWE rund 1 Mrd EUR in ein solches CO2-armes Kraftwerk investieren wird. Erstmals sprach er aber davon, dass der Konzern für dieses Projekt auch einen Partner gewinnen wolle. Das Kraftwerk werde nämlich voraussichtlich nicht wirtschaftlich arbeiten. Man könne aber mit einer solchen Anlage mehrere Jahre lang Erfahrungen sammeln. Als Partner bei diesem Projekt komme für RWE unter anderem Vattenfall in Frage, allerdings auch andere Unternehmen.

Großmann bekräftigte, dass die erneuerbare Energien im Konzern künftig ein immer stärkeres Gewicht erhalten sollten. Im Gegensatz zu Wettbewerbern wolle RWE aber nicht Unternehmen mit gefüllten Projekt-Pipelines kaufen, sondern diese Projekte selbst entwickeln. Auch RWE habe sich die Erneuerbare-Energien-Unternehmen angeschaut, die in den vergangenen Monaten auf dem Markt gewesen seien. "Unsere Wertvorstellungen lagen aber rund 40% unter den Preisen, die hierfür schließlich bezahlt wurden."

Großmann dementierte in diesem Zusammenhang auch ein Interesse von RWE an dem Solarunternehmen Conergy AG. Entsprechende Meldungen aus den vergangenen Tagen seien nur "dumme Gerüchte", die offenbar von interessierter Seite in die Welt gesetzt worden seien, sagte er. Ein grundsätzliches Interesse äußerte der RWE-CEO dagegen an dem Oldenburger Versorger EWE AG, der derzeit einen strategischen Partner sucht. EWE sei ein sehr gut geführtes Unternehmen, sagte Großmann. Für RWE sei ein Kauf aber aus kartellrechtlichen Gründen leider nicht machbar.

Webseite: http://www.rwe.de -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/mim

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