Aktueller Trend

Showrooming lässt Händler leiden

19.04.2013
Durch das Phänomen "Showrooming", das vor allem unter jungen Käufergruppen anzutreffen ist, gehen dem stationären Handel Umsätze an konkurrierende Distanzhändler verloren. Eine Studie hat die Ausprägungen untersucht.
Beratungsdiebstahl: Etwa jedem fünften im E-Commerce umgesetzten Euro geht eine personal- und kostenintensive Beratung im stationären Handel voraus.
Beratungsdiebstahl: Etwa jedem fünften im E-Commerce umgesetzten Euro geht eine personal- und kostenintensive Beratung im stationären Handel voraus.
Foto: ElectronicPartner

Einer der aktuellen Trends in der Interaktion zwischen Verkäufern und Käufern ist das "Showrooming". Darunter versteht man das Verhalten von Endkunden, Produkte in einem Laden in Augenschein zunehmen und eventuell noch eine Beratung zu genießen. Der Kauf findet jedoch nicht im stationären Handel statt, sondern am PC zu Hause in einem Webshop, wo es in der Regel niedrigere Preise gibt.

Denkbar ist auch, dass der Kunde mit seinem Smartphone noch im Laden den dortigen Preis mit den Preisen in Online-Shops vergleicht - zum Beispiel über das Einscannen des Barcodes. Jedenfalls dient ein Ladengeschäft beim Showrooming nur noch als Vorführraum.

Eine Studie der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat die Ausprägungen dieses Phänomens, das vor allem unter jungen Käufergruppen anzutreffen ist, untersucht. Dabei haben 64 Prozent der Befragten zugegeben, dass sie sich schon einmal im stationären Handel haben beraten lassen, aber anschließend bei einem anderen Unternehmen im Versand- oder Online-Handel gekauft haben.

Besonders betroffen von diesem Trend sind die stationären Anbieter von Consumer-Electronics-Produkten. Hier geht fast 34 Prozent der Einkäufe im Distanzhandel ein "Showrooming" voraus (siehe Tabelle).

Anteil der Kaufvorgänge, bei denen man sich zunächst im stationären Handel beraten lässt, das Produkt aber anschließend woanders online kauft

Consumer Electronics (z.B. Computer, TV, Kamera)

34

Auto/Motorrad (z.B. Kraftfahrzeuge, Reifen, Ersatzteile)

32

Wohnen (z.B. Möbel, Leuchten, Wohntextilien)

28

Küche/Haushalt (z.B. Haushaltsgeräte, Haushaltswaren)

27

Tierbedarf (z.B. Tierfutter, Accessoires)

25

Medien (z.B. Magazine, DVDs, CDs, Software)

19

Freizeit (z.B. Camping, Fahrrad, Sportartikel)

18

Spielwaren (z.B. Brettspiele, Puppen)

18

Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Universität Bamberg, Forschungsgruppe Retourenforschung

Interpretiert man die ermittelten Ergebnisse als einen Indikator für die künftige Entwicklung in der Gesamtbevölkerung und gewichtet man die Mittelwerte mit den innerhalb der Produktkategorien erzielten E-Commerce-Umsätzen (Quelle: BVH), würden 21,9 Prozent des gesamten E-Commerce-Umsatzes auf eine Beratung im stationären Handel zurückzuführen sein. Anders ausgedrückt: Etwa jedem fünftem im E-Commerce umgesetzte Euro geht eine personal- und kostenintensive Beratung im stationären Handel voraus.

Als mögliche Gegenmaßnahmen des stationären Handels kommen nach Meinung der Forschungsgruppe zwei Strategien in Betracht. Erstens eine aufeinander abgestimmte Multi-Channel-Strategie, eventuell in Kombination mit einer Niedrigpreisgarantie. Zweitens könnten die betroffenen Händler versuchen, die Vergleichbarkeit durch Eigenmarken oder Produktlinien/Produktvarianten/Produktbezeichnungen, die exklusiv für den stationären Handel gefertigt wurden, zu erschweren. (tö)

Im ChannelPartner-Forum hat sich jüngst ein Meinungsaustausch unter Fachhändlern zum Thema "Showrooming" entwickelt. Diskutieren Sie auch mit! Sie finden die Beiträge im Forumsbereich "CHIC - Chancengleichheit im Channel", einem nur für Fachhändler zugelassenen Abschnitt unseres Forums.

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