Siemens streicht in IT-Sparte weltweit 4.200 Stellen

18.03.2010
Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG will in ihrer IT-Sparte bis 2011 weltweit 4.200 Stellen streichen, davon rund 2.000 an den deutschen Standorten. Zudem sollen die bislang sieben Geschäftseinheiten der IT-Sparte SIS auf zwei Geschäftseinheiten fokussiert werden, wie der Münchner Konzern am Donnerstag mitteilte. Um SIS wieder wettbewerbsfähiger zu machen, würden zudem bis 2012 mehr als 500 Mio EUR in die IT-Sparte investiert.

Das Unternehmen hatte kurz zuvor seinen Wirtschaftsausschuss über die Pläne zur Neuausrichtung von Siemens IT Solutions and Services (SIS) unterrichtet. Derzeit hat die IT-Sparte weltweit gut 35.000 Mitarbeiter, knapp 9.700 davon in Deutschland. Der Stellenabbau solle "so sozialverträglich wie möglich umgesetzt werden", hieß es von dem Münchener Technologiekonzern. Dies schließe etwa die einvernehmliche Beendigung von Arbeitsverhältnissen oder das Auslaufen befristeter Verträge ein.

Die IT-Sparte kämpft seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen. Nachdem der DAX-Konzern nicht mehr die notwendige "Flexibilität" sah, um dem hohen "Preis- und Wettbewerbsdruck" der Konkurrenz standzuhalten, kündigte Vorstandsvorsitzender Peter Löscher Anfang Dezember die Ausgliederung von SIS an.

Zum 1. Juli soll die rechtliche Verselbständigung erfolgen. Siemens hatte in seinem Geschäftsbericht 2009 bereits darauf hingewiesen, dass das Ergebnis der SIS im laufenden Geschäftsjahr "durch Restrukturierungsaufwendungen deutlich belastet werden" könnte.

Über die rechtliche Verselbständigung hinaus soll nun auch "die Nabelschnur zur Siemens AG getrennt" werden, wie ein Sprecher sagte. Zum Beginn des neuen Geschäftsjahres 2010/11 werden daher am 1. Oktober die "Voraussetzungen für eine eigenständig operierende Gesellschaft" geschaffen, wie es von Siemens hieß. Dadurch hat SIS etwa keinen Zugriff mehr auf das Intranet des DAX-Konzerns, sondern erhält ein eigenes Intranet.

Siemens kommt nach eigener Einschätzung bei der rechtlichen Verselbständigung der IT-Sparte SIS gut voran. "Wir sind auf gutem Wege für einen Carve-Out von SIS", hatte Finanzvorstand Joe Kaeser Ende Januar vor der Hauptversammlung erklärt.

SIS hat im vergangenen Geschäftsjahr 4,7 Mrd EUR umgesetzt, dabei aber lediglich 90 Mio EUR Gewinn erzielt. Beim Umsatz ist SIS nach wie vor stark von hausinternen Aufträgen abhängig. 1,1 Mrd EUR des Umsatzes wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Siemens gemacht, 3,6 Mrd EUR kamen von externen Auftraggebern.

Nach der Ausgliederung soll SIS fit für die Partnerschaft mit einem Wettbewerber oder gar für einen Börsengang gemacht werden. Ein Börsengang sei allerdings 2012 wahrscheinlicher als im kommenden Jahr, hatte Finanzvorstand Kaeser jüngst in einem Interview gesagt.

Webseite: www.siemens.com - Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb Dow Jones Newswires

March 18, 2010 07:00 ET (11:00 GMT)

Zur Startseite