Führen ohne Weisungsbefugnis

So qualifizieren Sie Experten



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Das Entwickeln der besten Problemlösung erfordert Experten-Know-how. Also sollten diese ihr Spezialwissen so präsentieren und vermitteln können, dass Kollegen und Vorgesetzten auf ihre Empfehlungen hören. Swarovski vermittelt seit 2011 in firmeninternen Weiterbildungen Mitarbeitern diese Kompetenz. Von Bernhard Kuntz.

Die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens hängt stark von der fachlichen Kompetenz seiner Mitarbeiter ab; zudem davon, wie effektiv das Fach-Know-how der Mitarbeiter genutzt wird. Das war schon immer so. Im zurückliegenden Jahrzehnt haben sich aber die Arbeitsstrukturen und -beziehungen in den Betrieben radikal verändert.

Und die bereichs- und hierarchieübergreifende Team- und Projektarbeit? Sie ist heute "ein zentraler Erfolgsfaktor der meisten Unternehmen", betont Christina Hofer, Head of Talent Development bei dem weltweit agierenden Unternehmen Swarovski, Wattens (Österreich), das die breite Öffentlichkeit primär wegen seiner aus Kristall gefertigten Schmuck-, Accessoire- und Textil-Komponenten kennt.

Wer Mitarbeiter weiterbildet, bringt ihnen gegenüber seine Wertschätzung zum Ausdruck und bindet sie emotional an das Unternehmen.
Wer Mitarbeiter weiterbildet, bringt ihnen gegenüber seine Wertschätzung zum Ausdruck und bindet sie emotional an das Unternehmen.
Foto: lunamarina - Fotolia.com

Dadurch veränderten sich außer den Anforderungen an die Führungskräfte, auch die Anforderungen an die Träger des für den Unternehmenserfolg wichtigen Fach-Know-hows. Sie müssen sich heute viel intensiver als früher mit den Kollegen im eigenen Bereich und oft sogar gesamten Unternehmen austauschen und mit ihnen Problemlösungen entwerfen.

Als Spezialisten haben sie zudem häufig bezogen auf gewisse Aufgaben ein größeres Fachwissen als ihre Vorgesetzten. Also sollten sie auch mit ihnen regelmäßig das Gespräch suchen - um sie zum Beispiel auf Risiken und Chancen hinzuweisen, die sich aus gewissen Problemlösungen ergeben.

Weiterbildung zum "Fachexperten" gestartet

Vor diesem Hintergrund beschloss das Unternehmen Swarovski, für das weltweit circa 25 000 Personen arbeiten, 2011, an seinem Stammsitz in Wattens (Tirol) ein Weiterbildungsprogramm für die Mitarbeiter zu starten, "die Träger erfolgsrelevanten Fachwissens sind". Damit verfolgte das Familienunternehmen laut Christina Hofer unter anderem folgende Ziele: Bei den Know-how-Trägern sollten die Kompetenzen ausgebaut werden, die sie aufgrund der verändernden Anforderungen für ein erfolgreiches Wahrnehmen ihrer Funktion brauchen.

Außerdem wollte Swarovski ihnen mit der Weiterbildung zum "Fachexperten" eine Entwicklungsperspektive jenseits der Führungslaufbahn aufzeigen - als Ausdruck der Wertschätzung ihrer Arbeit und um sie emotional noch stärker ans Unternehmen zu binden. Denn zu diesem Zeitpunkt spürte Swarovski bereits: Aufgrund des demografischen Wandels wird es zunehmend schwierig, Mitarbeiter mit dem benötigten Know-how und Persönlichkeitsprofil zu finden. Als Partner für das Entwicklungsprogramm wählte Swarovski das Beratungsunternehmen Voss+Partner, Hamburg - weil dieses bereits Erfahrung mit ähnlichen Projekten hatte. Zudem wurden seine Train-the-trainer-Seminare mit Bestnoten von der Stiftung Warentest ausgezeichnet.

Im Dialog entwickelten die beiden Partner das Konzept für eine berufsbegleitende Weiterbildung der Know-how-Träger zu sogenannten Fachexperten, die sich über drei Monate erstreckt. Sie besteht aus sechs Ausbildungsmodulen, wobei jeweils zwei Module zu einem zweitägigen Seminar zusammengefasst sind.

Zur Startseite