Siemens gewährt Interessenten Einblick in VDO-Bücher - Kreise

04.07.2007
Von Simon Steiner, Alexander Becker und Michael Brendel

Von Simon Steiner, Alexander Becker und Michael Brendel

Dow Jones Newswires

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Siemens AG hat die Bücher der Siemens VDO Automotive AG für Kaufinteressenten geöffnet. Das erfuhr Dow Jones Newswires am Mittwoch von mehreren mit der Situation vertrauten Personen. Auf der Aufsichtsratssitzung am 25. Juli solle dann über das weitere Vorgehen bei VDO diskutiert werden. Vor zwei Wochen hatten Vorstände von Siemens und Continental erklärt, dass noch kein Blick in die Bücher zugelassen worden ist.

Der Siemens-Aufsichtsrat, der über den IPO befinden muss, tritt einen Tag vor der geplanten Veröffentlichung der Drittquartalszahlen am 25. Juli zusammen. Nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen wird das Gremium hier über den offiziellen Start für den IPO-Prozess und möglicherweise auch über den Einstieg in parallel stattfindende Verhandlungen mit Kaufinteressenten in einem so genannten Dual-Track-Verfahren entscheiden.

Zugleich treibt der Münchner DAX-Konzern seine IPO-Pläne für die Automotive-Tochter voran. Die heiße Phase der Vorbereitungen für den Börsengang solle mit der Analystenpräsentation am 16. Juli beginnen, so die informierten Personen weiter.

Während der Analystenpräsentation stellt sich das Management von VDO den Finanzanalysten der Banken, die den Börsengang begleiten. Auf Grundlage dieser Gespräche werden dann die Emissions-Studien erstellt, die als wichtige Informations- und Marketingsinstrumente auf den später stattfindenden Roadshows bei potenziellen Investoren dienen.

Ein Siemens-Sprecher wollte diese Informationen auf Nachfrage nicht kommentieren.

Entgegen anders lautenden Medienberichten hält Siemens den Personen zufolge damit an dem ursprünglichen Plan fest, VDO erst nach der Sommerpause im September an die Börse zu bringen. Verschiedene Medien hatten unter Berufung auf Aussagen von Finanzvorstand Joe Kaeser berichtet, dass der Börsenprospekt von VDO bereits Ende Juli zur Einsicht vorliegen soll. Dies hätte für eine Erstnotiz noch vor September gesprochen, da in der Regel die Zeichnungsfrist unmittelbar nach der Veröffentlichung des Prospekts startet. Üblicherweise finden die meisten großen Neuemissionen auf dem deutschen Aktienmarkt entweder im Frühjahr oder nach der Urlaubszeit ab Ende August statt.

Ein Siemens-Sprecher widersprach gegenüber Dow Jones Newswires dieser Darstellung in den Presseberichten: "Herr Kaeser hat sich mit seinen Aussagen nicht auf den Prospekt bezogen sondern auf die Präsentation für die Analysten." Diese soll den Angaben zufolge möglichst rasch nach der Veröffentlichung der Drittquartalszahlen - also bis spätestens Ende Juli - stattfinden. Bis Ende Juli einen Emissionsprospekt zu erstellen, sei zeitlich gar nicht möglich, so der Sprecher.

Kaeser hatte zuvor gesagt, das Unternehmen erwäge, die Vorlage von untestierten Drittquartalszahlen ihrer Tochter Siemens VDO Automotive AG vorzuziehen, da diese noch in den Börsenprospekt der Sparte eingearbeitet werden sollen. Siemens will die Konzernzahlen für das dritte Quartal am 26. Juli veröffentlichen. Die Erstellung und Genehmigung eines Börsenprospekts dauert in der Regel mehrere Wochen.

Ende Januar 2007 hatte Siemens angekündigt, 25% bis 49% des Automobilzulieferers VDO an die Börse bringen zu wollen. Die endgültige Entscheidung für ein IPO ist aber noch nicht gefallen. Sollte sie fallen, will Siemens den Börsengang noch im laufenden Geschäftsjahr 2006/07 über die Bühne bringen, also vor dem 30. September. Auch nach einem Börsengang will Siemens die Aktienmehrheit und damit die industrielle Führung am Unternehmen behalten.

Siemens hatte bislang wiederholt erklärt, dass ein Börsengang höchste Priorität hat. Analysten wollen allerdings beobachtet haben, dass Siemens zuletzt die Bereitschaft für einen Verkauf offener als bisher kommuniziert hat. So hatte der scheidende Siemens-Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld vor Analysten gesagt, dass der neue Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme "alle Optionen" unterstützt, die "Wert aus VDO" für Siemens generieren würden.

VDO-Wettbewerber Continental AG hatte sich unmittelbar nach der Ankündigung der IPO-Pläne für die Siemens-Automotivtochter als Kaufinteressent gemeldet und nach eigenen Angaben ein indikatives Angebot abgegeben. Wie Dow Jones Newswires erfahren hatte, legte Continental dabei eine indikative Offerte über gut 10 Mrd EUR für VDO vor. Für die Abgabe eines verbindlichen Angebots sei eine Due Dilligence Grundvoraussetzung, hatte Conti-Finanzvorstand Alan Hippe vor zwei Wochen erklärt.

Analysten bewerten VDO mit einem Unternehmenswert zwischen 7 Mrd und 10 Mrd EUR. Die meisten Analysten halten einen Trade-Sale von VDO für mindestens genauso wahrscheinlich wie einen Börsengang der Sparte.

Webseiten: http://www.siemens.de

http://www.siemensvdo.de

http://www.conti-online.de

-Von Alexander Becker, Simon Steiner und Michael Brendel,

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