Siemens entscheidet vorauss April über SEN-Verkauf - Kreise

21.02.2008
Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Zukunft der zum Verkauf stehenden Siemens-Tochter Siemens Enterprise Networks (SEN) wird sich voraussichtlich Ende April auf der regulären Aufsichtsratssitzung entscheiden. Das sagten zwei mit der Situation vertraute Personen Dow Jones Newswires. In den laufenden Verhandlungen gehören inzwischen drei Interessenten zum engeren Kandidatenkreis.

Hierzu gehören die SEN-Wettbewerber Alcatel-Lucent und Nortel Networks sowie der Finanzinvestor Cerberus, sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Dow Jones Newswires. Cerberus war für einen Kommentar nicht zu erreichen, Alcatel-Lucent und Nortel wollten keine Stellungnahme abgeben.

Vor einem Verkauf stehen bei der Tochter aber offenbar noch weitgehende Restrukturierungsmaßnahmen an. "Wie SEN jetzt aufgestellt ist, ist es nicht zu verkaufen", so die Person weiter. "Klar ist es auch, dass die Restrukturierung noch von Siemens durchgeführt werden muss". Ein Wettbewerber würde sich mit den anstehenden Maßnahmen in dem schwierigen Marktumfeld zu stark belasten.

"Der Telekommunikationsmarkt für Unternehmenslösungen befindet sich in einem tiefgreifenden technologischen Wandel. Anbieter von Hardwarelösungen stehen daher vor der Herausforderung, sich an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen und sich ebenfalls zu wandeln. Die Neuausrichtung von SEN zum Softwareanbieter zeigt durch die in der Vergangenheit eingeleiteten Maßnahmen bereits erste Erfolge. Darüber hinaus gilt, was wir immer gesagt haben: Wir befinden uns auf Partnersuche für das Geschäft. Die Gespräche sind weit fortgeschritten. Weitere Details wie beispielsweise zum Zeitplan oder zu möglichen Partnern kommentieren wir nicht", sagte Siemens-Sprecher Marc Langendorf.

SEN kämpft derzeit wie die gesamte Industrie mit einem fundamentalen Wandel im Geschäft mit Kommunikationsanlagen für Unternehmen. So verlagert sich die Technik weg von Hardware-basierten Systemen hin zu Software-Lösungen. Entsprechend werden etwa in der Fertigung weniger Mitarbeiter gebraucht, auf der anderen Seite verstärkt Software- und IT-Spezialisten von den Anbietern im Markt benötigt.

Siemens hatte im vergangenen Sommer bereits den Abbau von rund 600 Stellen bei SEN angekündigt. Diese Zahl werde intern aber nur als "Spitze des Eisbergs" gewertet, so eine weitere mit der Situation vertraute Person.

Der andere Insider geht davon aus, dass alleine in Deutschland bis zur Hälfte der derzeit rund 6.200 Stellen bei SEN wegfallen könnten. Weltweit hat SEN derzeit mehr als 17.500 Mitarbeiter. SEN ist als Siemens Enterprise Communications GmbH & Co KG bereits als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert.

Der neue Arbeitsdirektor und Personalvorstand bei Siemens, Siegfried Russwurm, hat bereits notfalls harte Einschnitte bei SEN in Aussicht gestellt. "Wenn es zu technologischen Sprüngen kommt, muss das Management reagieren", sagte Russwurm in einem am Berichtstag veröffentlichten Interview mit dem "Handelsblatt". "Zum Kuscheln bin ich nicht da", so der seit Januar amtierende Siemens-Vorstand.

Dabei steht Siemens nach Einschätzung von einer mit der Situation vertrauten Person unter Zeitdruck. So führt Siemens SEN seit Juli 2007 als nicht fortzuführendes Geschäft in der Bilanz. Laut Bilanzierungsrichtlinien müsste das Unternehmen SEN aber nach einem Jahr wieder in die Bilanz nehmen, wenn kein Verkauf vereinbart werden konnte. Entsprechend strebt Siemens auch einen Verkauf bis Mitte des Kalenderjahres 2008 - also Juni 2008 - an, heißt es in der jüngsten Pflichtmitteilung an die SEC.

Auf der Aufsichtsratssitzung Ende April sei es der Person zufolge daher bereits "fünf vor zwölf" für eine Entscheidung über einen Verkauf. "Alle Indikationen deuten daher daraufhin, dass es im April zu einer Entscheidung kommt". Entsprechend dürften auch die anstehenden Restrukturierungsmaßnahmen kurzfristig vom Unternehmen angekündigt werden, damit ein Käufer auch wisse, was er bekommt, wenn er in konkrete Verhandlungen einsteigt. Möglicherweise werden die Restrukturierungsschritte bereits in der kommenden Woche angekündigt.

Webseite: http://www.siemens.com -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/mim/nas

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