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So werden Web-Empfehlungen persönlich

Yvonne Göpfert ist als freie Journalistin in München tätig.

Neuronale Netzwerk-Methode

Noch im Forschungsstadium stecken die neuronalen Netze. Der Grundgedanke besteht darin, Systeme zu schaffen, die das Verhalten von Lebewesen intelligent nachvollziehen können. Ähnlich wie das menschliche Gehirn schließen sie von einer Tatsache auf eine andere. Ein Feld ist die Semantik. Semantische Technologien analysieren Wörter, Bilder oder Töne nicht mit herkömmlichen Verfahren wie einer Einzelbegriffanalyse. Im Gegenteil: Sie stellen inhaltliche Zusammenhänge her und erfassen damit die Bedeutung von Informationen. Bei dem Wort "Decke" kann damit beispielsweise eine Zudecke gemein sein oder die Decke, an der die Lampen hängen. Mit diesen Technologien sollen Computerprogramme besser nachvollziehen können, in welchem Kontext Daten abgespeichert wurden. Das schleißt auch eine Wertung, wie Menschen zu bestimmten Dinge stehen - ob sie sie gut finden oder schlecht - mit ein. Darüber hinaus können Computer aus den Inhalten logische Schlüsse ziehen und selbständig Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Informationen aus mehreren Quellen erkennen und herstellen. Google hat zu diesem Zweck Anfang des Jahres DeepMind gekauft.

Was genau Google nun mit Hilfe der Neuronale Netzwerk-Methode plant, kann man nur mutmaßen. Fest steht, dass Google eine neue Domäne erobern will - das "Internet der Dinge". In Verbindung mit selbstlernender künstlicher Intelligenz könnte das unseren Alltag stark verändern. Ein Beispiel ist der Dienst Google Now. Der Dienst soll dem Nutzer automatisch all jene nützliche Informationen zukommen lassen, die der Kunde gerade braucht. Auch neue Marketing-Botschaften dürften da eines Tages eingeschlossen sein - höchst persönlich und individuell.

Fazit: Logische Verknüpfungen ergeben nicht immer sinnvolle Vorschläge

Manche Kunden wissen genau, was sie kaufen wollen, andere kaufen erst nach ein wenig Inspiration. Wer nun das Verhalten seiner Kunden detailliert analysiert und versteht, macht mehr Umsatz. Eine genaue Clusterung von Informationen ist dabei unabdingbar - auf einer kollektiven und auf einer persönlichen Ebene.

Neben weiteren Produktempfehlungen bietet Frontlineshop auch Produkte an, die auf das Profil des Käufers zugeschnitten sind.
Neben weiteren Produktempfehlungen bietet Frontlineshop auch Produkte an, die auf das Profil des Käufers zugeschnitten sind.
Foto: Frontlineshop

Die kollektive Ebene ermöglicht es, dem Kunden Produkte vorzuschlagen, auf die er selbst vielleicht nicht gekommen wäre. Die individuellen Profilebene wiederum garantiert, dass so gut wie keine Fehlvorschläge unterbreitet werden.

Letzten Endes geht es darum, jedem Kunden genau die Produkte präsentieren, die für ihn gerade relevant sind. Doch es sind Stolperfallen vorprogrammiert: Produkte, die gerade erst gekauft wurden oder Produkte, die nur datenbanktechnisch logische Vorschläge darstellen, jedoch nicht inhaltlich sinnvoll sind, können den Kunde eher verschrecken. Ein Ausweg ist die Analyse mithilfe der neuronalen Netzwerkmethode. Doch hier werden noch ein paar Jahre vergehen, bis die Technik Standard ist.

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