Sony: Einstieg in den Ausstieg aus der IT-Branche?

25.09.2006

Sony Deutschland GmbH

Geschäftsführung

Herrn Manfred Gerdes

Hugo-Eckener-Straße 20

50829 Köln

Chefredaktion

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E-Mail: dsicking@computerpartner.de

München, 25.09.2006

Sehr geehrter Herr Gerdes,

wenn wir von der ComputerPartner-Redaktion mittags in der Kantine beisammensitzen und uns der Gesprächsstoff ausgeht, dann gibt es ein probates Mittel, um die Sache wieder ins Rollen zu bringen. Jemand braucht nur zu fragen: "Und was gibt’s bei Sony Neues?"

Das Schöne bei Sony ist, dass das Unternehmen eigentlich schon seit Jahren immer wieder reichlich Diskussionsvorlagen anbietet. Toll auch, dass Sie, sehr geehrter Herr Gerdes, es nicht der Konzernzen- trale in Tokio überlassen, uns mit Themen zu versorgen, sondern sich selbst immer wieder mit poin- tierten Aussagen einbringen. So ist eine Arbeitswoche locker mit Sony-Themen zu füllen, was folgen- dermaßen aussehen könnte:

Montag: Sony geht nicht auf die IFA. Und die IFA funktioniert trotzdem.

Dienstag: Sony erklärt, dass die Playstation mit Verspätung auf den Markt kommen werde. Die Konkurrenten Microsoft und Nintendo reiben sich die Hände.

Mittwoch: Der Deutschland-Chef von Sony, also Sie, kündigt an, dass sich Sony vom zweistufigen Vertrieb über den Großhandel und die Distribution verabschieden wolle.

Donnerstag: In dem Newsletter "rf-Brief" äußern Sie sich zum Thema E-Tailer. Sie werden mit folgendem Satz zitiert: "E-Tail ist eine Geldvernichtungsmaschine sondergleichen. Es kann mir keiner erzählen, dass hier jemand profitables Wachstum generiert." Kurz und gut: Sie können die E-Tailer nicht leiden. Dazu passt Ihre Entscheidung, dass Händler mit Internet-Shop seit dem 1. April dieses Jahres bis zu zehn Prozent teurer einkaufen als reinrassige stationäre Händler.

Freitag: Vorläufiger Höhepunkt ist die Entscheidung des Konzerns, weltweit das Geschäft mit Computerdisplays aufzugeben. Noch vor wenigen Wochen hieß es lediglich, man wolle sich aus dem amerikanischen und asiatischen Monitormarkt zurückziehen, in Europa aber weitermachen. Jetzt haben sich die japanischen Bosse offenbar doch zu einer Totaloperation entschlossen.

Gerade der letzte Punkt wirft am ComputerPartner-Mittagstisch Fragen auf. Wenn sich Sony, so die Überlegung, aus dem Monitorgeschäft zurückzieht, müssen sich Kunden und Vertriebspartner nicht auch Gedanken darüber machen, wie ernst es Sony noch mit dem PC- und Notebook-Business meint? Oder anders formuliert: Die Aufgabe des Monitorgeschäfts: Ist dies Sonys Einstieg in den Ausstieg aus der IT-Branche?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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